September 2015: Die IAA-Besucher strömen noch durch die Messehallen in der Ludwig-Erhard-Anlage in Frankfurt, da braut sich fernab in den USA der größte Skandale der Branche zusammen: Dieselgate.
Die Fakten zur 67. Internationalen Automobilausstellung
Auf dem Messegelände an der Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main.
Am 12. und 13. September ist die Messe nur für Medienvertreter geöffnet. Am 14. September wird die Messe offiziell von Kanzlerin Merkel eröffnet, allerdings auch dann nur für Fachbesucher. Vom 16. bis zum 24. September darf dann auch das breite Publikum gegen Eintritt die Messe besuchen.
2017 sind rund 1000 Aussteller auf einer wegen Bauarbeiten geschrumpften Fläche von etwa 200.000 Quadratmetern dabei. Mehr als 50 Automarken sind vertreten, wenn auch einige Hersteller auf einen teuren Messe-Auftritt verzichten.
Neben den Premieren wichtiger Modelle und Showcars zeigen die Hersteller auch ein Best-Of ihrer aktuellen Produkte. Wichtige Themen sind zudem die Digitalisierung und Vernetzung der Fahrzeuge sowie alternative Antriebe und fortschrittliche Verbrenner.
Fachbesucher: 45 Euro (47 Euro an den Kassen vor Ort)
Tagesticket Wochenende: 14 Euro (16 Euro an den Kassen vor Ort)
Tagesticket Werktag: 12 Euro (14 Euro an den Kassen vor Ort)
Tagesticket Schüler/Studenten: 7,50 Euro (7,50 Euro an den Kassen vor Ort)
Tagesticket ermäßigt: 7,50 Euro an den Kassen vor Ort
Auf der Messe selbst ließ sich Volkswagen um den damaligen Chef Martin Winterkorn vor zwei Jahren nichts anmerken. Schließlich sollte das Unternehmen nach dem Machtkampf mit Ferdinand Piëch in ruhigeres Fahrwasser manövriert werden. Nichts kam da gelegener als die Leistungsschau in Frankfurt und die dortige Premiere des neuen Tiguan, ein Bestseller der Marke VW. Dabei war im Hintergrund klar, dass VW Abgaswerte manipuliert und die Vorgänge vertuscht hatte. Kurz darauf platzte die Bombe.
Seit der 66. IAA und dem Abgasskandal ist die Autobranche im Umbruch. Abgas-Tricksereien, mögliche Fahrverbote für Diesel und die Zukunft der E-Mobilität bestimmen die Diskussionen. Was Sie zur IAA 2017 über den Diesel, Elektroautos und die Messe selbst wissen müssen.
Wird der Diesel das beherrschende Thema der Messe sein?
Jein. Bei ihren Präsentationen werden Volkswagen, Daimler und Co natürlich die für sie angenehmeren Themen in den Vordergrund rücken – und sich höchstens in einem Nebensatz mit Stickoxiden und Flottenverbräuchen beschäftigen. Im Zentrum der Shows werden Fahrzeuge wie der Smart Vision EQ Fortwo und das Mercedes-Maybach Vision 6 Cabriolet bei Daimler, der gerade überarbeitete i3 und die Studie eines Elektro-Mini bei BMW oder bei VW die weiterentwickelte Version der Elektro-Studie ID Crozz stehen.
Elektroautos, die vernetzt sind, autonom fahren und sich mit anderen Nutzern teilen lassen, sind ganz nach dem Geschmack von Dieter Zetsche, Matthias Müller und ihren Marketing-Strategen. BMW-Chef Harald Krüger will noch mit einem neuen Modell überraschen, dass er als „die Vision eines rein elektrischen Viertürers, angesiedelt zwischen dem i3 und dem i8“ bezeichnete. Details, wann das Auto auf den Markt kommen soll und mit welcher Reichweite, wurden im Vorfeld der Messe aber noch nicht genannt.
Verbrenner, Elektro, Brennstoffzelle: Antriebstechniken im Vergleich
Der vor allem in Deutschland populär gewordene Antrieb, 1892 von Rudolf Diesel zum Patent angemeldet, gilt als Jahrhundert-Erfindung. Er schuf eine Grundlage für den modernen Auto-, Schiffs- und Schienenverkehr.
Der Diesel heißt auch Selbstzünder, weil sich der unter hohem Druck in den Zylinder eingespritzte Kraftstoff von allein entflammt. Viele solcher Motoren sind daher im Vergleich zu Benzinern mit ähnlicher Leistung effizienter. Und ihr Verbrauch ist tendenziell geringer. Deshalb stoßen Diesel oft geringere Mengen des Klimagases Kohlendioxid (CO2) aus.
