Können sie einige der Meilensteine benennen?
Getrieben sind wir, wie alle Autohersteller, von den Megatrends, also der Urbanisierung, der Digitalisierung des Autos und der Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Wir überprüfen unsere Präsenz auf den Weltmärkten, vor allem in Regionen, in denen Skoda noch nicht vertreten ist. Insgesamt geht es darum, dass wir die richtigen Antworten finden auf den großen Umbruch, in dem sich die Branche befindet. Wir wollen mit den Veränderungen Schritt halten. Dafür müssen wir das Unternehmen jetzt fit machen.
Ist Skoda das heute nicht?
Für ein Unternehmen ist diese Frage nie endgültig beantwortet. Das gilt besonders in Phase von größeren technologischen Umbrüchen, wie wir sie zurzeit erleben.
Skoda Auto im Überblick
Seit 1926 verlassen Fahrzeuge der Marke Skoda die Werkshallen in Mlada Boleslav. Wer das Logo mit dem geflügelten Pfeil erfunden hat, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Der ursprünglich blaue Pfeil wurde 1999 in das heute bekannte Schwarz-Grün-Schema getaucht. Vor fünf Jahren erhielt das Logo eine Auffrischung – mit einem neuen Grünton und Chrom-Akzenten.
Skoda Auto hat rund 25.500 Beschäftigte – ohne Leiharbeiter. In diesem Jahr will der Autobauer 2000 neue Mitarbeiter einstellen. Gefertigt wird an insgesamt 14 Standorten. Neben den drei tschechischen Werken werden Fertigungskapazitäten unter anderem in China, Indien, Russland und der Slowakei genutzt.
Im Jahr 2015 lieferte Skoda das zweite Jahr in Folge mehr als eine Million Fahrzeuge aus. Genau waren es 1.055.501. Der Marktanteil an den Pkw-Neuzulassungen in der EU liegt bei gut 4,5 Prozent (Stand Februar 2016). In den ersten drei Monaten dieses Jahres konnte Skoda seine Auslieferungszahlen noch einmal steigern – um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Der Gewinn der tschechischen Volkswagen-Marke stieg 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf 708 Millionen Euro. Der Umsatz legte um 6,2 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro zu.
Im Jahr 1991 erwarb Volkswagen für 620 Millionen DM zunächst 31 Prozent am Unternehmen. Der Rest blieb im Staatsbesitz. Nach und nach erhöhten die Wolfsburger ihren Anteil bis zur vollständigen Übernahme im Mai 2000.
Wofür steht Skoda heute – und wofür wird die Marke in Zukunft stehen?
Heute steht Skoda vor allem für Funktionalität, großes Raumangebot und ein überzeugendes Preis-Wert-Verhältnis. Wir bieten immer schon das etwas geräumigere Fahrzeug an. Und wir stehen für praktische, clevere Detaillösungen. Diese Kernwerte werden wir beibehalten. Zusätzlich wollen wir stärker die hohe Emotionalität der Marke zum Ausdruck bringen. Hier spielt das expressive Exterieur-Design eine wichtige Rolle, mit dem wir die Identität der Marke schärfen wollen.
Kommen Sie damit nicht anderen Marken im Konzern noch stärker in die Quere als ohnehin schon?
In einem Mehrmarken-Konzern ist das Produktportfolio nicht gänzlich überschneidungsfrei. Wir haben die Ambition, in jedem Marktsegment, in dem wir vertreten sind, die beste Paketlösung zu bieten. Jede Marke muss für sich in der jeweiligen Positionierung erfolgreich arbeiten. Dabei gilt, dass die mögliche interne Substitution am Ende nicht der allein entscheidende Punkt ist. Für uns kommt es darauf an, gegenüber Marken außerhalb des Konzerns erfolgreich zu sein.
Was bei Volkswagen im April wichtig wird
VW ist seit Monaten auf der Suche nach einer technischen Umbaulösung für die manipulierten Dieselautos in den USA, die die US-Umweltbehörde EPA zufriedenstellt. Teil einer Einigung werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Rückkäufe. Die Frage ist: Wie viele der 580.000 manipulierten US-Diesel muss der Konzern zurücknehmen?
Müller sagte Anfang des Jahres in Detroit, der Rückkauf von 100.000 Autos wäre eine denkbare Option – es ist aber nicht ausgeschlossen, dass VW alle betroffenen Diesel in den USA zurückkaufen muss, weil es keine technische Lösung gibt, um die Abgasvorgaben einzuhalten. Setzt man in diesem Szenario zum Beispiel einen durchschnittlichen Wert von 20.000 Dollar an, ergäben sich Kosten von 11,6 Milliarden Dollar.
