Abgas-Skandal Volkswagen weist Dieselgate-Aktionärsklagen zurück

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Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro sollten reichen

Der Abgasskandal war in den USA entstanden, nachdem Volkswagen im Jahr 2005 entschieden hatte, den US-Markt mit einer Dieseloffensive erobern zu wollen. Um den Zielkonflikt bei der Entwicklung des dafür angedachten Motors EA189 zwischen den bis zu sechs Mal strengeren Abgas-Grenzwerten in den USA und den Kosten zu lösen, „entschloss sich nach bisherigem Erkenntnisstand in der Folgezeit eine Gruppe von Personen, die im Einzelnen aktuell noch ermittelt werden, auf Ebenen unterhalb des Konzern-Vorstands im Bereich Aggregate-Entwicklung dazu, die Motorsteuerungssoftware zu verändern“, so Volkswagen. Mit diesem Eingriff in die Software wurden auf dem Teststand Abgaswerte erzeugt, die sich von den unter realen Fahrbedingungen erzeugten Werten unterschieden. Mit anderen Worten: Es wurde gemogelt.

„Es handelte sich dabei um einen punktuellen, aber schwerwiegenden und von Volkswagen nachdrücklich bedauerten Eingriff in die Motorsteuerungssoftware, der aber durch relativ kleine Veränderungen innerhalb des für die Entwicklung der Steuerungssoftware verfügbaren Budgets möglich war, ohne hierbei übergeordnete Stellen einbeziehen zu müssen“, erklärt der Konzern. Nur einige wenige von insgesamt rund 15.000 einzelnen Algorithmen wurden modifiziert. Hinweise auf die falschen Abgaswerte hätte aber erst die Studie der kalifornischen Umweltbehörde Carb im Mai 2014 ergeben.

Über diese Studie wurde der damalige VW-Chef Martin Winterkorn am 23. Mai 2014 informiert – eine Notiz sei seiner "umfangreichen Wochenendpost" beigelegt worden. Ob und wann Winterkorn die Notiz zur Kenntnis nahm, ist nicht bekannt. Das werden wohl die Gerichte klären müssen.

Vertreter von VW werden sich Donnerstag in Washington mit den Vertretern der Umweltbehörden treffen. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hofft, dass dann endlich eine Einigung erzielt wird - ob der neu entwickelte Kat für den 3.0 TDi akzeptiert wird und die Rückrufaktion für die jüngeren 2.0 TDi starten kann. Erst dann, so Pötsch gegenüber der WirtschaftsWoche, könne man die Gesamtbelastung kalkulieren und in die Bilanz einstellen.

Die Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro sollten nach Stand der Dinge aber für die „Fixes“ in den USA reichen. VW-Chef Müller würde sich aber auch der Idee - die angeblich von der EPA kommt - nicht verschließen, zur Wiedergutmachung im Werk Chattanooga ein Elektroauto zu bauen. Müller bezeichnete die Gespräche in den USA als gut. Wichtig war für ihn die Erklärung, „dass man nicht die Absicht hat, VW zu ruinieren“.

Das mag den einen oder anderen Aktionär beruhigen. Auf der Hauptversammlung, die laut Pötsch voraussichtlich Ende Mai einberufen wird, dürfte es jedoch heftige Diskussionen geben: Pötsch bereitete im Gespräch mit der WirtschaftsWoche die Anteilseigner darauf vor, dass für 2015 die Dividende wohl ausfallen wird: „Alle Stakeholder müssen jetzt dazu beitragen, die Lasten aus der Dieselthematik zu schultern.“

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