Dafür sind die Emissionen von Luftschadstoffen wie Stickoxiden (NOx) höher - ein Problem, das die Industrie durch moderne Katalysatoren-Technik eindämmen will. So verringert etwa die Beimischung des harnstoffhaltigen AdBlue den NOx-Anteil, es entstehen harmloser Stickstoff und Wasser.
Dies ist der klassische Benziner, der seinen Namen dem Co-Erfinder Nicolaus August Otto verdankt. Im Gegensatz zum Diesel benötigt er gesonderte Zündkerzen, durch die das zerstäubte Treibstoffgemisch zur Explosion gebracht wird.
Bei vergleichbarer Stärke haben insbesondere ältere Benziner einen geringeren Wirkungsgrad als der selbstzündende Diesel – also ein ungünstigeres Verhältnis zwischen am Ende nutzbarer und zuvor eingesetzter Energie. Moderne Varianten sind aber deutlich effizienter. Der Trend zum „downsizing“ brachte kleinere Hubräume in den Zylindern bei zugleich höherer Leistung.
Die (Super-)Kraftstoffe sind wie beim Diesel Gemische aus mehreren Kohlenwasserstoffen, die aus Erdöl durch Verarbeitung gewonnen werden. Ihre Zusammensetzung ist jedoch anders. Benziner-Typen, in denen die Verbrennung nicht so effizient läuft, haben tendenziell einen höheren CO2-Ausstoß.
Das Funktionsprinzip ist dasjenige der übrigen Verbrennungsmotoren, nur dass hier Luft und Erdgas – anstelle von Luft und flüssigem Sprit – im Zylinder gezündet werden. Die Gase reagieren dabei oft „sauberer“ und effizienter, so dass viele Gasmotoren eine gute Umweltbilanz aufweisen.
Einige Fahrzeuge laufen auch mit Autogas (LPG), manche können wahlweise mit Gas oder mit herkömmlichem Sprit fahren.
Er braucht keine flüssigen oder gasförmigen Treibstoffe, sondern erzeugt seine Antriebskraft aus einer mitgeführten Batterie. Die muss regelmäßig neu aufgeladen werden. Elektrische Energie wird hier also direkt in Bewegungsenergie umgewandelt.
Das Problem: Günstigere Batterien bringen heute noch keine großen Reichweiten. Und generell sind E-Autos bisher relativ teuer. Manche Hersteller wollen nun auch Modelle unterhalb der Oberklasse anbieten, die schon einige hundert Kilometer schaffen. Während es in Großstädten dichte Ladenetze gibt, ist die Abdeckung auf dem Land noch dünn.
Beim Elektromotor entstehen keine Emissionen, weil er keine Treibstoffe verbrennt. In der Ökobilanz ist aber zu beachten, dass auch die Art der Erzeugung des eingespeisten Stroms (erneuerbare oder fossile Quellen) sowie die Rohstoffe für Batterie und Motor (etwa Seltene Erden) berücksichtigt werden müssen.
Er kombiniert einen E-Antrieb, der meist im unteren Leistungsbereich läuft, mit einem Verbrenner, der sich zuschaltet.
Es gibt auch hier mehrere Formen. Manche Hybride gewinnen den Strom für den Elektromotor während des Fahrens – etwa durch die Nutzung der Energie, die beim Bremsen entsteht (Rekuperation). Beim Plug-in-Hybrid wird die Batterie wie bei einem reinen E-Fahrzeug per Stecker aufgeladen.
Er ist eine besonders einfache und zugleich umweltfreundliche Antriebsart. Grundprinzip ist meist die Verbrennung von Wasserstoff (H) mit Sauerstoff (O) zu Wasser – also das, was der Chemielehrer „Knallgas-Reaktion“ nennt. Im Brennstoffzellen-Auto läuft dies aber kontrolliert ab. Die erzeugte Energie treibt einen Elektromotor an.
Der Vorteil: Außer Wasserdampf, der ein natürliches Treibhausgas ist, kommt nichts aus dem Auspuff.
Nachteile: Die Technik ist bisher recht teuer. Und wie beim E-Auto muss man sich die gesamte Energiebilanz ansehen. Reinen Wasserstoff gibt es auf der Erde wenig, man muss ihn erst – oft durch starke Energiezufuhr von außen – aus Verbindungen lösen. Dabei kann dann CO2 entstehen. Es gibt jedoch auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge, die mit dem einfachen Alkohol Methanol fahren. Ein Problem ist das noch dünne Tankstellen-Netz.
