35 Prozent weniger Autos verkauft Selbst schuld, Opel! Diese Absatz-Krise ist hausgemacht

Der Rüsselsheimer Autobauer Opel hat im vergangenen Jahr 35 Prozent weniger Autos verkauft als noch 2019. Quelle: dpa

Opel hat im Jahr 2020 mehr als ein Drittel weniger Autos verkauft – die Verkäufe sind damit stärker eingebrochen als die der französischen Mutter PSA. Das hat Opel sich selbst eingebrockt.

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Der Rüsselsheimer Autobauer Opel hat im vergangenen Jahr 35 Prozent weniger Autos verkauft als noch 2019. Die deutsche Tochter des französischen PSA-Konzerns verkaufte gemeinsam mit der britischen Schwestermarke Vauxhall noch 632.687 Autos. Doch allein mit der Coronakrise lässt sich das nicht erklären. Denn im Marktvergleich war der Rückgang überdurchschnittlich – so verkaufte etwa die Mutter PSA in 2020 mit 2,51 Millionen Autos ‚nur‘ 27,8 Prozent weniger Fahrzeuge als noch 2019. 

Dabei ist das Problem von Opel hausgemacht: So hatte der Konzern Modelle wie Cascada, Adam oder Karl wegen schlechter CO2-Werte gestrichen. Außerdem wendet sich Opel nach der Übernahme durch PSA von den Plattformen seiner alten Mutter General Motors (GM) ab – und stellt seine Autos auf solche von PSA um. Das soll zwar künftig Kosten sparen, sorgt aber eben kurzfristig für Absatzeinbrüche. 

Flaggschiff Insignia verkauft sich schlecht 

Ein Trauerspiel ist auch das Flaggschiff Insignia. Weil die Kunden das Auto meiden, mussten die Mitarbeiter aus der Produktion in Rüsselsheim ihren Weihnachtsurlaub Ende 2020 viel früher antreten, als gedacht –  viele gingen bereits Mitte November in die Werksferien und blieben dort zudem länger als sonst.

Der Insignia hat das Problem, dass er nicht elektrifizierbar ist, weil er noch auf der alten GM-Plattform steht. Ein hoher Absatz des Autos würde auch die CO2-Bilanz von Opel verhageln. Man darf daher mutmaßen, dass Opel kein Interesse an hohen Verkäufen des Autos haben dürfte. Schließlich ist man doch intern stolz auf die gute Co2-Bilanz: „Wir haben unser Produktportfolio konsequent auf zukunftssichere Modelle und Motoren umgestellt… Durch die konsequente Konzentration auf zukunftsfähige Modelle haben wir in den letzten zwei Jahren unsere CO2-Emissionen deutlich reduziert und sind heute ein Marktführer in Sachen CO2“, heißt es bei Opel. Der Preis dafür ist aber eben nun der desaströse Absatz.

Die Folgen sind dramatisch: Der Marktanteil von einst weit über zehn Prozent hat sich im Jahr 2020 auf fünf Prozent mehr als halbiert. Das ist schlimm für Opel und das Selbstvertrauen der Mitarbeiter. Opel werde als Marke unsichtbar und drohe zu verschwinden, schätzten Experten kürzlich in der WirtschaftsWoche die Lage ein. 

Chef von Opel extrem unzufrieden mit dem Absatz

Selbst Opel-Chef Michael Lohscheller ist damit unzufrieden. Zuletzt räumte er das auch in einer internen Betriebsversammlung ein. Der Marktanteil des deutschen Heimatmarktes sei „überhaupt nicht zufriedenstellend“ und tue weder Opel noch dem Handel gut. Das entziehe Selbstvertrauen, man müsse dringend gegensteuern – sonst komme man in eine „Spirale“ aus weniger Volumen und weniger Volumen. In Deutschland müsse man „besser werden, hier müssen wir richtig gut unterwegs sein“.

Einen Pluspunkt aber hat Opel: So habe man sich konsequent auf profitable Vertriebskanäle fokussiert, heißt es vom Konzern. Das habe sich ebenfalls auf das Verkaufsvolumen ausgewirkt.

Immerhin: Auch dadurch ist Opel wieder profitabel. Der Preis dafür aber ist hoch. Und wenn die Fusion der Mutter PSA mit Fiat Chrysler Automobiles klappt, dann wird der Wettbewerb auch intern noch härter werden. Opel muss sehr hart dafür kämpfen, dass die Marke nicht untergeht. Ob das gut geht, obwohl die Stimmung bei den Mitarbeitern nach diversen Abbaurunden im Keller ist? Man darf skeptisch sein.

Mehr zum Thema: Was bleibt nach der Fusion von PSA mit Fiat Chrysler von Opel?

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