Rückkehr nach Russland geplant Opel erzielt ersten Jahresgewinn seit 20 Jahren

Opel erzielt ersten Jahresgewinn seit 20 Jahren Quelle: dpa

Wende bei Opel: Nach zwei Jahrzehnten Verlusten vermeldet der Autokonzern unter der Leitung der Mutter PSA wieder einen Jahresgewinn. Und es gibt Zukunftspläne bei den Franzosen: Opel soll wieder in Russland verkaufen.

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In den vergangenen Jahren waren die Positivmeldungen aus Rüsselsheim eher die Ausnahme. Stellenstreichungen, Kürzungen, schlechte Zahlen prägten die Berichte über Opel. Nun hat der neue Mutterkonzern PSA einmal etwas andere Nachrichten: Opel schreibt nach vielen verlustreichen Jahren wieder schwarze Zahlen. Der operative Gewinn betrug im vergangenen Jahr 859 Millionen Euro, wie die Franzosen in Rueil-Malmaison bei Paris berichten.

Mit seinem Sanierungsplan habe Opel die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft gelegt und wolle „weiteres Potenzial freisetzen“, erklärte PSA-Konzernchef Carlos Tavares. Der Umsatz der Gruppe stieg – auch dank Opel – um 18,9 Prozent auf 74 Milliarden Euro. Auf Opel entfiel dabei ein Umsatz von 18,3 Milliarden Euro.

Eine ziemliche Überraschung, denn die frühere General-Motors-Tochter hatte zuvor mit ihrer britischen Schwestermarke Vauxhall seit 1999 keinen Gewinn mehr für ein Gesamtjahr ausgewiesen. Von August bis Dezember 2017 gab es noch einen Verlust von 179 Millionen Euro.

Die Konzerntochter aus Deutschland habe damit eine Rendite von 4,7 Prozent erreicht, erklärte PSA-Chef Carlos Tavares. In den ersten fünf Monaten unter dem Dach des PSA-Konzerns, von August bis Dezember 2017, hatte Opel einen Verlust von 179 Millionen Euro verbucht.

Opel hat nach der Übernahme durch PSA Mitte 2017 Stellen abgebaut und den Arbeitseinsatz über Kurzarbeit reduziert. Im Gesamtkonzern stieg der operative Gewinn 2018, letztlich auch durch das erste vollständige Jahr einschließlich Opel, um 43 Prozent auf 5,69 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte angetrieben von einer hohen Nachfrage nach den SUV-Modellen Peugeot 3008 und 5008 um 19 Prozent auf 74,03 Milliarden Euro. Die Gewinnmarge lag bei 7,7 Prozent und damit 1,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Das Finanzergebnis „zeigt die Fähigkeit unserer Gruppe, ein profitables und wiederkehrendes Wachstum zu erzielen“, erklärte Tavares.

Neben den überraschend positiven Zahlen kündigte Tavares zudem eine Rückkehr an: Und zwar die Opels auf den russischen Markt. Der Grund: PSA wolle außerhalb von Europa in den nächsten Jahren deutlich mehr Autos verkaufen, dazu werde Opel in Russland, Peugeot in Nordamerika und Citroën in Indien auftreten. Ältere Opel-Modelle aus GM-Zeiten sollen allerdings nicht in Moskau, Sankt Petersburg und Co. verkauft werden: „Wir werden dort ausschließlich Fahrzeuge anbieten, die bereits auf PSA-Plattformen stehen“, sagte Vorstandschef Michael Lohscheller der Deutschen Presse-Agentur. Die noch unter der früheren Konzernmutter General Motors entwickelten Autos wie der Astra oder Mokka sollen auf dem russischen Markt nicht angeboten werden. Lohscheller kündigte einen Mix aus lokaler Produktion im PSA-Werk Kaluga und Importen an. Opel hatte sich 2015 vom russischen Markt zurückgezogen. Für die kommenden Jahre bleibt PSA aber vorsichtig, weil nach Worten von Tavares „Chaos, Hürden und Gegenwind“ drohen. Das Renditeziel von 4,5 Prozent durchschnittlich für 2019 bis 2021 nach 7,6 Prozent 2018 sei eine wetterfeste Größe.