Doch es wird auch andere Stimmen geben. Warum die deutschen Autobauer immer noch Elektro-Showcars präsentieren, während Tesla das Model 3 bringt und Nissan bereits die zweite Generation des Leaf, von dem die Japaner über 300.000 Exemplare verkauft haben?
Dazu kommt, dass andere Autobauer die Probleme der deutschen Konzerne ausnutzen und sich profilieren. „Die Importeure werden auf der Messe die aktuelle Lage in Deutschland nutzen“, sagt Norbert Dressler, Partner und Automotive-Experte bei Roland Berger. „Sie werden zeigen, in welchen Punkten sie weiter sind, etwa beim Hybrid.“
Die wichtigsten Premieren der IAA
Mit dem elektrischen Maybach Vision 6 Cabrio und einem 3 Millionen Euro teuren AMG-Sportwagen auf Formel-1-Basis sprengt Mercedes-Benz die üblichen Dimensionen. Auf höhere Stückzahlen dürfte die neue X-Klasse kommen, mit der Daimler in die Pick-up-Sparte startet. Mit dem Concept EQ zeigen die Schwaben ihre Elektro-Kompetenz. Technisch interessant ist auch der GLC F-Cell, der weite Strecken mit der Brennstoffzelle zurücklegt und über eine Batterie mit Strom geladen werden kann, wenn keine Wasserstoff-Tankstelle in der Nähe ist.
Bei Volkswagen ist der neue Polo die wichtigste Innovation. Der einstige Kleinwagen ist längst auf Golf-Niveau gewachsen und soll 2018 auch als SUV kommen. Aus dieser überaus beliebten Fahrzeugklasse stammen auch der etwas größere T-Roc und der „City-SUV“ Arona der Konzerntochter Seat. Deren Schwester Skoda hat mit dem Karoq ebenfalls einen neuen Hochbeiner im Programm. Die VW-Nobelmarke Audi stellt mit dem A8 ihr neues Flaggschiff vor, das bis 60 km/h vollständig autonom unterwegs sein soll. Der Elektro-Bulli I.D.Buzz gibt einen Ausblick in die elektrische Zukunft von Volkswagen.
Porsche lässt einstweilen die Finger von Stickoxid-verdächtigen Diesel-Motoren und präsentiert den dritten Cayenne-SUV vorerst ausschließlich mit zwei markentypischen Benzin-Sechszylinder-Motoren mit 340 beziehungsweise 440 PS.
Der zum französischen PSA-Konzern gewechselte Hersteller Opel kann bereits die zweite Kooperation mit den Franzosen vorzeigen. Nach dem Crossland kommt auf Basis des erfolgreichen Peugeot 3008 der Grandland als mittelgroßes SUV angefahren.
Auch BMW will weiter gut am SUV-Boom verdienen und stellt mit X3 und X2 gleich zwei neue Modelle in die Schauräume. Das etablierte Elektro-Mobil i3 wird um ein sportliches Modell i3s erweitert.
Noch ziemlich weit von der Serie entfernt sind autonome Fahrzeuge, die bei der IAA auf einem Extragelände unterwegs sind. Auf dem Parcours vor der Halle 3 sind unter anderem VW, Audi, Daimler sowie die Zulieferer Continental, ZF und Bosch aktiv.
Volvo hat unlängst angekündigt, den Verbrenner nach und nach auslaufen zu lassen und bald in jedem Auto einen Elektromotor zu verbauen – auch wenn am Anfang noch ein Benziner oder Diesel mit an Bord ist. Im Vorfeld der IAA legte Jaguar Land Rover mit einem ähnlichen Versprechen nach. Die beiden Hersteller haben natürlich den Vorteil, dass sie deutlich weniger Autos verkaufen als Mercedes oder BMW und damit eine nicht so breite Kundschaft ansprechen müssen.
Spätestens wenn die Tore der Messehallen am 16. September für das Publikum geöffnet werden, rücken aber auch wieder jene Modelle in den Vordergrund, mit denen die Autobauer heute ihr Geld verdienen. SUV, Limousinen, Kombis und Sportwagen – bis auf die letztgenannten oft mit Dieselmotor.
Wie wichtig ist die IAA überhaupt noch?
Ist die Vorstellung der E-Autos in Frankfurt mehr Schein als Sein?
