Anzug oder casual? Die richtige Kleidung zu jeder Gelegenheit

Die richtige Kleidung zeigt Respekt vor Mitmenschen und gesellschaftlichen Ereignissen. Doch wie kleide ich mich dem jeweiligen Anlass entsprechend?

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Die richtige Kleidung zeigt Respekt vor dem gesellschaftlichen Ereignis, und ist manchmal auch eine Frage der Selbstachtung. Doch wie kleide ich mich dem Anlass entsprechend? Denn hebt nicht ein hübsches, sauberes und ordentliches, zum Anlass passendes Gewand auch den Träger angenehm hervor, indem es Würde, Vornehmheit und gute Ausstrahlung verleiht? Schnell scheiden sich bei der Diskussion um Kleiderfragen die Geister. Die einen vertreten meist allgemein die Auffassung, es komme schließlich nur auf den Menschen an, auf sein Herz und seinen Geist. Die anderen sehen auch in der Kleidung eine Möglichkeit, den Gastgeber und den Anlass gleichermaßen zu ehren. Im Büro: Der durchgehende Anzug Dieser Dresscode bezieht sich insbesondere auf die Menschen, für die korrekte Kleidung im Arbeitsalltag besonders wichtig ist, etwa Führungspersönlichkeiten, Rechtsanwälte sowie Geschäftsleute, die sowohl im Büro als auch auf ihre Kunden einen angenehmen Eindruck machen wollen („Business-People“). Der Business-Anzug ist dunkelgrau oder dunkelblau. Es handelt sich um einen durchgehenden Anzug, also einen Anzug, dessen unterschiedliche Teile - Jackett, Hose und vielleicht auch Weste - aus dem gleichen Stoff bestehen. Der Anzug ist ein- oder zweireihig, das heißt, es gibt eine senkrechte Reihe, aus drei, manchmal auch aus nur zwei Knöpfen bestehend, oder es gibt zwei solcher senkrechten Knopfreihen auf dem Jackett. Unter dem Einreiher-Jackett kann man eine Weste tragen. Das Jackett betont in der Passform etwas die Taille, wenn er gut geschnitten ist.

Beim Einreiher wird nur der mittlere von drei oder der obere von zwei Knöpfen geschlossen. Viernöpfige Jacken waren eine Zeitlang Mode, haben sich aber nicht durchgesetzt. Der mittlere Knopf beim Einreiher (meistens hat der Einreiher ja drei Knöpfe über dem Bauch, sonst ist es immer der obere beim Zwei-Knopf-Einreiher) ist immer zu schließen, sobald und solange der Träger eines solchen Anzugs steht. Das Gebot des Jackett-Schließens ist wichtig, wird wenig beachtet und gilt besonders streng bei Zweireihern, die sogar beim Sitzen geschlossen getragen werden können, aber nicht müssen. Für das Jackett-Schließ-Gebot beim Einreiher gibt es nur eine Ausnahme: Wird eine Weste unter dem Jackett getragen, so muss man dieses beim Stehen nicht immer geschlossen halten, sollte das aber dennoch tun, wenn der Anlass sehr offiziell ist. Also etwa wenn Sie eine Rede halten oder eine Firmenpräsentation machen. Auch wenn Sie tanzen oder wenn Sie auf einem Empfang der Gastgeber sind, an dem alle Gäste zum „Grüß-Gott“ vorbei gehen, dann sollten Sie auf jeden Fall Ihr Jackett geschlossen tragen - egal, ob mit oder ohne Weste. Solange Sie keine Weste tragen, aber einen Einreiher, muss die Handbewegung zum (mittleren) Schließknopf automatisch mit dem Aufstehen vom Stuhl verbunden sein. Sie dürfen gar nicht mehr anders können. Zum gedeckten Anzug werden schwarze Schuhe, dunkle lange Strümpfe und ein pastellfarbenes Hemd in bleu oder rosé oder ein blau- oder rotweiß gestreiftes oder ein weißes Hemd getragen. Der Hemdenstoff ist am besten Sea-Island-Cotton oder Schweizer Popeline. Die Schuhe können tagsüber bei weniger dunklen Anzügen, zum Beispiel bei stein- oder mausgrauen oder im Sommer auch hellgrauen Anzügen braun oder rotbraun sein. Doch beachten Sie dabei: „Never brown after six.“ Die Schuhe sollten immer - einschließlich der Sohlen - aus Leder bestehen. Höchstens der Absatz darf aus Gummi bestehen oder eine Gummi-Ecke aufweisen. Der Gürtel und auch das Uhrenarmband (sofern ebenfalls aus Leder gefertigt) zeigen die Farbe der Schuhe. Die Strümpfe reichen immer bis zu den Knien (der Herr trägt niemals Socken, außer zum Tennis!) und liegen in der Farbe zwischen den Schuhen und der geringfügig helleren Hose, oder sie zeigen die gleiche Farbe, wie die (dunkleren) Schuhe.