Analyst Schwope erklärte, PSA brauche mehr Geld, womöglich durch eine höhere Beteiligung seines chinesischen Aktionärs. Das könnte helfen, Opel als Elektroautomarke in China zu etablieren. Auch eine Kooperation mit Fiat Chrysler könnte ein Weg sein, um mehr Größenvorteile zu erreichen. Die Konkurrenz schläft nicht: Allein Volkswagen investiert binnen fünf Jahren 44 Milliarden Euro in die E-Mobilität.

Was wird aus Opels Entwicklungszentrum?

Weiterhin offen ist die geplante Aufspaltung des Entwicklungszentrums am Stammsitz Rüsselsheim. „Wir sind weiter in Gesprächen mit den Sozialpartnern zum geplanten Übergang von bis zu 2000 Beschäftigten an den Entwicklungsdienstleister Segula. Angesichts der vorhandenen und wachsenden Überkapazitäten im Entwicklungszentrum ist das der einzige Weg, diese Arbeitsplätze nachhaltig in Rüsselsheim zu sichern“, sagte Lohscheller.

Lohscheller kündigte weiterhin eine strikte Produktionsplanung an, die sich an den zu realisierenden Verkäufen orientieren werde. „Wir haben unsere Fahrzeugbestände im vergangenen Jahr deutlich reduziert und werden auch in Zukunft nicht auf Halde produzieren.“ Konkrete Produktionsplanungen für die deutschen Werke in Eisenach, Rüsselsheim und Kaiserslautern nannte der Opel-Chef nicht.

Bislang hatte sich die IG Metall sehr negativ zu dem Verkaufsplan geäußert, der noch im zweiten Quartal vollzogen werden soll. Die Gewerkschaft fordert nun angesichts der besseren Lage bei Opel außerdem Investitionen und neue Modelle für die deutschen Standorte. „Nach wie vor wissen die Betriebsräte und die Beschäftigten nicht, wie die mittelfristige Planung für die Werke aussieht“, kritisierte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger. Tavares erklärte dazu, Opel-Modelle könnten in PSA-Werken gebaut werden - so wie umgekehrt Peugeot- oder Citroen-Pkw in Deutschland: „Wir sind ein europäisches Unternehmen, wir gehen von der nationalistischen Herangehensweise ab.“

Mit Sorgen blickt Opel auf den möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. „Natürlich ist die fehlende Planungssicherheit in Großbritannien eine Belastung für die gesamte Branche“, sagte Lohscheller. Für das Werk Luton sei gerade erst eine wichtige Investitionsentscheidung zur Produktionen des Nutzfahrzeugs Vivaro getroffen worden. „Sollten künftig Zölle erhoben werden, würden natürlich die Kosten in unseren britischen Werken steigen. In diesem Fall müssten wir dann auch unsere Preise anpassen. Von daher hoffen wir auf eine gute Lösung im Sinne des Freihandels.“



Opel hatte sich 2015 – damals noch unter Führung des US-Konzerns General Motors – wegen einer Absatzkrise aus Russland zurückgezogen. PSA-Finanzvorstand Philippe de Rovira sagte, eine internationale Ausbreitung sei wichtig für die Zukunft von Opel.

Ein neues Auslandsgeschäft müsse aber profitabel sein. Auch insgesamt müsse Opel noch profitabler werden, um zu den besten Spielern in der Autoindustrie zu gehören, sagte De Rovira. PSA führt Opel seit August 2017 in seinen Büchern.

PSA mit den Stamm-Marken Citroën, Peugeot und DS führt Opel seit August 2017 in seinen Büchern.

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