Auftragsfertiger Foxconn Das dunkle Imperium hinter iPhone, iPad und Co.

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Mann hält ein Apple iPad in Quelle: dpa

Erst vergangene Woche geriet Foxconn erneut in die Schlagzeilen. Von erzwungenen Überstunden, mangelnden Sicherheitsstandards, Beleidigungen, Missbrauch von Praktikanten, sogar von einer "Knastatmosphäre" berichtet eine aktuelle Studie mehrerer chinesischer Universitäten. Die Wissenschaftler hatten gut 1700 Arbeiter befragt.

"Foxconn ist sicherlich nicht perfekt, aber wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren Arbeitern sehr ernst", kommentiert das traditionell extrem schweigsame Unternehmen immerhin die Vorwürfe.

Umschichten zur Konkurrenz

Inzwischen sorgt die Kritik offenbar auch bei der Kultmarke Apple und deren Chef Jobs für Unruhe. Offiziell spricht Apple nicht über seine Zulieferer. Auch die Unternehmen dürfen noch nicht einmal die Tatsache erwähnen, dass sie für Apple fertigen, wollen sie nicht den Abbruch der Geschäftsbeziehung riskieren. Doch schon kurz nach den Selbstmorden nahmen die Kalifornier die Zustände bei Foxconn näher unter die Lupe.

Inzwischen fürchten sich die Apple-Manager offenbar aus mehreren Gründen vor einer zu starken Abhängigkeit von Foxconn. Erst vergangene Woche meldete der Garantieanbieter Square Trade, dass für das Kulthandy iPhone 4 68 Prozent mehr Defekte gemeldet werden als beim Vorgängermodell. Vier Prozent der Geräte weisen sogar Sprünge oder Risse im Display auf.

Offenbar helfen hier auch die Methoden von Foxconn nicht, mit Produktionsfehlern umzugehen: Unbarmherzig reagiere das Management, berichtet ein Mitarbeiter der Nichtregierungsorganisation China Labor Watch.

Foxconn bleibt umstritten

Wem am Band ein Missgeschick unterläuft, das zu Mängeln bei einem Produkt führt, müsse nach bester Kulturrevolutions-Manier eine Selbstkritik schreiben – nicht weniger als 500 Schriftzeichen verlangten die Chefs. Das Papier werde mit dem Foto des Delinquenten in der Werks-halle ausgehängt. Für den betroffenen Mitarbeiter ist das eine Tragödie, weil er vor den Kollegen sein Gesicht verliert. Foxconn will zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.

Apple sucht nun dem Vernehmen nach für Teile der Produktion andere Anbieter. Eine Charge der iPhones und iPads fertigt angeblich der ebenfalls in Taiwan beheimatete Foxconn-Konkurrent Quanta. Das neue Macbook Air will Apple wohl ebenfalls bei Quanta bauen lassen wie bisher schon das Macbook Pro.

In der Öffentlichkeit stärkt Apple Foxconn allerdings den Rücken. "Terry ist eine starke Führungspersönlichkeit mit einer Leidenschaft für Spitzenleistungen", sagt Apple-Vorstand Tim Cook über den Foxconn-Chef. "Er ist ein Partner, der Vertrauen genießt, und wir sind glücklich, mit ihm zu arbeiten."

Auch bei Metro gibt man sich gelassen. "Wir haben die Selbstmordserie bei Foxconn sehr genau beobachtet", sagt Vorstandschef Eckhard Cordes, "auf unser Geschäft hat das aber keinen Einfluss." In den Verträgen zwischen Media-Saturn und den Taiwanern stehe auch, dass Foxconn ethische Standards erfüllen müsse, fügt Cordes hinzu.

Umstritten ist Foxconn jedoch nach wie vor. Beobachter wie CLW veröffentlichen im Monatstakt Berichte, in denen etwa von nicht bezahlten Überstunden die Rede ist. Selbst Chinas sonst nicht zimperliche kommunistische Regierung sorgt sich inzwischen um die Arbeitsbedingungen. Die Konzernspitze in Taiwan hat – wohl auch auf Druck der Behörden – die PR-Agentur Burson Marsteller eingesetzt, die das Image des öffentlichkeitsscheuen Herstellers aufpolieren soll.

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