Amazon, Microsoft, VW Das sind die Gewinner der Berichtssaison

Halbzeit in der laufenden Berichtssaison: Die jüngsten Firmenbilanzen zeigen, dass die Firmengewinne sprudeln. Besonders Amazon-Chef Jeff Bezos trumpft groß auf. Für andere Manager lief es dagegen weniger rund.

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Amazon, Microsoft, VW: Das sind die Gewinner der Berichtssaison

Vergangene Woche war es mal wieder so weit: Der Online-Handelsriese Amazon legte Zahlen vor – und CEO Jeff Bezos war kurz danach wieder der reichste Mann der Welt. Die starken Unternehmenszahlen trieben den Kurs der Aktie zwischenzeitlich um 13 Prozent in die Höhe – und katapultierten das Vermögen von Firmengründer Bezos innerhalb eines Tages um 6,4 Milliarden auf 90 Milliarden Dollar.

Amazon gehört fraglos zu den Gewinnern der laufenden Berichtssaison. Doch im Schatten des Gewinnmeisters aus Seattle haben noch einige andere Firmen brilliert. Die Ergebnisse von Microsoft, General Motors und United Parcel Service trugen ebenfalls dazu bei, die US-Aktienindizes auf Rekordniveau zu hieven. In Europa konnten beispielsweise Volkswagen, der schwedische Industriekonzern Atlas Copco oder der Puma-Mutterkonzern Kering überzeugen.

Weder der Nordkorea-Konflikt noch die schweren Wirbelstürme, die Brexit-Sorgen oder die katalanischen Separatisten konnten den Optimismus an den Börsen bremsen: Nachdem die Hälfte der Unternehmen aus dem S&P 500 Zahlen vorgelegt haben, stieg der Umsatz der in dem Index vertretenen Firmen im Schnitt um 6,3 Prozent, der Gewinn sogar um 8,4 Prozent. Auch die Konzerne im europäischen Leitindex Stoxx 600 konnten ihre Gewinne im Schnitt um acht Prozent steigern, schätzen Analysten der Investmentbank JP Morgan Chase.

Wo sich Chef-sein richtig lohnt
Platz acht: Skandinavien Quelle: dpa
Platz sieben: Beneluxländer Quelle: REUTERS
Platz sechs: Frankreich Quelle: REUTERS
Platz fünf: Italien Quelle: dpa
Platz vier: DeutschlandDie höchste Gesamtdirektvergütung unter den Top 100 der europäischen Unternehmen erreichte mit 14,4 Millionen Euro Rakesh Kapoor von Reckitt Benckiser, einem britischen Konsumgüterhersteller. Es folgten die CEOs des britischen Medienunternehmens WPP (13,3 Millionen Euro) und der Schweizer UBS Group (12,3 Millionen Euro). Auf Platz vier kam der bestbezahlte CEO eines deutschen Unternehmens: Bill McDermott bei SAP mit knapp 12,1 Millionen Euro. Daimlers Vorstandschef Dieter Zetsche, der 2015 auf den 4. Platz kam, schaffte es 2016 nicht mehr in die Top Ten. Insgesamt liegen die CEOs der deutschen Unternehmen mit einem Mediangehalt von 5,06 Millionen Euro auf dem vierten Rang. Der Median der Gesamtdirektvergütung der CEOs des DAX 30 liegt mit 4,99 Millionen Euro nur leicht unterhalb der deutschen Eurotop-Unternehmen. Quelle: REUTERS
Platz drei: Spanien Quelle: dpa
Platz zwei: Großbritannien Quelle: REUTERS

Die Unternehmen des MSCI Asien und Pazifik, die bereits zu einem Viertel Zahlen vorgelegt haben, wuchsen mit 15 Prozent noch deutlich stärker. „Der globale wirtschaftliche Aufschwung, der Ende 2016 eingesetzt hat, zieht weiter an“, erwartet Credit-Suisse-Analyst Patrick Palfrey. „Die laufende Berichtssaison entwickelt sich sehr gut.“

Amazon zeigt der Konkurrenz dabei, wie es geht: Der Online-Handelsriese integriert die zugekaufte Supermarktkette Whole Foods im Rekordtempo, wirft Gadgets wie Alexa auf den Markt, punktet bei Zukunfts-Dienstleistungen wie Cloud-Angeboten, steigert den Umsatz und hält gleichzeitig die Kosten im Rahmen. Das Unternehmen übertraf seine selbstgesteckten Ziele weit und steigerte den Aktienkurs auf über 1100 Dollar.

