Ausblick Konjunkturbarometer: Einige Schocks zu viel

Die Industrie ist auf Talfahrt, die Flaute am Arbeitsmarkt hält an. Die Aussichten auf Wirtschaftswachstum im Jahr 2003 sind schlecht.

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Nur ungern lassen sich die Konjunkturexperten in Banken und Forschungsinstituten in diesen Tagen an ihre Prognosen erinnern, die sie vor einem Jahr erstellten. Damals war die deutsche Wirtschaft gerade aus der Rezession gekommen, und sie prophezeiten einen kräftigen Aufschwung. Die Zuversicht der Konjunkturspezialisten gründete sich darauf, dass wichtige Frühindikatoren bereits seit Herbst 2001 nach oben zeigten. So waren die Ifo-Geschäftserwartungen von Oktober 2001 bis zum Mai 2002 um 16,3 Punkte nach oben geklettert. Zur günstigeren Bewertung der Geschäftsperspektiven hatte zum einen der Sieg der USA und ihrer Verbündeten im Afghanistan-Krieg beigetragen. Zudem hatte die US-Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 5,0 Prozent im ersten Quartal 2002 zu einem fulminanten Aufschwung angesetzt. Davon würden auch die deutschen Exporte profitieren, hofften die Experten. Selbst der Inlandsnachfrage trauten sie damals eine nachhaltige Erholung zu, hatte die Europäische Zentralbank doch zwischen Mai und November 2001 die Leitzinsen um 150 Basispunkte gesenkt. Wer in dieser Situation – wie die WirtschaftsWoche – vor überzogener Euphorie warnte und auf die Risiken konjunktureller Rückschläge hinwies, wurde rasch als notorischer Schwarzmaler abgetan, der nur die Konjunktur runterreden würde, wie Finanzminister Eichel damals kritisierte. Der weitere Verlauf der Konjunktur aber gab den Skeptikern recht. Trotz der positiven Vorgaben von der amerikanischen Konjunktur schaffte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2002 nur ein mageres Wachstum von 0,3 Prozent. Auch in den folgenden Quartalen dümpelte die deutsche Konjunktur mit Zuwächsen von 0,2 und 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal vor sich hin. Aus dem erhofften Aufschwung wurde ein Auf ohne Schwung. Der Grund: Die deutsche Wirtschaft musste im vergangenen Jahr gleich mehrere negative Schocks verdauen. Bereits zu Jahresbeginn vermieste die Teuro-Debatte den Bürgern den Spaß an der neuen Währung. Manche Händler und Gastwirte hatten die Einführung des Euro-Bargelds genutzt, um die Preise deftig anzuheben. Obwohl sich dies in der amtlich gemessenen Inflationsrate kaum niederschlug, fühlten sich die Bürger über den Tisch gezogen – und traten in den Konsumstreik. Folge: Der private Verbrauch brach im ersten Quartal 2002 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal ein. Kaum hatte sich die Debatte um den Teuro gelegt, da bremste der steigende Außenwert der Gemeinschaftswährung die Konjunktur. Binnen sechs Wochen legte der Euro um elf Prozent gegenüber dem Dollar zu. Im Juni übersprang er erstmals seit Anfang 2000 wieder die Marke von einem Dollar. Die Exporte, wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur, gerieten in den Folgemonaten unter Druck. Der nächste Schock folgte im Sommer. Unter dem Eindruck massiver Bilanzmanipulationen in den USA und Europa setzten die Aktienmärkte rund um den Globus zu einer rasanten Talfahrt an. Innerhalb von fünf Monaten verlor der Dax 2500 Punkte. Der Crash brachte Banken und Versicherungen in arge Bedrängnis. Die Bürger reagierten auf die Vermögensverluste abermals mit Konsumverzicht, viele Firmen stellten geplante Käufe von neuen Maschinen und Anlagen zurück, die Talfahrt der Ausrüstungsinvestitionen beschleunigte sich. Einen zusätzlichen Dämpfer erhielten Konsum und Investitionen, als die Angst vor einem militärischen Konflikt im Irak im Herbst den Ölpreis kräftig in die Höhe trieb. Für viele Unternehmer und Bürger blieb da nur die Hoffnung auf einen Regierungswechsel. Um so größer war der Schock, als die rot-grüne Regierung die Wahl gewann und ihnen statt der erwarteten Steuersenkungen ein konzeptionsloses Paket von Abgabenerhöhungen präsentierte. Knapp ein Jahr nach dem ersten Aufblitzen von Optimismus befindet sich die Stimmung in Deutschland nun wieder tief im Keller – und das Land am Rand einer neuen Rezession. Produktion rückläufig Die Industrie ist auf Talfahrt. Der Output des produzierenden Gewerbes schrumpfte im Oktober gegenüber September um 2,1 Prozent. Analysten hatten ein Plus von 0,4 Prozent prognostiziert. Damit lag die Produktion um 6,1 Prozent unter ihrem Hoch im Februar 2001. Mit minus 3,1 Prozent mussten die Konsumgüterhersteller im Oktober den stärksten Rückgang hinnehmen – das Produktionsniveau fiel auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Positiv überraschten dagegen die Auftragseingänge: Bestellungen aus dem Ausland kletterten im Oktober um 0,6 Prozent, aus dem Inland sogar um 1,5 Prozent.. Mehr als 4,5 Millionen Arbeitslose