Im Büro: Das richtige Hemd zum Anzug Das Hemd, das zum durchgehenden Geschäftsanzug getragen wird, hat lange Ärmel, deren Manschetten ein bis zwei Zentimeter aus dem Ärmel des Jacketts hervorschauen. Bei den Manschetten sind zum Business-Anzug Doppel- oder Umschlagmanschetten die richtigen. Sie weisen bei besonderen Anlässen nur Knopflöcher auf, weil sie mit Manschettenknöpfen zusammengehalten werden, die nicht zum Hemd gehören, sondern vielmehr nach dem Tragen rausgeknöpft und im frischen Hemd erneut hineingeknöpft werden. Kurzärmelige Hemden sollte man gar nicht besitzen. Wenn einer lässig das Jackett ablegt und ihm zu warm ist, kann er seine langen Hemdsärmel aufkrempeln. In der Freizeit trägt man eher Poloshirts oder langärmlige Hemden mit einfachen Manschetten und angenähten Knöpfen daran und eventuell einem Button-down-Kragen (mit den Knöpfchen an den Kragenecken). Der Kragen des offiziellen Business-Hemdes ist glatt und geht breit auseinander. Im Geschäft wird auch der so genannte Tap-Kragen getragen mit dem kleinen Steg und Druckknopf unter dem Schlipsknoten. Gelegentlich sieht man auch den Kragen mit der Quernadel, der an den Ecken entsprechende Löchlein hat, wo die Nadel durchgesteckt werden kann. Diesen Kragen kann man praktisch nur bei Hemden kriegen, die vom Hemdenschneider gemacht sind. Die generelle Hemdenregel ist: Je offizieller der Anlass, beispielsweise beim Abendempfang oder zur Oper, desto schlichter das Hemd. Also abends keine Kragenexperimente oder grobe Muster, wohl aber Doppelmanschetten. Karierte Hemden sind eher für tagsüber und wirken jugendlich; uni und gestreifte Hemden werden tagsüber und abends getragen und wirken seriös.

Im Büro: Anzugkombinationen Es kommt natürlich auf das Business und auf die Gepflogenheiten des Unternehmens an. Tagsüber werden Kombinationen getragen, die aus einer Tweedjacke mit bräunlichen Mustern bestehen und aus einer grauen Hose mit Umschlag. Die Jacke braucht übrigens nicht aus Tweed zu sein. Sie muss nur diesen typischen britischen Tweedlook besitzen und kann durchaus aus Kaschmir-, Tuch- oder Kammgarnstoffen gearbeitet sein. Sie ist einreihig mit drei Knöpfen, und wenn man sie arbeiten lässt, kann man durchaus eine Weste aus dem gleichen Stoff zusätzlich schneidern lassen. Man kann aber auch einen Pullover oder Pullunder tragen (aber immer natürlich über einem Hemd) in Beige-, Braun- oder Grüntönen und zum Jackett passend. Die graue Hose ist im Sommer aus einem Kammgarn- oder Super-100-Stoff oder ähnlichem Material, im Winter meist aus Flanell. Auch eine Baumwollhose in beige, creme oder khaki passt zu solch einer Kombination. Die passenden Schuhe zu dieser Kombination sind braun oder schwarz, wobei braune vorzuziehen sind, zumal man sich mit dieser Tageskombination sowieso abends nicht sehen lassen sollte. Zu solchen leicht britisch wirkenden Kombinationen kann man sportliche Hemden tragen, etwa aus Oxford-Stoff. Hier sind auch Button-down-Kragen und einfache Knopfmanschetten angebracht. Natürlich sind auch zu solchen Kombinationen Hemden mit Doppelmanschetten und Haifischkragen chic. Sehr gut passen Hemden mit kleinen Karos, auch wenn das Jackett selber Karos zeigt. Die Krawatte darf dann allerdings nicht kariert sein. Klassisch ist hier eine Krawatte mit farblich passendem Paisley-Muster, aber auch dunkelrote Woll-Krawatten passen gut.

