
„Die Gesetzgebungsinitiative von Gesundheitsminister Rösler zeigt Wirkung“, schreibt der VUD – und meint das ironisch. Rösler plant, ab dem 1. August die Medikamenten-Preise einzufrieren und später die Pharmakonzerne in Preisverhandlungen mit den Krankenkassen zu zwingen. Doch die Maßnahmen des Ministers gelten nur, wenn die Patienten ihre Pillen über niedergelassene Ärzte erhalten. Für die Preise von Arzneimitteln in Krankenhäusern sind dagegen keine Beschränkungen geplant.
Das macht sich die Pharmaindustrie laut VUD nun zunutze. In den Unikliniken geht die Kostenexplosion bei patentgeschützten Medikamenten ungebremst weiter, klagt der Verband. Um Umsatzverluste bei den Ärzten auszugleichen, würden die Medikamenten-Hersteller versuchen, sich bei den Kliniken schadlos zu halten. Die Pharma-Unternehmen hätten innovative Arzneimittel in den vergangenen drei Jahren teilweise um zweistellige Prozentsätze verteuert.
„Wir brauchen für innovative patentgeschützte Arzneimittel auch im Krankenhaus eine Deckelung der Preise wie bei den Vertragsärzten. Die Pharma-Firmen dürfen sich nicht auf unsere Kosten schadlos halten. Sonst drohen massive negative Folgen für die Versorgung schwerstkranker Patienten“, sagt VUD-Generalsekretär Rüdiger Strehl.
Teure Spezialpräparate treiben die Kosten
Die Universitätskliniken sieht Strehl besonders betroffen, weil dort neue Medikamente häufig zuerst an Patienten verabreicht werden.
Besonders teure Spezialpräparate treiben die Kosten. In jüngster Zeit hatten Ärzte – wie der Krebsmediziner Wolf-Dieter Ludwig vom Helios-Klinikum in Berlin-Buch – den undifferenzierten Einsatz vieler Krebspräparate kritisiert.
Eine Sprecherin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), dem die großen Pharmakonzerne angehören, kann den Vorwurf des VUD allerdings nicht nachvollziehen. "Anders als im niedergelassenen Bereich kann jedes Krankenhaus mit Arzneimittelherstellern frei über Preise, Mengen und sonstige Konditionen von Arzneimitteln verhandeln", so die Sprecherin. "Insbesondere Universtitätskrankenhäuser, die wichtige Vorreiter einer innovativen Arzneimittelversorgung sind, haben eine hohe Nachfragemacht und entscheiden frei darüber, welche Arzneimittel eingekauft werden. In der Folge entsprechen die tatsächlichen Einkaufspreise gerade der Unikliniken häufig nicht den Listenpreisen."