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Air Liquide-Chef "Permanenter Wettlauf"

Benoît Potier, der Chef des französischen Gaseherstellers Air Liquide, über den Zweikampf mit dem deutschen Wettbewerber Linde, Renditen in der Krise und Chancen für Übernahmen.

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Vorstandschef von Air Liquide Benoit Potier Quelle: Kai Jünnemann

WirtschaftsWoche: Monsieur Potier, Sie liefern sich seit Langem einen Wettlauf mit Linde um den ersten Platz in Ihrer Branche. Welche Bedeutung hat diese Rivalität für Sie?

Ich habe den Eindruck, dass diese Frage häufiger von deutscher Seite als von französischer Seite gestellt wird.

Wundert Sie das? Immerhin hat Air Liquide mit der Übernahme des Wettbewerbers Messer Griesheim 2004 und der Engineering-Firma Lurgi 2007 zwei deutsche Traditionsunternehmen geschluckt.

Das Bemerkenswerte für mich daran ist, dass wir dadurch fast ein deutsch-französisches Unternehmen geworden sind. Unser Deutschland-Umsatz erreicht zwei Drittel des französischen. Wir erwirtschaften hier einen Umsatz von fast zwei Milliarden Euro, haben 4000 Mitarbeiter und liegen bei den Industriegaseaktivitäten praktisch gleichauf mit Linde.

Manchen in Deutschland schien, Air Liquide machte das alles in erster Linie, um zum Wettbewerber Linde aufzuschließen.

Wir setzen nicht alles daran, größer zu sein, denn unser Geschäft ist sehr kapitalintensiv, und für uns hat langfristiges, marktorientiertes Wachstum Priorität. Für uns zählen in erster Linie die Rentabilität und die Dividende, die wir unseren Anteilseignern zahlen.

Wer liegt weltweit gerade vorn, Air Liquide oder Linde?

Wir sind beim Umsatz 10 bis 15 Prozent größer. Linde war nach der Übernahme des britischen Wettbewerbers BOC 2006 vorübergehend größer als wir, hat sich dann aber unter anderem aus kartellrechtlichen Gründen von bestimmten Aktivitäten getrennt.

Ihre Zahlen waren zuletzt besser, Ihre Schulden niedriger als bei Linde. Werden Sie Ihren Vorsprung halten können?

Ja, und wir wollen die Verschuldung nominal stabil halten in diesem Jahr und damit unsere Verschuldungsquote sogar reduzieren. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital ist bei uns höher als in unserer Industrie. Und das soll auch so bleiben, das heißt, wir streben an, eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von heute elf bis zwölf Prozent nach Steuern dauerhaft beizubehalten.

Wie erklären Sie sich den Vorsprung gegenüber Linde?

Unser Business-Mix ist anders: Wir sind weltweit die Nummer eins bei Kunden der Großindustrie und im Gesundheitssektor. Beides sind Sektoren, die auch in der Krise gewachsen sind. Insofern haben wir von der Situation profitiert.

Sie schütteten trotz einsetzender Wirtschaftskrise im Jahr 2008 den gleichen Betrag an Ihre Aktionäre aus wie 2007.

Wir achten sehr auf ein Gleichgewicht zwischen den einbehaltenen Gewinnen für Investitionen in zukünftiges Wachstum, der Dividende für die Aktionäre und der Entlohnung unserer Arbeiter. Die Motivation unserer Mitarbeiter ist für uns wichtig. Mehr als 18 500 Mitarbeiter beteiligten sich Anfang April an einer ihnen vorbehaltenen Kapitalerhöhung, bei der sie Anteilsscheine mit einem Abschlag von 20 Prozent erhielten.

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