Die Flaute am Arbeitsmarkt hält an. Im November stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 35 000 auf 4,161 Millionen. Die Arbeitslosenquote erreichte mit zehn Prozent den höchsten Stand seit 32 Monaten. Besserung ist nicht in Sicht – Unternehmen kündigen quer durch alle Branchen weitere Entlassungen an, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Zum Jahresbeginn rechnen Analysten mit deutlich mehr als 4,5 Millionen Arbeitslosen. Saisonbereinigt dürfte die Arbeitslosenzahl bis Ende nächsten Jahres weiter steigen. Keine Inflationsgefahr Nachdem der Preisauftrieb zu Jahresbeginn nicht zuletzt im Gefolge der Euro-Einführung auf 2,1 Prozent gestiegen war, halbierte sich die Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf nahezu. Im November belief sich die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 1,1 Prozent. Im Monatsvergleich purzelten die Verbraucherpreise sogar um 0,4 Prozent, nachdem sie bereits im Juni, August und September gesunken waren. Mit minus 0,8 Prozent gegenüber Oktober waren auch die Preise im deutschen Großhandel rückläufig. Im Jahresvergleich allerdings zogen die Großhandelspreise um 1,1 Prozent an. Einzelhandel weiter unter Druck Die höheren Steuern und Abgaben, die Pleitewelle und die um sich greifende Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs: All dies trübt das Klima für den Konsum derzeit erheblich ein. Das Stimmungstief der Verbraucher bekommen die Einzelhändler voll zu spüren. Im Oktober stieg der reale Umsatz gegenüber September saisonbereinigt nur leicht um 0,1 Prozent und blieb damit hinter dem Oktoberwert des vergangenen Jahres zurück. Analysten rechnen damit, dass die Konsumflaute in den nächsten Monate anhalten wird. Der Grund: Die Abgaben steigen weiter.

Nur ungern lassen sich die Konjunkturexperten in Banken und Forschungsinstituten in diesen Tagen an ihre Prognosen erinnern, die sie vor einem Jahr erstellten. Damals war die deutsche Wirtschaft gerade aus der Rezession gekommen, und sie prophezeiten einen kräftigen Aufschwung. Die Zuversicht der Konjunkturspezialisten gründete sich darauf, dass wichtige Frühindikatoren bereits seit Herbst 2001 nach oben zeigten. So waren die Ifo-Geschäftserwartungen von Oktober 2001 bis zum Mai 2002 um 16,3 Punkte nach oben geklettert. Zur günstigeren Bewertung der Geschäftsperspektiven hatte zum einen der Sieg der USA und ihrer Verbündeten im Afghanistan-Krieg beigetragen. Zudem hatte die US-Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 5,0 Prozent im ersten Quartal 2002 zu einem fulminanten Aufschwung angesetzt. Davon würden auch die deutschen Exporte profitieren, hofften die Experten. Selbst der Inlandsnachfrage trauten sie damals eine nachhaltige Erholung zu, hatte die Europäische Zentralbank doch zwischen Mai und November 2001 die Leitzinsen um 150 Basispunkte gesenkt. Wer in dieser Situation – wie die WirtschaftsWoche – vor überzogener Euphorie warnte und auf die Risiken konjunktureller Rückschläge hinwies, wurde rasch als notorischer Schwarzmaler abgetan, der nur die Konjunktur runterreden würde, wie Finanzminister Eichel damals kritisierte. Der weitere Verlauf der Konjunktur aber gab den Skeptikern recht. Trotz der positiven Vorgaben von der amerikanischen Konjunktur schaffte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2002 nur ein mageres Wachstum von 0,3 Prozent. Auch in den folgenden Quartalen dümpelte die deutsche Konjunktur mit Zuwächsen von 0,2 und 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal vor sich hin. Aus dem erhofften Aufschwung wurde ein Auf ohne Schwung. Der Grund: Die deutsche Wirtschaft musste im vergangenen Jahr gleich mehrere negative Schocks verdauen. Bereits zu Jahresbeginn vermieste die Teuro-Debatte den Bürgern den Spaß an der neuen Währung. Manche Händler und Gastwirte hatten die Einführung des Euro-Bargelds genutzt, um die Preise deftig anzuheben. Obwohl sich dies in der amtlich gemessenen Inflationsrate kaum niederschlug, fühlten sich die Bürger über den Tisch gezogen – und traten in den Konsumstreik. Folge: Der private Verbrauch brach im ersten Quartal 2002 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal ein. Kaum hatte sich die Debatte um den Teuro gelegt, da bremste der steigende Außenwert der Gemeinschaftswährung die Konjunktur. Binnen sechs Wochen legte der Euro um elf Prozent gegenüber dem Dollar zu. Im Juni übersprang er erstmals seit Anfang 2000 wieder die Marke von einem Dollar. Die Exporte, wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur, gerieten in den Folgemonaten unter Druck. Der nächste Schock folgte im Sommer. Unter dem Eindruck massiver Bilanzmanipulationen in den USA und Europa setzten die Aktienmärkte rund um den Globus zu einer rasanten Talfahrt an. Innerhalb von fünf Monaten verlor der Dax 2500 Punkte. Der Crash brachte