
Wie aus vertraulichen Protokollen, Aufzeichnungen und Briefen hervorgeht, die der WirtschaftsWoche sowie dem ZDF vorliegen, hat das Unternehmen vom 12. bis 16. Dezember 1996 insgesamt rund 120 Telefongespräche von Telefonkunden überwacht - ohne Einschaltung der Staatsanwaltschaft und ohne richterliche Anordnung.
Den Unterlagen zufolge hatte der damalige Telekom-Vorstand Technische Dienste, Hagen Hultzsch, die Abhöraktion genehmigt.
Hagen Hultzsch: Abschied vom Saubermann-Image
Im Telekom-Vorstand galt der ehemalige VW-Manager als Saubermann, der sein Gentleman-Image pflegt und sich selten an den Grabenkämpfen beteiligte. Hultzsch trug keine direkte Verantwortung für das operative Geschäft. Seine Zuständigkeiten im Vorstand bekamen so schwammige Begriffe wie „Technik, Dienste“. Er kümmerte sich damit vorwiegend um Innovationen im Internet und galt als der Multimedia-Visionär an der Seite von Konzernchef Ron Sommer.
Immerhin acht Jahre (von 1993 bis 2001), länger als viele andere, gehörte er dem Telekom-Vorstand an. Er musste erst weichen, als Sommer zwei Bauernopfer brauchte und mit einem Vorstandsumbau seinen eigenen Kopf zu retten versuchte.
Größtes Projekt Millenniums-Umstellung
Hultzsch größtes Projekt war die Lösung der im Digitalzeitalter besonders kritischen Datumsumstellung am 1. Januar 2000, als die gesamte Software in der Informationstechnik und den Vermittlungsstellen überprüft werden mussten, damit es zu keinem Netzzusammenbruch in der Neujahrsnacht kommt. Aus diesem Grund fiel auch das Zentrum für Netzsicherheit in Darmstadt in seinen Zuständigkeitsbereich.