Die nächste hohe Zahlung droht VW durch eine Zivilklage, die das US-Justizministerium einreichte. Hier wäre eine Maximalstrafe von 45 Milliarden Dollar möglich – plus eine Summe, die das Gericht festlegt. In dieser Klage wird wohl auch die anfänglich genannte Maximalstrafe von 18 Milliarden Dollar aufgehen. Beides sind theoretische Werte, es gibt keine verlässlichen Schätzungen für die tatsächlichen Kosten. VW dürfte einen Vergleich anstreben.
Beim US-Bezirksrichter Breyer sind die Milliardenklage und auch alle anderen US-Zivilklagen von der Finanzaufsicht FTC, Bundesstaaten, VW-Besitzern und Autohäusern gebündelt. Er ist deshalb ein sehr wichtiger Mann in der Frage, wie teuer der Abgas-Skandal für VW wird. Breyer hat dem Konzern und den Behörden ein Ultimatum bis zum 21. April gesetzt, eine Lösung für die manipulierten Dieselautos zu finden. Ansonsten will er bereits im Sommer mit dem Prozess beginnen.
Spätestens bis zur Bilanz-Pressekonferenz am 28. April sollte VW Klarheit haben, wie viel Geld für drohende Strafen zurückgelegt werden muss. Davon hängt wiederum indirekt ab, wie hart die Wolfsburger sparen müssen und wie viele Stellen dies womöglich kostet. Auch die Dividende für Großaktionäre wie die Porsche SE, den Staatsfonds aus Katar und das Land Niedersachsen ist in Gefahr.
Anleger dürften diesmal neben Umsatz und Gewinn vor allem die Kapitalstärke im Auge haben. Wie viel Bargeld hat der Konzern, wie viel Cash fließt aus dem laufenden Geschäft nach Wolfsburg? Bei der Netto-Liquidität – also dem Bargeldbestand abzüglich Schulden – gelten 20 Milliarden Euro bei VW als magische Grenze, die nicht unterschritten werden sollte. Ansonsten könnte das Folgen für die Kreditwürdigkeit haben. Geld zu leihen, wäre für VW dann noch teurer.
Im April soll der Zwischenbericht zu den internen Ermittlungen im Abgas-Skandal vorgestellt werden. Die Kanzlei Jones Day hat bei VW Schriftstücke, Mails und Telefondaten ausgewertet sowie Mitarbeiter verhört. Die Frage, wer von den Manipulationen wusste, ist auch entscheidend für die Klagen gegen VW und für strafrechtliche Ermittlungen gegen Einzelpersonen.
Wenn die Ermittler keine Verantwortlichen auf der Ebene des Konzernvorstands finden, wäre das gut für VW. Andernfalls wäre es mit Blick auf alle möglichen Zivilklagen sehr ungünstig, weil das Handeln des Vorstands von Gerichten oft als Handeln des Unternehmens ausgelegt wird – und dann kann es teuer werden.
Die Klagen von Anlegern, die ihre Aktienkursverluste von VW ersetzt haben wollen, liegen beim Landgericht Braunschweig. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird bald eine Musterklage zugelassen, deren Urteil auf andere Fälle übertragen werden könnte. Anfang April lagen dem Landgericht zufolge über 80 einzelne Klagen vor.
Aber Kannibalisierungseffekte innerhalb des Konzerns gibt es schon?
Die gibt es, aber die sind nicht so groß, dass uns das Sorgen bereiten müsste. Unsere Aufgabe ist es, Skoda so attraktiv zu machen, dass wir nicht nur respektiert werden, sondern noch stärker werden als bisher.
Skoda hat 2015 erneut mehr als eine Million Autos abgesetzt. Wie viel Luft ist denn für die Marke noch nach oben?
Wir haben in unserer Strategie klar festgelegt, dass wir nicht allein volumengetrieben sind. Wir wollen vielmehr ein nachhaltiges Wachstum generieren. Mit den neuen SUVs wird es für das Unternehmen einen deutlichen Schritt nach vorne geben. Dafür müssen wir die Märkte vorbereiten, die Kapazitäten im Unternehmen schaffen, an allen Stellschrauben drehen.
Um auf welche Größe zu kommen?
Ich kann mir vorstellen, im Rahmen der Strategie 2025 auf eine Stückzahl von 1,5 Millionen Autos zu kommen. In welchem Jahr genau möchte ich noch nicht festlegen. Das ist ein Marathon, kein Sprint. Und Profitabilität geht vor Stückzahlen.
Wo kann Skoda noch wachsen?
Skoda ist heute auf 102 Märkten weltweit aktiv. Da gibt es also noch eine Reihe von weißen Flecken. Ein Markt, mit dem wir uns aktuell beschäftigen, ist Südkorea.
Wettbewerber von Skoda schauen sich gerade intensiv den Iran an.
Dieser Markt treibt alle um. Nach Expertenschätzungen lassen sich dort zukünftig rund zwei Millionen Autos im Jahr verkaufen. Wir sind in konkreten Gesprächen. Aber es gibt noch keine Entscheidung, wann wir dort antreten werden.