Banken und Versicherungen in arge Bedrängnis. Die Bürger reagierten auf die Vermögensverluste abermals mit Konsumverzicht, viele Firmen stellten geplante Käufe von neuen Maschinen und Anlagen zurück, die Talfahrt der Ausrüstungsinvestitionen beschleunigte sich. Einen zusätzlichen Dämpfer erhielten Konsum und Investitionen, als die Angst vor einem militärischen Konflikt im Irak im Herbst den Ölpreis kräftig in die Höhe trieb. Für viele Unternehmer und Bürger blieb da nur die Hoffnung auf einen Regierungswechsel. Um so größer war der Schock, als die rot-grüne Regierung die Wahl gewann und ihnen statt der erwarteten Steuersenkungen ein konzeptionsloses Paket von Abgabenerhöhungen präsentierte. Knapp ein Jahr nach dem ersten Aufblitzen von Optimismus befindet sich die Stimmung in Deutschland nun wieder tief im Keller – und das Land am Rand einer neuen Rezession. Produktion rückläufig Die Industrie ist auf Talfahrt. Der Output des produzierenden Gewerbes schrumpfte im Oktober gegenüber September um 2,1 Prozent. Analysten hatten ein Plus von 0,4 Prozent prognostiziert. Damit lag die Produktion um 6,1 Prozent unter ihrem Hoch im Februar 2001. Mit minus 3,1 Prozent mussten die Konsumgüterhersteller im Oktober den stärksten Rückgang hinnehmen – das Produktionsniveau fiel auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Positiv überraschten dagegen die Auftragseingänge: Bestellungen aus dem Ausland kletterten im Oktober um 0,6 Prozent, aus dem Inland sogar um 1,5 Prozent.. Mehr als 4,5 Millionen Arbeitslose Die Flaute am Arbeitsmarkt hält an. Im November stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 35 000 auf 4,161 Millionen. Die Arbeitslosenquote erreichte mit zehn Prozent den höchsten Stand seit 32 Monaten. Besserung ist nicht in Sicht – Unternehmen kündigen quer durch alle Branchen weitere Entlassungen an, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Zum Jahresbeginn rechnen Analysten mit deutlich mehr als 4,5 Millionen Arbeitslosen. Saisonbereinigt dürfte die Arbeitslosenzahl bis Ende nächsten Jahres weiter steigen. Keine Inflationsgefahr Nachdem der Preisauftrieb zu Jahresbeginn nicht zuletzt im Gefolge der Euro-Einführung auf 2,1 Prozent gestiegen war, halbierte sich die Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf nahezu. Im November belief sich die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 1,1 Prozent. Im Monatsvergleich purzelten die Verbraucherpreise sogar um 0,4 Prozent, nachdem sie bereits im Juni, August und September gesunken waren. Mit minus 0,8 Prozent gegenüber Oktober waren auch die Preise im deutschen Großhandel rückläufig. Im Jahresvergleich allerdings zogen die Großhandelspreise um 1,1 Prozent an. Einzelhandel weiter unter Druck Die höheren Steuern und Abgaben, die Pleitewelle und die um sich greifende Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs: All dies trübt das Klima für den Konsum derzeit erheblich ein. Das Stimmungstief der Verbraucher bekommen die Einzelhändler voll zu spüren. Im Oktober stieg der reale Umsatz gegenüber September saisonbereinigt nur leicht um 0,1 Prozent und blieb damit hinter dem Oktoberwert des vergangenen Jahres zurück. Analysten rechnen damit, dass die Konsumflaute in den nächsten Monate anhalten wird. Der Grund: Die Abgaben steigen weiter.

Nur ungern lassen sich die Konjunkturexperten in Banken und Forschungsinstituten in diesen Tagen an ihre Prognosen erinnern, die sie vor einem Jahr erstellten. Damals war die deutsche Wirtschaft gerade aus der Rezession gekommen, und sie prophezeiten einen kräftigen Aufschwung. Die Zuversicht der Konjunkturspezialisten gründete sich darauf, dass wichtige Frühindikatoren bereits seit Herbst 2001 nach oben zeigten. So waren die Ifo-Geschäftserwartungen von Oktober 2001 bis zum Mai 2002 um 16,3 Punkte nach oben geklettert. Zur günstigeren Bewertung der Geschäftsperspektiven hatte zum einen der Sieg der USA und ihrer Verbündeten im Afghanistan-Krieg beigetragen. Zudem hatte die US-Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 5,0 Prozent im ersten Quartal 2002 zu einem fulminanten Aufschwung angesetzt. Davon würden auch die deutschen Exporte profitieren, hofften die Experten. Selbst der Inlandsnachfrage trauten sie damals eine nachhaltige Erholung zu, hatte die Europäische Zentralbank doch zwischen Mai und November 2001 die Leitzinsen um 150 Basispunkte gesenkt. Wer in dieser Situation – wie die WirtschaftsWoche – vor überzogener Euphorie warnte und auf die Risiken konjunktureller Rückschläge hinwies, wurde rasch als notorischer Schwarzmaler abgetan, der nur die Konjunktur runterreden würde, wie Finanzminister Eichel damals kritisierte. Der weitere Verlauf der Konjunktur aber gab den Skeptikern recht. Trotz der positiven Vorgaben von der amerikanischen Konjunktur schaffte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2002 