Microsoft konnte im abgelaufenen Quartal unter Beweis stellen, dass nicht nur Amazon bei Boom-Thema Cloud Computing punkten kann: Das Geschäftsfeld verhalf dem IT-Riesen dazu, den Umsatz um zwölf Prozent zu steigern. Der Online-Boom treibt zwar Tech-Firmen zu immer neuen Rekorden – kennt jedoch auch Verlierer: So musste der US-Spielwarenhändler „Toys’R’Us“ kürzlich Insolvenz anmelden. Daraufhin rauschte auch die Aktie des Konkurrenten Mattel in den Keller.

Für einige CEOs wurde das Quartal zum Karriere-Killer

Die Hurrikan-Saison im August und September richtete zwar lokal schwere Verwüstungen an und verhagelte den Rückversicherern die Bilanz. Ansonsten blieben die Auswirkungen auf die US-Wirtschaft aber gering. Selbst der der Pharma-Konzern Amgen, der im verwüsteten Puerto Rico eine Produktionsanlage betreibt, konnte sein Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr anheben. General Motors und Ford profitierten sogar direkt von den Unwettern: Weil viele Menschen ihre zerstörten Autos ersetzten mussten, konnten die beiden US-Autobauer ihre Gewinnziele übertreffen.

Wohl und Wehe vieler Konzerne hängt auch von der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas ab – und sie wurden in dem wichtigen Absatzmarkt nicht enttäuscht. Der verbesserte Ausblick für den Bausektor im Reich der Mitte verhalf selbst dem kriselnden US-Baumaschinenhersteller Caterpillar zum ersten Umsatzzuwachs seit 2012. Von der starken chinesischen Binnennachfrage profitierten auch die lokalen Konsumgüterkonzerne: Kweichow Moutai, der weltweit wertvollste Spirituosen-Hersteller, konnte seinen Gewinn verdoppeln.

In der Ölbranche konnten alle Unternehmen die zuletzt leicht anziehenden Ölpreise in Gewinne ummünzen: Während bei den Ölproduzenten wie Exxon Chevron oder Total nach harten Sparprogrammen nun wieder die Gewinne sprudeln, tun sich die Öldienstleister und Produzenten von Bohranlagen deutlich schwerer, da nach wie vor nur wenige neue Quellen erschlossen werden.

Für eine Reihe von Vorstandsvorsitzenden entwickelte sich das abgelaufene Quartal dagegen zum Karriere-Killer: Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter trat vergangene Woche nach einer monatelangen Affäre um möglichen Insiderhandel zurück. Der Chef der Airline United, Oscar Munoz, musste nicht nur seine Kunden besänftigen, nachdem ein Passagier gewaltsam aus einer Maschine gezerrt wurde.

Auch die Aktionäre stieß er mit einem miserablen Ausblick für 2018 vor den Kopf. In Japan stehen der Chef von Kobe Steel wegen eines Fälschungsskandals und der Nissan-Boss wegen mangelhafter Fahrzeug-Inspektionen am Pranger. Auch die Chefs von Deutscher Bank und Barclays stehen unter Druck, nachdem ihre Geldinstitute deutlich schlechter abschnitten als der Branchen-Durchschnitt.

Die zweite Halbzeit der Berichtssaison dürfte ebenso spannend werden: In den nächsten Tagen legen beispielsweise BP, Shell, Tesla und Facebook Zahlen vor. Aktionäre dürfen sich daher in den kommenden Tagen auf weitere erfreuliche Zahlen einstellen.

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