Ausblick auf 2005 Auch beim Computer ist weniger oft mehr

Software „on demand“ und Prototypen: Die IT-Branche arbeitet daran, ihre Produkte dramatisch zu vereinfachen.

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HB FRANKFURT. Es ist ein Phänomen der modernen Informationsgesellschaft: Viele Menschen schlagen ihren Computer. In einer Umfrage für ihre Diplomarbeit hat Marleen Brinks herausgefunden, dass jeder Dritte schon einmal seine Maus geprügelt hat. Oft musste der Bildschirm dran glauben, oder der komplette Rechner wurde vom Tisch gewischt. Der Grund für die Aggressivität: Viele Menschen verstehen das Gerät auf ihrem Schreibtisch nicht. Sie geben etwas ein, heraus kommt etwas anderes als erwartet. Dabei ist es gerade die einfache Handhabung, die einer Innovation die Chance eröffnet, erfolgreich zu sein. Das zeigt der Blick auf betagtere Entwicklungen. Als betuchte Damen und Herren Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mit den ersten Automobilen über die Straßen rollten, wurden die Fahrzeuge von Chauffeuren gelenkt, denn die Bedienung erforderte umfassende technische Kenntnisse. Erst als die Handhabung einfacher wurde, gelang dem Vehikel der Durchbruch. Andere Technologien blicken auf eine vergleichbare Evolution zurück, von der Waschmaschine bis zum Plattenspieler. Nur bei PC & Co. ist der intuitive Umgang mit dem Gerät noch Zukunftsmusik. Am liebsten simpel wie Strom aus der Steckdose Die Hersteller haben das Problem erkannt. „Der Abbau der Komplexität ist bei SAP eines der wichtigsten Themen, wenn nicht sogar das wichtigste“, sagt Burkhard Neidecker- Lutz, bei dem Softwarekonzern für die inhaltliche Ausrichtung der Forschung zuständig. Seine Kollegen nutzen die Erfahrungen anderer Branchen. Wie Autohersteller versuchen sie, die Komplexität vom Benutzer weg ins Systeminnere zu verlagern. Ein Auto ist heute komplexer als noch vor einhundert Jahren – entscheidend ist: seine Bedienung ist simpler. Die IT-Industrie arbeitet an ähnlichen Modellen. Ein Ansatz ist, nur die Funktionen auf einer Benutzeroberfläche anzubieten, die der Anwender braucht. Andere Software- Spezialisten wollen die Kunden von den komplexen IT-Systemen befreien. Sie bieten die Programme online an, die Systeme stehen in den Rechenzentren der Dienstleister. Das „On-demand-Modell“ haben sich IT-Riesen wie IBM und Hewlett-Packard (HP) auf ihre Fahnen geschrieben. Sie würden den Kunden IT am liebsten simpel wie Strom aus der Steckdose anbieten. Doch das Modell steckt noch in den Kinderschuhen, und viele Unternehmen scheuen sich vor dem Schritt, die IT komplett an Dienstleister zu geben.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: IT-Anbieter denken auch an die Systemadministration

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