nur ein mageres Wachstum von 0,3 Prozent. Auch in den folgenden Quartalen dümpelte die deutsche Konjunktur mit Zuwächsen von 0,2 und 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal vor sich hin. Aus dem erhofften Aufschwung wurde ein Auf ohne Schwung. Der Grund: Die deutsche Wirtschaft musste im vergangenen Jahr gleich mehrere negative Schocks verdauen. Bereits zu Jahresbeginn vermieste die Teuro-Debatte den Bürgern den Spaß an der neuen Währung. Manche Händler und Gastwirte hatten die Einführung des Euro-Bargelds genutzt, um die Preise deftig anzuheben. Obwohl sich dies in der amtlich gemessenen Inflationsrate kaum niederschlug, fühlten sich die Bürger über den Tisch gezogen – und traten in den Konsumstreik. Folge: Der private Verbrauch brach im ersten Quartal 2002 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal ein. Kaum hatte sich die Debatte um den Teuro gelegt, da bremste der steigende Außenwert der Gemeinschaftswährung die Konjunktur. Binnen sechs Wochen legte der Euro um elf Prozent gegenüber dem Dollar zu. Im Juni übersprang er erstmals seit Anfang 2000 wieder die Marke von einem Dollar. Die Exporte, wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur, gerieten in den Folgemonaten unter Druck. Der nächste Schock folgte im Sommer. Unter dem Eindruck massiver Bilanzmanipulationen in den USA und Europa setzten die Aktienmärkte rund um den Globus zu einer rasanten Talfahrt an. Innerhalb von fünf Monaten verlor der Dax 2500 Punkte. Der Crash brachte Banken und Versicherungen in arge Bedrängnis. Die Bürger reagierten auf die Vermögensverluste abermals mit Konsumverzicht, viele Firmen stellten geplante Käufe von neuen Maschinen und Anlagen zurück, die Talfahrt der Ausrüstungsinvestitionen beschleunigte sich. Einen zusätzlichen Dämpfer erhielten Konsum und Investitionen, als die Angst vor einem militärischen Konflikt im Irak im Herbst den Ölpreis kräftig in die Höhe trieb. Für viele Unternehmer und Bürger blieb da nur die Hoffnung auf einen Regierungswechsel. Um so größer war der Schock, als die rot-grüne Regierung die Wahl gewann und ihnen statt der erwarteten Steuersenkungen ein konzeptionsloses Paket von Abgabenerhöhungen präsentierte. Knapp ein Jahr nach dem ersten Aufblitzen von Optimismus befindet sich die Stimmung in Deutschland nun wieder tief im Keller – und das Land am Rand einer neuen Rezession. Produktion rückläufig Die Industrie ist auf Talfahrt. Der Output des produzierenden Gewerbes schrumpfte im Oktober gegenüber September um 2,1 Prozent. Analysten hatten ein Plus von 0,4 Prozent prognostiziert. Damit lag die Produktion um 6,1 Prozent unter ihrem Hoch im Februar 2001. Mit minus 3,1 Prozent mussten die Konsumgüterhersteller im Oktober den stärksten Rückgang hinnehmen – das Produktionsniveau fiel auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Positiv überraschten dagegen die Auftragseingänge: Bestellungen aus dem Ausland kletterten im Oktober um 0,6 Prozent, aus dem Inland sogar um 1,5 Prozent.. Mehr als 4,5 Millionen Arbeitslose Die Flaute am Arbeitsmarkt hält an. Im November stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 35 000 auf 4,161 Millionen. Die Arbeitslosenquote erreichte mit zehn Prozent den höchsten Stand seit 32 Monaten. Besserung ist nicht in Sicht – Unternehmen kündigen quer durch alle Branchen weitere Entlassungen an, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Zum Jahresbeginn rechnen Analysten mit deutlich mehr als 4,5 Millionen Arbeitslosen. Saisonbereinigt dürfte die Arbeitslosenzahl bis Ende nächsten Jahres weiter steigen. Keine Inflationsgefahr Nachdem der Preisauftrieb zu Jahresbeginn nicht zuletzt im Gefolge der Euro-Einführung auf 2,1 Prozent gestiegen war, halbierte sich die Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf nahezu. Im November belief sich die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 1,1 Prozent. Im Monatsvergleich purzelten die Verbraucherpreise sogar um 0,4 Prozent, nachdem sie bereits im Juni, August und September gesunken waren. Mit minus 0,8 Prozent gegenüber Oktober waren auch die Preise im deutschen Großhandel rückläufig. Im Jahresvergleich allerdings zogen die Großhandelspreise um 1,1 Prozent an. Einzelhandel weiter unter Druck Die höheren Steuern und Abgaben, die Pleitewelle und die um sich greifende Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs: All dies trübt das Klima für den Konsum derzeit erheblich ein. Das Stimmungstief der Verbraucher bekommen die Einzelhändler voll zu spüren. Im Oktober stieg der reale Umsatz gegenüber September saisonbereinigt nur leicht um 0,1 Prozent und blieb damit hinter dem Oktoberwert des vergangenen Jahres zurück. Analysten rechnen damit, dass die Konsumflaute in den nächsten Monate anhalten wird. Der Grund: Die Abgaben steigen weiter.

