67. Internationale Automobilausstellung Was Sie zur IAA 2017 wissen müssen

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Wie wichtig ist die IAA überhaupt noch?

Ist die Vorstellung der E-Autos in Frankfurt mehr Schein als Sein?
Die Messe drückt für viele das Sinnbild der alten Autowelt aus – eine betagte Leistungsschau, bei der die Unternehmen mit Luxus- und Sportwagen oder spektakulären Showcars protzen. Das ist auch immer noch so, nur haben viele der Neuheiten inzwischen einen Elektroantrieb. Gerade die deutschen Hersteller wollen die heimische Automesse nutzen, um sich als Innovationsführer zu zeigen.

BMW überarbeitet sein E-Auto – und bringt eine Sportversion
BMW i3 Facelift Quelle: BMW
BMW i3 Facelift Quelle: BMW
BMW i3s Quelle: BMW
BMW i3s Quelle: BMW
BMW i3s Quelle: BMW
BMW i3s Quelle: BMW
BMW i3s Quelle: BMW

Sprich: Fast jedes Unternehmen hat sich die Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben. Es wird in Frankfurt vieles rund um den Stromantrieb zu sehen geben. Das steht außer Frage. Dennoch gibt es mit dem Frankfurter Elektro-Boom zwei Probleme.

Zum einen werden die ausgestellten Elektroautos nicht so bald zu den Händlern rollen. Audi dürfte den e-tron quattro frühestens im Sommer 2018 bringen, ungefähr gleichzeitig zu dem Jaguar i-Pace. Bis zu den Elektroautos von Mercedes und Porsche wird es bis zum Ende des Jahrzehnts dauern, BMW bringt 2020 einen elektrischen X3 und 2021 den iNext. VW gab im August grünes Licht für die Serienproduktion des Elektro-Bulli. Bis der auf den Markt kommt, werden noch mindestens zwei Jahre vergehen.

Zwei Jahre, in denen die Konkurrenz nicht schläft noch größer wird: Problem Nummer zwei. Tesla will bis dahin weit über eine halbe Million Elektroautos verkaufen. Nissan hat die zweite Generation des Leaf bis dahin auf den Markt gebracht. Der seit 2011 gebaute Leaf war das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Volvo will sich in den kommenden Jahren zunehmend vom Verbrenner lösen. Und dann sind da noch die chinesischen Hersteller, die oft direkt auf den Elektroantrieb setzen und gar nicht versuchen, den Vorteil der deutschen Hersteller bei den Verbrennungsmotoren aufzuholen.

Wer uns auf der IAA fehlen wird
Internationale Automobil Ausstellung IAA Quelle: dpa
Internationale Automobil Ausstellung IAA Quelle: REUTERS
Internationale Automobil Ausstellung IAA Quelle: dpa
Internationale Automobil Ausstellung IAA Quelle: REUTERS
Internationale Automobil Ausstellung IAA Quelle: REUTERS
Internationale Automobil Ausstellung IAA Quelle: REUTERS
Internationale Automobil Ausstellung IAA Quelle: REUTERS

Wie wichtig ist die IAA überhaupt noch?
Sie ist nicht mehr so relevant wie noch vor einigen Jahren. Damals war die IAA ein echter Pflichttermin für jeden, der in der Branche etwas auf sich hielt. Heute wird der Messeauftritt in Frankfurt in vielen Unternehmen kritischer beäugt, zurechtgestutzt oder gar ganz gestrichen – dazu später mehr.

Das Besucherinteresse wird wieder hoch sein. An den Publikumstagen dürfte es um die Stände kaum ein Durchkommen geben. Ob am Ende ein neuer Rekord dabei herausspringt, ist nebensächlich. Hauptsache es ist voll und der Veranstalter VDA kann in Zeiten von Fahrverbot-Diskussionen und neuen Mobilitätsdiensten demonstrieren, dass das Automobil als Objekt der Begierde nicht ausgedient hat.

