Ausblick auf 2005 Billig wird in der Industrie hoffähig

Unternehmen stellen sich der preisbewussten Nachfrage aus den Schwellenländern und aus der heimischen Mittelschicht.

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HB SÃO PAOLO. Ausgerechnet Deutschlands Autozulieferer mit dem Premium-Siegel hat die Debatte um neue Billigsegmente im Angebot der deutschen Industrie losgetreten. „Wir sind überzeugt, dass weltweit das Segment der Niedrigpreisautos wachsen wird“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Robert Bosch GmbH, Franz Fehrenbach. „Darauf haben wir uns frühzeitig eingestellt, indem wir zusätzlich auch solche Produkte entwickeln.“ Damit stellt er sich gegen die Strategie vor allem deutscher Hersteller, neue Märkte in Schwellenländern mit Prestigegefährten zu erobern. „In der Autoindustrie bewegt sich da derzeit einiges“, sagt Bernhard Ebel, Partner des auf Preisfragen spezialisierten Beratungshauses Simon Kucher & Partners. „Die Industrie muss auf den Druck des Marktes eine Antwort finden.“ Renault testet mit dem von der rumänischen Konzerntochter Dacia gefertigten Modell Logan die Marktchancen: Das für Osteuropa entwickelte Fahrzeug soll weltweit vertrieben werden. Auch in Westeuropa soll das Einstiegsmodell in die Renault-Flotte 2005 zu Preisen von 7 500 Euro auf den Markt kommen. Entfeinerung deutscher Ingenieurskunst Wie die deutschen Hersteller auf Renaults Vorstoß mit einer von Marketing-Fachleuten „Low Entry“ genannten Strategie antworten, ist noch offen. „Bei der Low-Entry-Debatte sind die technikbewussten Deutschen eher spät dran“, sagt Preisberater Ebel. Volkswagen will im Frühjahr mit dem Brasilien-Modell Fox einen Vorstoß wagen. „Der Fox hat so eine positive Resonanz, dass er in der EU seinen Markt finden wird“, sagt Hans-Christian Maergner, Präsident von VW do Brasil. Der von Marketingstrategen gefürchteten Rückwirkung des niedrigeren Preisniveaus in Schwellenländern auf Europa trägt Bosch bereits Rechnung. Fehrenbach will mit einer gezielten „Entfeinerung“ deutscher Ingenieurskunst Bosch-Bauteile auch in preiswerteren Fahrzeugen erschwinglich machen. So soll im Logan eine ABS-Bremse der Schwaben zu haben sein. Und Boschs Tochterfirmen in Brasilien und Indien entwickeln gemeinsam einen neuen Anlasser für Ein-Liter- Motoren, der nur in China eingesetzt werden soll. „Das ist eine Ausnahme“, sagt Edgar Silva Garbade, Präsident von Bosch in Brasilien. „Es ist sehr schwer, Forschung und Entwicklung aus dem Mutterhaus in die Filialen zu bekommen.“ Trotzdem geht der Trend zu mehr Entwicklungen in den Schwellenländern selbst. So hat VW in Brasilien beim Fox lokale Entwicklungskompetenz bewiesen. „Das Fahrzeug wäre nicht bei der Mutter entwickelt worden“, sagt Maergner.

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