Nur ungern lassen sich die Konjunkturexperten in Banken und Forschungsinstituten in diesen Tagen an ihre Prognosen erinnern, die sie vor einem Jahr erstellten. Damals war die deutsche Wirtschaft gerade aus der Rezession gekommen, und sie prophezeiten einen kräftigen Aufschwung. Die Zuversicht der Konjunkturspezialisten gründete sich darauf, dass wichtige Frühindikatoren bereits seit Herbst 2001 nach oben zeigten. So waren die Ifo-Geschäftserwartungen von Oktober 2001 bis zum Mai 2002 um 16,3 Punkte nach oben geklettert. Zur günstigeren Bewertung der Geschäftsperspektiven hatte zum einen der Sieg der USA und ihrer Verbündeten im Afghanistan-Krieg beigetragen. Zudem hatte die US-Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 5,0 Prozent im ersten Quartal 2002 zu einem fulminanten Aufschwung angesetzt. Davon würden auch die deutschen Exporte profitieren, hofften die Experten. Selbst der Inlandsnachfrage trauten sie damals eine nachhaltige Erholung zu, hatte die Europäische Zentralbank doch zwischen Mai und November 2001 die Leitzinsen um 150 Basispunkte gesenkt. Wer in dieser Situation – wie die WirtschaftsWoche – vor überzogener Euphorie warnte und auf die Risiken konjunktureller Rückschläge hinwies, wurde rasch als notorischer Schwarzmaler abgetan, der nur die Konjunktur runterreden würde, wie Finanzminister Eichel damals kritisierte. Der weitere Verlauf der Konjunktur aber gab den Skeptikern recht. Trotz der positiven Vorgaben von der amerikanischen Konjunktur schaffte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2002 nur ein mageres Wachstum von 0,3 Prozent. Auch in den folgenden Quartalen dümpelte die deutsche Konjunktur mit Zuwächsen von 0,2 und 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal vor sich hin. Aus dem erhofften Aufschwung wurde ein Auf ohne Schwung. Der Grund: Die deutsche Wirtschaft musste im vergangenen Jahr gleich mehrere negative Schocks verdauen. Bereits zu Jahresbeginn vermieste die Teuro-Debatte den Bürgern den Spaß an der neuen Währung. Manche Händler und Gastwirte hatten die Einführung des Euro-Bargelds genutzt, um die Preise deftig anzuheben. Obwohl sich dies in der amtlich gemessenen Inflationsrate kaum niederschlug, fühlten sich die Bürger über den Tisch gezogen – und traten in den Konsumstreik. Folge: Der private Verbrauch brach im ersten Quartal 2002 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal ein. Kaum hatte sich die Debatte um den Teuro gelegt, da bremste der steigende Außenwert der Gemeinschaftswährung die Konjunktur. Binnen sechs Wochen legte der Euro um elf Prozent gegenüber dem Dollar zu. Im Juni übersprang er erstmals seit Anfang 2000 wieder die Marke von einem Dollar. Die Exporte, wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur, gerieten in den Folgemonaten unter Druck. Der nächste Schock folgte im Sommer. Unter dem Eindruck massiver Bilanzmanipulationen in den USA und Europa setzten die Aktienmärkte rund um den Globus zu einer rasanten Talfahrt an. Innerhalb von fünf Monaten verlor der Dax 2500 Punkte. Der Crash brachte Banken und Versicherungen in arge Bedrängnis. Die Bürger reagierten auf die Vermögensverluste abermals mit Konsumverzicht, viele Firmen stellten geplante Käufe von neuen Maschinen und Anlagen zurück, die Talfahrt der Ausrüstungsinvestitionen beschleunigte sich. Einen zusätzlichen Dämpfer erhielten Konsum und Investitionen, als die Angst vor einem militärischen Konflikt im Irak im Herbst den Ölpreis kräftig in die Höhe trieb. Für viele Unternehmer und Bürger blieb da nur die Hoffnung auf einen Regierungswechsel. Um so größer war der Schock, als die rot-grüne Regierung die Wahl gewann und ihnen statt der erwarteten Steuersenkungen ein konzeptionsloses Paket von Abgabenerhöhungen präsentierte. Knapp ein Jahr nach dem ersten Aufblitzen von Optimismus befindet sich die Stimmung in Deutschland nun wieder tief im Keller – und das Land am Rand einer neuen Rezession. Produktion rückläufig Die Industrie ist auf Talfahrt. Der Output des produzierenden Gewerbes schrumpfte im Oktober gegenüber September um 2,1 Prozent. Analysten hatten ein Plus von 0,4 Prozent prognostiziert. Damit lag die Produktion um 6,1 Prozent unter ihrem Hoch im Februar 2001. Mit minus 3,1 Prozent mussten die Konsumgüterhersteller im Oktober den stärksten Rückgang hinnehmen – das Produktionsniveau fiel auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Positiv überraschten dagegen die Auftragseingänge: Bestellungen aus dem Ausland kletterten im Oktober um 0,6 Prozent, aus dem Inland sogar um 1,5 Prozent.. Mehr als 4,5 Millionen Arbeitslose Die Flaute am Arbeitsmarkt hält an. Im November stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 35 000 auf 4,161 Millionen. Die Arbeitslosenquote erreichte mit zehn Prozent den