Anders sieht es möglicherweise bei den Fachbesuchern aus. Am Rande einer solchen Branchenschau werden unzählige Geschäfte gemacht und Kontakte gepflegt. Doch in einer nicht repräsentativen Umfrage unter Nutzern des Fachmagazins „Automobil Produktion“ gab immerhin rund ein Drittel der Befragten an, die IAA für ein Auslaufmodell zu halten. Zusätzliche sechs Prozent der Nutzer wollten sogar lieber das Münchner Oktoberfest besuchen. Die Zustimmung des Fachpublikums zu dem Messekonzept liegt aktuell bei über 50 Prozent, Tendenz schnell sinkend.

Gibt es bei der IAA neue Aussteller?
Ja, aus den unterschiedlichsten Bereichen. Besonders interessant dürften die Messeauftritte von zwei chinesischen Autokonzernen sein. 2011 hatte sich bereits Changan in Frankfurt versucht. Doch sowohl die Präsentation als auch die Exponate wirkten stümperhaft. 2017 kommt mit Chery der größte Fahrzeugexporteur Chinas auf das Messegelände. Ebenfalls in Halle 8 wird Wey seine Premiere feiern. Die Premiummarke von Great Wall soll auch in Europa etabliert werden. Great Wall ist einer der größten SUV-Hersteller des Landes.

Die wichtigsten Automessen der Welt

Zudem kommen auch einige Konzerne zur IAA, die man auf den ersten Blick dort nicht erwarten würde. Neben Facebook zählt Thyssenkrupp dazu. Der deutsche Industriekonzern kehrt nach zehn Jahren auf die Messe zurück. Thyssenkrupp macht ein Viertel seiner Umsätze mit der Autoindustrie – nicht nur mit Stahl für die Karossen, hier geht rund die Hälfte der Jahresproduktion direkt oder indirekt in die Autobranche. Mit der Komponentensparte, die quasi ein Autozulieferer ist, liefert der Essener Traditionskonzern auch Fahrwerks- und Lenkungsteile an die Autobauer.

Auch der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck stellt in Frankfurt aus – vor allem neue Kunststoffe, die auch im Autobau zum Einsatz kommen können.

Was ändert sich bei den bestehenden Ausstellern?
Der Daimler-Konzern mietet wieder die gesamte Festhalle am östlichen Ende des Messegeländes, BMW Halle 11 ganz im Westen und der VW-Konzern belegt Halle 3. Das sind die Konstanten. Zumindest fast: Hatte sich Audi bei den vergangenen Ausgaben der IAA noch eine eigene, temporäre Halle auf dem „Agora“ genannten Platz zwischen den Hallen 3, 4 und 5 geleistet, spart man sich in Zeiten der Diesel-Krise diesen extravaganten Auftritt – und zieht mit in die VW-Halle 3 ein.

Daimler zeigt sein erstes City-Robotaxi
Smart Vision EQ Fortwo Quelle: Daimler
Smart Vision EQ Fortwo Quelle: Daimler
Smart Vision EQ Fortwo Quelle: Daimler
Smart Vision EQ Fortwo Quelle: Daimler
Smart Vision EQ Fortwo Quelle: Daimler
Smart Vision EQ Fortwo Quelle: Daimler
Smart Vision EQ Fortwo Quelle: Daimler

Auch einige andere Stände ziehen um. Halle 6 bleibt in diesem Jahr leer – zuvor hatten sich dort sämtliche Marken des FiatChrysler-Konzerns präsentiert und am westlichen Ende der Halle stellte Hyundai seine Autos aus. Von FCA kommen dieses Jahr nur Ferrari und Maserati nach Frankfurt. Da die beiden Sportwagen-Marken nicht den ganzen Platz von Fiat, Alfa Romeo, der inzwischen beerdigten Marke Lancia, Jeep und Dodge ausfüllen, wurde umgeplant. Die beiden italienischen Autobauer ziehen in Halle 5, Hyundai stellt 2017 in Halle 8 aus.

Im Zuge dieser Umverteilung zieht auch Borgward um. Hatte die junge deutsch-chinesische Marke 2015 noch in Halle 5 seine ersten Prototypen präsentiert, ist der Stand in diesem Jahr in Halle 9 zu finden.

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