Die Messe drückt für viele das Sinnbild der alten Autowelt aus – eine betagte Leistungsschau, bei der die Unternehmen mit Luxus- und Sportwagen oder spektakulären Showcars protzen. Das ist auch immer noch so, nur haben viele der Neuheiten inzwischen einen Elektroantrieb. Gerade die deutschen Hersteller wollen die heimische Automesse nutzen, um sich als Innovationsführer zu zeigen.
Sprich: Fast jedes Unternehmen hat sich die Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben. Es wird in Frankfurt vieles rund um den Stromantrieb zu sehen geben. Das steht außer Frage. Dennoch gibt es mit dem Frankfurter Elektro-Boom zwei Probleme.
Zum einen werden die ausgestellten Elektroautos nicht so bald zu den Händlern rollen. Audi dürfte den e-tron quattro frühestens im Sommer 2018 bringen, ungefähr gleichzeitig zu dem Jaguar i-Pace. Bis zu den Elektroautos von Mercedes und Porsche wird es bis zum Ende des Jahrzehnts dauern, BMW bringt 2020 einen elektrischen X3 und 2021 den iNext. VW gab im August grünes Licht für die Serienproduktion des Elektro-Bulli. Bis der auf den Markt kommt, werden noch mindestens zwei Jahre vergehen.
Zwei Jahre, in denen die Konkurrenz nicht schläft noch größer wird: Problem Nummer zwei. Tesla will bis dahin weit über eine halbe Million Elektroautos verkaufen. Nissan hat die zweite Generation des Leaf bis dahin auf den Markt gebracht. Der seit 2011 gebaute Leaf war das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Volvo will sich in den kommenden Jahren zunehmend vom Verbrenner lösen. Und dann sind da noch die chinesischen Hersteller, die oft direkt auf den Elektroantrieb setzen und gar nicht versuchen, den Vorteil der deutschen Hersteller bei den Verbrennungsmotoren aufzuholen.
Wie wichtig ist die IAA überhaupt noch?
Sie ist nicht mehr so relevant wie noch vor einigen Jahren. Damals war die IAA ein echter Pflichttermin für jeden, der in der Branche etwas auf sich hielt. Heute wird der Messeauftritt in Frankfurt in vielen Unternehmen kritischer beäugt, zurechtgestutzt oder gar ganz gestrichen – dazu später mehr.
Das Besucherinteresse wird wieder hoch sein. An den Publikumstagen dürfte es um die Stände kaum ein Durchkommen geben. Ob am Ende ein neuer Rekord dabei herausspringt, ist nebensächlich. Hauptsache es ist voll und der Veranstalter VDA kann in Zeiten von Fahrverbot-Diskussionen und neuen Mobilitätsdiensten demonstrieren, dass das Automobil als Objekt der Begierde nicht ausgedient hat.
Anders sieht es möglicherweise bei den Fachbesuchern aus. Am Rande einer solchen Branchenschau werden unzählige Geschäfte gemacht und Kontakte gepflegt. Doch in einer nicht repräsentativen Umfrage unter Nutzern des Fachmagazins „Automobil Produktion“ gab immerhin rund ein Drittel der Befragten an, die IAA für ein Auslaufmodell zu halten. Zusätzliche sechs Prozent der Nutzer wollten sogar lieber das Münchner Oktoberfest besuchen. Die Zustimmung des Fachpublikums zu dem Messekonzept liegt aktuell bei über 50 Prozent, Tendenz schnell sinkend.
Gibt es bei der IAA neue Aussteller?
Ja, aus den unterschiedlichsten Bereichen. Besonders interessant dürften die Messeauftritte von zwei chinesischen Autokonzernen sein. 2011 hatte sich bereits Changan in Frankfurt versucht. Doch sowohl die Präsentation als auch die Exponate wirkten stümperhaft. 2017 kommt mit Chery der größte Fahrzeugexporteur Chinas auf das Messegelände. Ebenfalls in Halle 8 wird Wey seine Premiere feiern. Die Premiummarke von Great Wall soll auch in Europa etabliert werden. Great Wall ist einer der größten SUV-Hersteller des Landes.
Die wichtigsten Automessen der Welt
Dies ist die Leitmesse für Nordamerika. Vor allem für Pick-ups und SUV-Geländewagen können sich die Besucher hier begeistern. Bei der North American International Auto Show (NAIAS) stehen die schweren Karossen an nahezu jedem Messestand. Detroit eröffnet traditionell das Autojahr. 2017 ist die Messe bereits vorbei, für 2018 ist inklusive Presse- und Fachbesuchertagen der 14. bis 28. Januar als Termin angepeilt.