höchsten Stand seit 32 Monaten. Besserung ist nicht in Sicht – Unternehmen kündigen quer durch alle Branchen weitere Entlassungen an, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Zum Jahresbeginn rechnen Analysten mit deutlich mehr als 4,5 Millionen Arbeitslosen. Saisonbereinigt dürfte die Arbeitslosenzahl bis Ende nächsten Jahres weiter steigen. Keine Inflationsgefahr Nachdem der Preisauftrieb zu Jahresbeginn nicht zuletzt im Gefolge der Euro-Einführung auf 2,1 Prozent gestiegen war, halbierte sich die Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf nahezu. Im November belief sich die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 1,1 Prozent. Im Monatsvergleich purzelten die Verbraucherpreise sogar um 0,4 Prozent, nachdem sie bereits im Juni, August und September gesunken waren. Mit minus 0,8 Prozent gegenüber Oktober waren auch die Preise im deutschen Großhandel rückläufig. Im Jahresvergleich allerdings zogen die Großhandelspreise um 1,1 Prozent an. Einzelhandel weiter unter Druck Die höheren Steuern und Abgaben, die Pleitewelle und die um sich greifende Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs: All dies trübt das Klima für den Konsum derzeit erheblich ein. Das Stimmungstief der Verbraucher bekommen die Einzelhändler voll zu spüren. Im Oktober stieg der reale Umsatz gegenüber September saisonbereinigt nur leicht um 0,1 Prozent und blieb damit hinter dem Oktoberwert des vergangenen Jahres zurück. Analysten rechnen damit, dass die Konsumflaute in den nächsten Monate anhalten wird. Der Grund: Die Abgaben steigen weiter.

Nur ungern lassen sich die Konjunkturexperten in Banken und Forschungsinstituten in diesen Tagen an ihre Prognosen erinnern, die sie vor einem Jahr erstellten. Damals war die deutsche Wirtschaft gerade aus der Rezession gekommen, und sie prophezeiten einen kräftigen Aufschwung. Die Zuversicht der Konjunkturspezialisten gründete sich darauf, dass wichtige Frühindikatoren bereits seit Herbst 2001 nach oben zeigten. So waren die Ifo-Geschäftserwartungen von Oktober 2001 bis zum Mai 2002 um 16,3 Punkte nach oben geklettert. Zur günstigeren Bewertung der Geschäftsperspektiven hatte zum einen der Sieg der USA und ihrer Verbündeten im Afghanistan-Krieg beigetragen. Zudem hatte die US-Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 5,0 Prozent im ersten Quartal 2002 zu einem fulminanten Aufschwung angesetzt. Davon würden auch die deutschen Exporte profitieren, hofften die Experten. Selbst der Inlandsnachfrage trauten sie damals eine nachhaltige Erholung zu, hatte die Europäische Zentralbank doch zwischen Mai und November 2001 die Leitzinsen um 150 Basispunkte gesenkt. Wer in dieser Situation – wie die WirtschaftsWoche – vor überzogener Euphorie warnte und auf die Risiken konjunktureller Rückschläge hinwies, wurde rasch als notorischer Schwarzmaler abgetan, der nur die Konjunktur runterreden würde, wie Finanzminister Eichel damals kritisierte. Der weitere Verlauf der Konjunktur aber gab den Skeptikern recht. Trotz der positiven Vorgaben von der amerikanischen Konjunktur schaffte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2002 nur ein mageres Wachstum von 0,3 Prozent. Auch in den folgenden Quartalen dümpelte die deutsche Konjunktur mit Zuwächsen von 0,2 und 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal vor sich hin. Aus dem erhofften Aufschwung wurde ein Auf ohne Schwung. Der Grund: Die deutsche Wirtschaft musste im vergangenen Jahr gleich mehrere negative Schocks verdauen. Bereits zu Jahresbeginn vermieste die Teuro-Debatte den Bürgern den Spaß an der neuen Währung. Manche Händler und Gastwirte hatten die Einführung des Euro-Bargelds genutzt, um die Preise deftig anzuheben. Obwohl sich dies in der amtlich gemessenen Inflationsrate kaum niederschlug, fühlten sich die Bürger über den Tisch gezogen – und traten in den Konsumstreik. Folge: Der private Verbrauch brach im ersten Quartal 2002 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal ein. Kaum hatte sich die Debatte um den Teuro gelegt, da bremste der steigende Außenwert der Gemeinschaftswährung die Konjunktur. Binnen sechs Wochen legte der Euro um elf Prozent gegenüber dem Dollar zu. Im Juni übersprang er erstmals seit Anfang 2000 wieder die Marke von einem Dollar. Die Exporte, wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur, gerieten in den Folgemonaten unter Druck. Der nächste Schock folgte im Sommer. Unter dem Eindruck massiver Bilanzmanipulationen in den USA und Europa setzten die Aktienmärkte rund um den Globus zu einer rasanten Talfahrt an. Innerhalb von fünf Monaten verlor der Dax 2500 Punkte. Der Crash brachte Banken und Versicherungen in arge Bedrängnis. Die Bürger reagierten auf die Vermögensverluste abermals mit Konsumverzicht, viele Firmen stellten