Aufbruch im Sechseck Die Software AG macht Dampf

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Firmenlogo des Quelle: dapd

Vorstandschef Streibich sieht sich deshalb auch nicht als Rivale des deutschen Parade-IT-Unternehmens. Die Software AG sei "keine kleine SAP", sagt er. Wenn der 58-Jährige einen Vergleich gelten lassen würde, dann eher mit dem amerikanischen SAP-Rivalen Oracle.

Tatsächlich verdiente Oracle wie die Software AG jahrelang das Geld im Stammgeschäft mit Datenbanksoftware. Davon ausgehend verbreiterten beide ihre Basis, indem sie Softwarefirmen in benachbarten Geschäftssegmenten übernahmen. Ellison schluckte in den vergangenen zehn Jahren für geschätzt deutlich 40 Milliarden Dollar weit über 50 Unternehmen und erhöhte dadurch den Umsatz auf umgerechnet rund 25 Milliarden Euro. Auch Streibich steigerte die Einnahmen zuvorderst, indem er Unternehmen kaufte: Zuletzt griff er Mitte 2009 für rund 482 Millionen Euro nach IDS Scheer, der Nummer drei im deutschen IT-Markt. Zwei Jahre zuvor hatte er sich für rund 550 Millionen Dollar das US-Softwarehaus WebMethods einverleibt – damals die größte Akquisition durch ein europäisches Softwareunternehmen überhaupt.

Bodenständig und bescheiden

Doch während Oracle-Boss Ellison Unternehmen großspurig auch feindlich, also gegen den Widerstand des Managements, schluckte, kam das für Streibich nie infrage. Als deutscher Larry Ellison gescholten zu werden wäre für den Endfünfziger so ziemlich das Letzte. Dafür gilt der gebürtige Badener bei jenen, die ihn kennen, als viel zu bodenständig und bescheiden. Ob bei IDS oder WebMethods, stets holte er sich vorab die Zustimmung des amtierenden Managements.

Dieser Wesenszug, gepaart mit der Härte des kapitalistischen Managers, war es, der Streibich die Spitzenposition bei der Software AG erklimmen ließ. Denn Deutschlands zweite IT-Perle ist kein ganz gewöhnliches Unternehmen. Hier der Gründer Schnell, der gute Menschvon Darmstadt, der heute der Software AG -Stiftung vorsitzt, die rund 30 Prozent der Anteile am Unternehmen hält. Dort der kapitalistische Vetter, der im Gegensatz zu Schnell marktwirtschaftlich agiert und wo nötig hart durchgreift, sich aber dennoch mit den Beschäftigten zu Bockwurst und Kartoffelsalat in der Firmenkantine einfindet.

Garant gegen Heuschrecken

Seit Streibich Ende 2003 das Ruder übernahm, räumt er auf wie nur wenige Chefs in der deutschen IT-Branche. Er treibt dem Unternehmen die Betulichkeit aus, für die es seit den Neunzigerjahren stand und deretwegen es praktisch nur vom Geschäft mit Bestandskunden lebte.

Streibichs Leitfaden ist ein klarer Zehn-Jahres-Plan, der zuerst die Sanierung, dann den Turn-around und schließlich das Wachstum beschreibt. Bis spätestens 2012, gibt er aus, soll die Milliardenschwelle beim Umsatz erreicht werden, ausgehend von 420 Millionen im Jahr 2003 und einem mageren Gewinn von gerade einmal sieben Millionen Euro.

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