Hier zeigt vor allem die europäische Autoindustrie neue Modelle. In diesem Jahr werden am Genfer See vom 7. bis zum 19. März knapp 150 Welt- und Europapremieren vorgestellt – mehr als im vergangenen Jahr.
China ist der größte Automarkt der Welt und speziell für deutsche Hersteller von Bedeutung. Die größte Automesse Asiens findet in diesem Jahr vom 19. bis 28. April in Shanghai statt. Von Jahr zu Jahr wechselt die Messe zwischen der chinesischen Hauptstadt und dem „Paris des Ostens“.
Die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt findet im Wechsel mit der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover alle zwei Jahre statt. Hier werden meist besonders viele neue Modelle vorgestellt. In diesem Jahr gibt es vom 12. bis zum 24. September wieder eine IAA in Frankfurt.
Die Schau „Mondial de l'Automobile“ in Paris findet alle zwei Jahre statt. 2018 feiert sie vom 2. bis zum 14. Oktober 120-jähriges Jubiläum. Die Franzosen werben mit dem weltweit größten Besucherandrang bei Automessen – vergangenes Jahr sorgten die Pariser Terroranschläge von November 2015 aber für deutlich weniger Gäste.
Sie ist alle zwei Jahre die große Bühne der japanischen Hersteller wie Toyota, Mitsubishi und Mazda. Die Messe findet im Herbst statt, dieses Jahr vom 25. Oktober bis 5. November.
Zudem kommen auch einige Konzerne zur IAA, die man auf den ersten Blick dort nicht erwarten würde. Neben Facebook zählt Thyssenkrupp dazu. Der deutsche Industriekonzern kehrt nach zehn Jahren auf die Messe zurück. Thyssenkrupp macht ein Viertel seiner Umsätze mit der Autoindustrie – nicht nur mit Stahl für die Karossen, hier geht rund die Hälfte der Jahresproduktion direkt oder indirekt in die Autobranche. Mit der Komponentensparte, die quasi ein Autozulieferer ist, liefert der Essener Traditionskonzern auch Fahrwerks- und Lenkungsteile an die Autobauer.
Auch der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck stellt in Frankfurt aus – vor allem neue Kunststoffe, die auch im Autobau zum Einsatz kommen können.
Was ändert sich bei den bestehenden Ausstellern?
Der Daimler-Konzern mietet wieder die gesamte Festhalle am östlichen Ende des Messegeländes, BMW Halle 11 ganz im Westen und der VW-Konzern belegt Halle 3. Das sind die Konstanten. Zumindest fast: Hatte sich Audi bei den vergangenen Ausgaben der IAA noch eine eigene, temporäre Halle auf dem „Agora“ genannten Platz zwischen den Hallen 3, 4 und 5 geleistet, spart man sich in Zeiten der Diesel-Krise diesen extravaganten Auftritt – und zieht mit in die VW-Halle 3 ein.
Auch einige andere Stände ziehen um. Halle 6 bleibt in diesem Jahr leer – zuvor hatten sich dort sämtliche Marken des FiatChrysler-Konzerns präsentiert und am westlichen Ende der Halle stellte Hyundai seine Autos aus. Von FCA kommen dieses Jahr nur Ferrari und Maserati nach Frankfurt. Da die beiden Sportwagen-Marken nicht den ganzen Platz von Fiat, Alfa Romeo, der inzwischen beerdigten Marke Lancia, Jeep und Dodge ausfüllen, wurde umgeplant. Die beiden italienischen Autobauer ziehen in Halle 5, Hyundai stellt 2017 in Halle 8 aus.
Im Zuge dieser Umverteilung zieht auch Borgward um. Hatte die junge deutsch-chinesische Marke 2015 noch in Halle 5 seine ersten Prototypen präsentiert, ist der Stand in diesem Jahr in Halle 9 zu finden.
Fehlende Aussteller
Wer fehlt in diesem Jahr?
Die Liste ist für den VDA unerfreulich lang. Es fehlt nämlich nicht nur ein Großteil des italo-amerikanischen FiatChrysler-Konzerns. Auch der französische PSA-Konzern hat seinen Auftritt stark gekürzt. Peugeot und die hauseigene Nobelmarke DS stellen in Frankfurt keine Autos aus. Lediglich unter dem Label Citroën stehen in Halle 8 einige Autos des Konzerns – und nebenan die von Opel, die inzwischen ebenfalls zu PSA gehören.