geplante Käufe von neuen Maschinen und Anlagen zurück, die Talfahrt der Ausrüstungsinvestitionen beschleunigte sich. Einen zusätzlichen Dämpfer erhielten Konsum und Investitionen, als die Angst vor einem militärischen Konflikt im Irak im Herbst den Ölpreis kräftig in die Höhe trieb. Für viele Unternehmer und Bürger blieb da nur die Hoffnung auf einen Regierungswechsel. Um so größer war der Schock, als die rot-grüne Regierung die Wahl gewann und ihnen statt der erwarteten Steuersenkungen ein konzeptionsloses Paket von Abgabenerhöhungen präsentierte. Knapp ein Jahr nach dem ersten Aufblitzen von Optimismus befindet sich die Stimmung in Deutschland nun wieder tief im Keller – und das Land am Rand einer neuen Rezession. Produktion rückläufig Die Industrie ist auf Talfahrt. Der Output des produzierenden Gewerbes schrumpfte im Oktober gegenüber September um 2,1 Prozent. Analysten hatten ein Plus von 0,4 Prozent prognostiziert. Damit lag die Produktion um 6,1 Prozent unter ihrem Hoch im Februar 2001. Mit minus 3,1 Prozent mussten die Konsumgüterhersteller im Oktober den stärksten Rückgang hinnehmen – das Produktionsniveau fiel auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Positiv überraschten dagegen die Auftragseingänge: Bestellungen aus dem Ausland kletterten im Oktober um 0,6 Prozent, aus dem Inland sogar um 1,5 Prozent.. Mehr als 4,5 Millionen Arbeitslose Die Flaute am Arbeitsmarkt hält an. Im November stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 35 000 auf 4,161 Millionen. Die Arbeitslosenquote erreichte mit zehn Prozent den höchsten Stand seit 32 Monaten. Besserung ist nicht in Sicht – Unternehmen kündigen quer durch alle Branchen weitere Entlassungen an, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Zum Jahresbeginn rechnen Analysten mit deutlich mehr als 4,5 Millionen Arbeitslosen. Saisonbereinigt dürfte die Arbeitslosenzahl bis Ende nächsten Jahres weiter steigen. Keine Inflationsgefahr Nachdem der Preisauftrieb zu Jahresbeginn nicht zuletzt im Gefolge der Euro-Einführung auf 2,1 Prozent gestiegen war, halbierte sich die Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf nahezu. Im November belief sich die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 1,1 Prozent. Im Monatsvergleich purzelten die Verbraucherpreise sogar um 0,4 Prozent, nachdem sie bereits im Juni, August und September gesunken waren. Mit minus 0,8 Prozent gegenüber Oktober waren auch die Preise im deutschen Großhandel rückläufig. Im Jahresvergleich allerdings zogen die Großhandelspreise um 1,1 Prozent an. Einzelhandel weiter unter Druck Die höheren Steuern und Abgaben, die Pleitewelle und die um sich greifende Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs: All dies trübt das Klima für den Konsum derzeit erheblich ein. Das Stimmungstief der Verbraucher bekommen die Einzelhändler voll zu spüren. Im Oktober stieg der reale Umsatz gegenüber September saisonbereinigt nur leicht um 0,1 Prozent und blieb damit hinter dem Oktoberwert des vergangenen Jahres zurück. Analysten rechnen damit, dass die Konsumflaute in den nächsten Monate anhalten wird. Der Grund: Die Abgaben steigen weiter.

Nur ungern lassen sich die Konjunkturexperten in Banken und Forschungsinstituten in diesen Tagen an ihre Prognosen erinnern, die sie vor einem Jahr erstellten. Damals war die deutsche Wirtschaft gerade aus der Rezession gekommen, und sie prophezeiten einen kräftigen Aufschwung. Die Zuversicht der Konjunkturspezialisten gründete sich darauf, dass wichtige Frühindikatoren bereits seit Herbst 2001 nach oben zeigten. So waren die Ifo-Geschäftserwartungen von Oktober 2001 bis zum Mai 2002 um 16,3 Punkte nach oben geklettert. Zur günstigeren Bewertung der Geschäftsperspektiven hatte zum einen der Sieg der USA und ihrer Verbündeten im Afghanistan-Krieg beigetragen. Zudem hatte die US-Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 5,0 Prozent im ersten Quartal 2002 zu einem fulminanten Aufschwung angesetzt. Davon würden auch die deutschen Exporte profitieren, hofften die Experten. Selbst der Inlandsnachfrage trauten sie damals eine nachhaltige Erholung zu, hatte die Europäische Zentralbank doch zwischen Mai und November 2001 die Leitzinsen um 150 Basispunkte gesenkt. Wer in dieser Situation – wie die WirtschaftsWoche – vor überzogener Euphorie warnte und auf die Risiken konjunktureller Rückschläge hinwies, wurde rasch als notorischer Schwarzmaler abgetan, der nur die Konjunktur runterreden würde, wie Finanzminister Eichel damals kritisierte. Der weitere Verlauf der Konjunktur aber gab den Skeptikern recht. Trotz der positiven Vorgaben von der amerikanischen Konjunktur schaffte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2002 nur ein mageres Wachstum von 0,3 Prozent. Auch in den folgenden