
Der Internet-Kurznachrichtendienst Twitter wird in Gesprächen mit Kaufinteressenten laut einem Zeitungsbericht mit bis zu zehn Milliarden Dollar bewertet. Unter anderem Facebook und Google hätten bei Twitter zumindest vorgefühlt, berichtete das „Wall Street Journal“. Die Gespräche seien jedoch bisher ergebnislos geblieben.
Twitter soll im vergangenen Jahr einen Umsatz von 45 Millionen Dollar erzielt haben. Wegen des Ausbaus der Mitarbeiterzahl und der Technik-Infrastruktur habe es einen Verlust gegeben. Für dieses Jahr rechne das Unternehmen mit Erlösen zwischen 100 und 110 Millionen Dollar.
Die Bewertung entspräche damit dem 100 (im Bezug auf das Vorjahr) bis mehr als 200-fachen des Umsatzes. Im Vergleich dazu ist die Übernahme des Blogs „Huffington Post“ durch AOL ein wahres Schnäppchen: Der Internetoldie zahlte 315 Millionen Dollar – etwa das Fünffache des Vorjahresumsatzes.
Twitter als „Barometer der Technik-Blase“
Das „Wall Street Journal“ bezeichnet Twitter als „Barometer der Technik-Blase“, denn in den letzten Wochen hatten bereits die Milliardenbewertungen für Unternehmen wie Facebook oder Groupon die Diskussion um eine neue Internet-Blase geschürt.
Grundlage sind oft Aktienkäufe auf Internet-Plattformen wie Secondmarket und Sharespost, wo vor allem Mitarbeiteranteile der Firmen gehandelt werden, die noch nicht börsennotiert sind.
Auch Twitter ist dort gefragt, der bekannte Risikokapitalgeber Andreessen Horowitz hat dort gerade erst Twitter-Anteile für 80 Millionen Dollar gekauft.
Noch im Dezember hatte Twitter bei Investoren 200 Millionen Dollar auf Basis einer Bewertung von nur 3,7 Milliarden Dollar eingesammelt. Bei Twitter kann man bis zu 140 Zeichen lange Nachrichten absetzen und den Mitteilungen anderer Nutzer folgen. Das 2006 gegründete Startup hat rund 200 Millionen registrierte Mitglieder, wobei unklar ist, wie viele von ihnen den Dienst tatsächlich aktiv nutzen.
Twitter tat sich bisher schwer, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu finden. Eine Überladung mit Werbung lehnten die Gründer von Anfang an ab - aus Angst, die Nutzer zu verschrecken. Unter dem neuen Chef Dick Costolo wagt sich die Firma stärker ins Werbegeschäft vor, unter anderem mit bezahlten Tweets.