Inoffizielles Abendessen: Der Blazer Es gibt eine Jackett-Hose-Kombination, die zwar von vielen Business-Leuten auch tagsüber getragen wird, eigentlich aber eher eine Kleidung für den Abend oder jedenfalls für nachmittags und abends gedacht ist. Das ist der (meist) dunkelblaue Blazer, früher in Deutschland auch Clubjacke genannt. Tatsächlich ist der Blazer in England zur Clubjacke für die gemütlichen Stunden nach dem Sport avanciert. Häufig war auf der Brusttasche das Emblem des jeweiligen Clubs aufgenäht, und die Träger dieser Clubjacken trugen dazu die Krawatte ihrer Schule, ihres Colleges oder ihres Clubs. So gelten auch diagonal gestreifte Krawatten immer noch als ideales Accessoire für den Blazer. Diese sollten allerdings nur zu Uni-Hemden, nie zu gestreiften oder karierten getragen werden. Der Blazer ist aufgrund dieser Tradition eher ein privater als ein Geschäftsanzug. Im Club und auf privaten Abendgesellschaften kann er durchaus den dunklen Anzug ersetzen. Die Einladung zum festlichen Abendessen nach dem jährlichen Golfturnier der Deutschen Wirtschaft im Schlosshotel in Kronberg enthält zum Beispiel als Dresscode die Formulierung: „Dunkler Anzug oder Blazer“. Der Blazer wird - wie die Tweedkombination - mit grauen Hosen getragen, kann aber im Sommer durchaus auch mit weißen oder beige-farbenen Bauwollhosen kombiniert werden. Auf der Yacht an der Cote d’Azure macht sich eine Blazer-Kombination mit weißer Hose besonders chic. Dort wird er stilgerecht zweireihig getragen, weil die zweireihige Jacke eben einfach eher dem Stil der Kapitäns-Uniform entspricht. Zum Blazer werden in der Regel goldene Knöpfe getragen. Früher hatte er meistens aufgesetzte Taschen, doch das ist etwas aus der Mode gekommen. Es gibt Blazer in Tuch, Kaschmir, Kammgarn und allen anderen Stoffarten bis hin zur Baumwolle (Popeline)und Seide. Der Blazer ist übrigens auch sehr gut mit Bluejeans kombinierbar. Ohne Schlips und mit offenem Hemd wirkt der Mann damit in der Abend-Freizeit oder auch zu Parties mit dem Dresscode „casual“ gut angezogen, sofern er eine Jeansfigur hat. Zum Blazer gehören schwarze oder ganz dunkelblaue Schuhe, und auch hier sind die Strümpfe - wie immer - dunkler als die Hose, durchaus auch schwarz, wie die Schuhe.

Im Büro: Leichte Baumwollanzüge im Sommer Baumwollanzüge sind sehr geeignete Business-Suits im Sommer. Sie ermöglichen es dem Träger, durchaus auch bei höheren Temperaturen das Jackett zu tragen, wenn es die Situation nahe legt. Und mit Jackett ist der Herr natürlich immer besser angezogen als ohne. Es eignen sich Baumwollanzüge in einem Khaki-beige oder - besonders chic im Business - in einem fast schwarzen Blau. Zu beigefarbenen oder beige-braunen oder beige-grünlichen Baumwollanzügen zum Beispiel aus Popeline oder Leinen, aber auch zu Sommeranzügen in diesen Farben aus Seide werden tagsüber braune oder rotbraune Schuhe getragen, wenn abends Gelegenheit zum Wechseln zu schwarzen besteht. Vorsicht mit Leinenanzügen. Leinen knüllt schnell und nachhaltig. Man sollte Leinenanzüge nur zu Stehempfängen tragen, sowie man auch nur ein paar Minuten damit sitzt, hat man die Falten durch die eigene Körpertemperatur geradezu eingebügelt. Heute wird zu solchen sommerlichen Anzügen häufig auf die Krawatte verzichtet. Ich rate in diesen Fällen zu einem passenden farbigen Einstecktuch aus Seide, wenn man nicht zu langweilig aussehen möchte. Zu solchen Sommeranzügen passen gestreifte oder karierte Hemden. Sie können ruhig etwas bunter sein. In ungezwungener Atmosphäre kann man auch statt eines Oberhemdes ein Poloshirt zu solchen Sommeranzügen tragen, das entspricht dann etwa dem Dresscode „smart-casual“. Teil 2: Feierliche Anlässe: Was trage ich zu welcher Gelegenheit? Teil 3: Damenkleidung: Dresscode für Ladys

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