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Arcandor-Tochter Seehofer will sich für Quelle-Beschäftigte einsetzen

Nach dem endgültigen Scheitern der Quelle-Rettung will sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nun für die Beschäftigten einsetzen. Die Abwicklung des Versandhändlers macht Tausende arbeitslos - und die Beschäftigten geben dem Management die Schuld.

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Quelle-Logo hinter einer Quelle: dpa

Erneut macht sich Bayerns Ministerpräsident für die Quelle-Mitarbeiter stark: „Wir haben das Menschenmögliche getan,um die Chance zu wahren, die sich lange Zeit für Quelle eröffnet hat“, sagte der CSU-Chef heute in Berlin. „Wir müssen gemeinsam - Politik, Insolvenzverwalter und Belegschaft - schauen, dass wir die die Auswirkungen für die betroffenen Menschen so gering wie möglich halten.“

Seehofer kündigte an, einen Zukunftsplan für die Region Nürnberg/Fürth zu erstellen. Die CSU-Führung sieht vor allem die Probleme des Konzerns Arcandor als verantwortlich an. „Die Ursachen für diese Entwicklung liegen im Konkurs von Arcandor“, sagte Seehofer.

Das Aus für Quelle ist seit heute Nacht besiegelt - rund 9.000 Arbeitnehmer stehen vor der Arbeitslosigkeit. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg erklärte, die Suche nach einem Käufer für das traditionsreiche Versandhaus sei endgültig gescheitert, weil die Kunden weggeblieben und die Banken abgesprungen seien. Jetzt gebe es „keine Alternative zur Abwicklung von Quelle Deutschland mehr“, sagte er in der Nacht zu heute.

Arbeitnehmervertreter und Banken zeigten sich völlig überrascht und kritisierten Görgs Entscheidung. Die Finanzierung sei bis Ende des Jahres gesichert gewesen. Damit hätte es ausreichend Zeit gegeben, einen Käufer zu finden und ein unternehmerisches Konzept für Quelle zu entwickeln, hieß es aus Bankenkreisen.

Der Chef der CSU-Mittelstands- Union, Hans Michelbach, kritisierte die frühere Konzern-Führung. „Man muss natürlich sehen, dass Unternehmen, die vom Management ins Abseits geführt wurden, nicht unbedingt zum Schluss rettbar sind.“ Seehofer sprach von einem „schmerzlichen Vorgang“. Er sieht das Scheitern der Rettung aber nicht als eigene politische Niederlage. „Ich könnte heute nicht in den Spiegel schauen, wenn wir das in den letzten Monaten nicht getan hätten.“

"Es ist eine Tragödie

„Es ist eine Tragödie“, sagt Conny Dotzler. Die 44-Jährige ist seit 18 Jahren bei Quelle in der Verwaltung beschäftigt. „Als ich bei Quelle anfing, dachte ich, das ist eine Stelle fürs Leben“. Niemand habe sich vorstellen können, dass so ein Unternehmen jemals pleite gehen könne. Doch vier Monate nach dem Insolvenzantrag ist die Abwicklung der Versandhaus-Gruppe Primondo mit ihrem Flagschiff Quelle besiegelt - ausgerechnet am Geburtstag der glücklosen Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz.

Bis zuletzt hatten alle Beteiligten noch auf den Einstieg eines Investors gesetzt. In der Nacht zum Dienstag platzten alle Träume von einer Rettung des 82 Jahre alten Traditionsunternehmens. Von den einst 10.500 Mitarbeitern der Gruppe können wohl nur noch wenige 100 auf eine Weiterbeschäftigung hoffen. Etwa jene, die bei einem der ertragsstarken Spezialversender wie Baby-Walz und Hess natur angestellt sind, die verkauft werden sollen.

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