
Mitunter mutet der Zwist wie kindisches Gezänk im Sandkasten an. Seit sechs Jahren streiten sich die USA und die EU um Subventionen für den Bau von Passagier-Flugzeugen. Die weltgrößten Flugzeugkonzerne Airbus (Europa) und Boeing (USA) haben sich vor der Welthandelsorganisation WTO gegenseitig verklagt. Beide behaupten, der jeweils andere habe angefangen; sie jonglieren mit absurd unterschiedlichen Beträgen über die Höhe der staatlichen Hilfen, und wenn die WTO ein Urteil spricht, lesen beide daraus nur, was ihnen gefällt. Das wird auch an diesem Montag so sein, wenn die WTO die Staatshilfen für Boeing be- und wohl auch verurteilt. Zu Airbus hatte sie sich schon im Juni 2010 geäußert.
Konkurrenten lernen dazu
Doch im Grunde ist die Lage klar. Die WTO hat sowohl dem europäischen als auch dem amerikanischen Konzern bescheinigt, sie hätten Staatsgeld erhalten und sich so Vorteile verschafft. Es wäre an der Zeit, dass sich beide außergerichtlich einigten. Dem verweigert sich offenbar vor allem Boeing. Denn der US-Konzern hofft, den derzeit größten Rüstungsauftrag der Welt zu ergattern: den Bau von US-Militärtankflugzeugen. Auch Airbus buhlt darum. Boeing verspricht sich wahrscheinlich bessere Chancen, wenn es Airbus mit Verweis auf den WTO-Bericht als Unternehmen brandmarken kann, das Staatsgeld kassiert, so Boeing benachteiligt und Jobs in den USA vernichtet.
Ist der US-Auftrag wie geplant im Frühjahr entschieden, kann Boeing einlenken. Doch mit solch einem Verhalten schadet sich Boeing selbst – und Airbus auch. Denn zu den innigsten Beobachtern der geheimen WTO-Verhandlungen gehören China, Japan, Kanada und Brasilien. Sie lernen dort nicht nur, wie sie die Subventionen für ihre Flugzeugbauer WTO-fest gestalten, sondern alles über den Bau von Flugzeugen, mit denen sie Airbus und Boeing bald Konkurrenz machen.