Grund für das Fernbleiben ist meist das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Alleine die Stromkosten für den Messeauftritt sollen sich auf über 100.000 Euro belaufen – und dann ist noch kein einziges Hotelzimmer gebucht, kein Messebauer bezahlt, kein Showcar unter größter Geheimhaltung entwickelt. Da in Zeiten der Digitalisierung die Interessenten über Online-Präsentationen erreicht werden können, fahren viele Hersteller ihr Engagement in Frankfurt zurück.
Verstärkt wird das durch einen anderen Trend: Wegen der Flut an Neuheiten und Pressekonferenzen ist für viele der Marketing-Verantwortlichen das Risiko zu groß, mit ihrer eigenen Präsentation unterzugehen und nicht die gewünschte Aufmerksamkeit zu erzielen. Volvo hat deshalb bereits länger den Stecker gezogen und konzentriert sich nur noch auf eine Automesse pro Kontinent. In Europa ist das der Genfer Autosalon.
Um dem Messetrubel zu entkommen, inszenieren die Hersteller im Vorfeld der IAA eigene Termine für ihre Weltpremieren. Wurden vor wenigen Jahren noch Fotos der neuen Autos vorab veröffentlicht, werden jetzt schon ganze Veranstaltungen zu einem Modell abgehalten. So lud Audi im Juli zu einem eigenen Markengipfel, um den neuen A8 zu präsentieren. Rolls-Royce zog Ende Juli in London das Tuch vom neuen Phantom, Tesla zeigte in Kalifornien die Serienversion des Model 3, Volkswagen präsentierte das wichtige SUV T-Roc bei einer Abendveranstaltung am Comer See, Porsche stellte den neuen Cayenne im Firmenmuseum vor und Nissan feierte die Weltpremiere des zweiten Leaf vergangene Woche in Tokio.
Für Privatbesucher ist die IAA meist immer noch die erste und wohl beste Möglichkeit, die neuen Karossen live zu sehen. Dennoch bleibt ein Makel: Man hat die Fahrzeuge schon aus nahezu jedem erdenklichen Winkel abgelichtet gesehen.
Was muss ich als Besucher denn gesehen haben?
In der Festhalle – offiziell Halle 2 genannt – sind bei Daimler besonders die Concept Cars interessant. Der Smart Vision EQ Fortwo zeigt, wie sich Daimler ein Robo-Taxi vorstellt – und das ganz anders als der in Genf gezeigte Sedric von VW, der eher ein Elektro-Van ist. Oder das Maybach Vision 6 Cabriolet, das einfach beeindruckend ist. Und wenn Sie schon da sind, sollten Sie auch einen Blick auf das Mercedes-AMG Project One werfen: ein 1.000 PS starker Hybrid-Supersportwagen mit Formel-1-Motor. Und einem Stückpreis von 2,5 bis 3 Millionen Euro. Den sehen Sie danach vermutlich nie wieder.
In Halle 3 bei Volkswagen sind der Audi A8 mit all seiner Technologie und der Porsche Cayenne interessant, beide Autos kommen bald auf den Markt. Bis zur Premiere des Skoda Vision E wird es noch ein wenig dauern – der Elektro-Skoda soll erst 2020 kommen. Die Studie (und wenige Meter weiter der VW ID Crozz) gibt aber einen Ausblick auf das, was mit dem Modularen Elektro-Baukasten des VW-Konzerns künftig möglich wird.
Bevor Sie direkt in Halle 11 zu BMW wandern, lohnt ein Ausflug in Halle 8. Neben den neuen Modellen von Opel (unter anderem mit dem SUV Grandland X) stellen dort die erwähnten chinesischen Hersteller Chery und Wey aus. Machen Sie sich selbst ein Bild davon, wie weit die China-Autos inzwischen sind.
Bei BMW angekommen werden drei Fahrzeuge interessant sein, die es in dieser Form nicht zu kaufen geben wird. Das Concept Z4 gibt einen Ausblick auf den kommenden Roadster, der in Zusammenarbeit mit Toyota entsteht. Und das Concept X7 auf das Fullsize-SUV für den US-Markt. In beiden Fällen dürfte das Design bis zur Serienreife aber noch entschärft werden. Und dann eben jedes Modell, das BMW zwischen dem i3 und i8 positionieren will. Starttermin ist nicht vor 2021.
Was in vier Jahren von, Konzept, Technologie und Design des Showcars übrig bleibt, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Ebenso wenig, wie eine IAA 2021 aussehen wird.