Quartalen dümpelte die deutsche Konjunktur mit Zuwächsen von 0,2 und 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal vor sich hin. Aus dem erhofften Aufschwung wurde ein Auf ohne Schwung. Der Grund: Die deutsche Wirtschaft musste im vergangenen Jahr gleich mehrere negative Schocks verdauen. Bereits zu Jahresbeginn vermieste die Teuro-Debatte den Bürgern den Spaß an der neuen Währung. Manche Händler und Gastwirte hatten die Einführung des Euro-Bargelds genutzt, um die Preise deftig anzuheben. Obwohl sich dies in der amtlich gemessenen Inflationsrate kaum niederschlug, fühlten sich die Bürger über den Tisch gezogen – und traten in den Konsumstreik. Folge: Der private Verbrauch brach im ersten Quartal 2002 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal ein. Kaum hatte sich die Debatte um den Teuro gelegt, da bremste der steigende Außenwert der Gemeinschaftswährung die Konjunktur. Binnen sechs Wochen legte der Euro um elf Prozent gegenüber dem Dollar zu. Im Juni übersprang er erstmals seit Anfang 2000 wieder die Marke von einem Dollar. Die Exporte, wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur, gerieten in den Folgemonaten unter Druck. Der nächste Schock folgte im Sommer. Unter dem Eindruck massiver Bilanzmanipulationen in den USA und Europa setzten die Aktienmärkte rund um den Globus zu einer rasanten Talfahrt an. Innerhalb von fünf Monaten verlor der Dax 2500 Punkte. Der Crash brachte Banken und Versicherungen in arge Bedrängnis. Die Bürger reagierten auf die Vermögensverluste abermals mit Konsumverzicht, viele Firmen stellten geplante Käufe von neuen Maschinen und Anlagen zurück, die Talfahrt der Ausrüstungsinvestitionen beschleunigte sich. Einen zusätzlichen Dämpfer erhielten Konsum und Investitionen, als die Angst vor einem militärischen Konflikt im Irak im Herbst den Ölpreis kräftig in die Höhe trieb. Für viele Unternehmer und Bürger blieb da nur die Hoffnung auf einen Regierungswechsel. Um so größer war der Schock, als die rot-grüne Regierung die Wahl gewann und ihnen statt der erwarteten Steuersenkungen ein konzeptionsloses Paket von Abgabenerhöhungen präsentierte. Knapp ein Jahr nach dem ersten Aufblitzen von Optimismus befindet sich die Stimmung in Deutschland nun wieder tief im Keller – und das Land am Rand einer neuen Rezession. Produktion rückläufig Die Industrie ist auf Talfahrt. Der Output des produzierenden Gewerbes schrumpfte im Oktober gegenüber September um 2,1 Prozent. Analysten hatten ein Plus von 0,4 Prozent prognostiziert. Damit lag die Produktion um 6,1 Prozent unter ihrem Hoch im Februar 2001. Mit minus 3,1 Prozent mussten die Konsumgüterhersteller im Oktober den stärksten Rückgang hinnehmen – das Produktionsniveau fiel auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Positiv überraschten dagegen die Auftragseingänge: Bestellungen aus dem Ausland kletterten im Oktober um 0,6 Prozent, aus dem Inland sogar um 1,5 Prozent.. Mehr als 4,5 Millionen Arbeitslose Die Flaute am Arbeitsmarkt hält an. Im November stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 35 000 auf 4,161 Millionen. Die Arbeitslosenquote erreichte mit zehn Prozent den höchsten Stand seit 32 Monaten. Besserung ist nicht in Sicht – Unternehmen kündigen quer durch alle Branchen weitere Entlassungen an, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Zum Jahresbeginn rechnen Analysten mit deutlich mehr als 4,5 Millionen Arbeitslosen. Saisonbereinigt dürfte die Arbeitslosenzahl bis Ende nächsten Jahres weiter steigen. Keine Inflationsgefahr Nachdem der Preisauftrieb zu Jahresbeginn nicht zuletzt im Gefolge der Euro-Einführung auf 2,1 Prozent gestiegen war, halbierte sich die Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf nahezu. Im November belief sich die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 1,1 Prozent. Im Monatsvergleich purzelten die Verbraucherpreise sogar um 0,4 Prozent, nachdem sie bereits im Juni, August und September gesunken waren. Mit minus 0,8 Prozent gegenüber Oktober waren auch die Preise im deutschen Großhandel rückläufig. Im Jahresvergleich allerdings zogen die Großhandelspreise um 1,1 Prozent an. Einzelhandel weiter unter Druck Die höheren Steuern und Abgaben, die Pleitewelle und die um sich greifende Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs: All dies trübt das Klima für den Konsum derzeit erheblich ein. Das Stimmungstief der Verbraucher bekommen die Einzelhändler voll zu spüren. Im Oktober stieg der reale Umsatz gegenüber September saisonbereinigt nur leicht um 0,1 Prozent und blieb damit hinter dem Oktoberwert des vergangenen Jahres zurück. Analysten rechnen damit, dass die Konsumflaute in den nächsten Monate anhalten wird. Der Grund: Die Abgaben steigen weiter.

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