Abgastests an Affen und Menschen Was wir über die Vorwürfe gegen Daimler, VW und BMW wissen

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Welche Konsequenzen der neue Skandal hat

Was ist die EUGT?

Die EUGT ("Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor") wurde 2007 ursprünglich von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründet. Sie sollte mit eigenen Studien die Auswirkung von Abgasen und Schadstoffen auf Mensch und Umwelt erforschen, wurde aber stets aus der Industrie finanziert. Bosch verließ die EUGT bereits 2013 – also vor den aktuell diskutierten Vorfällen. Mitte 2017 wurde die EUGT aufgelöst.

Welche Konsequenzen hat der neue Skandal?

Noch keine – zumindest keine personellen. Volkswagen räumt angesichts der öffentlichen Empörung ein, es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von vornherein zu verzichten. "Wir entschuldigen uns für das Fehlverhalten und die Fehleinschätzung Einzelner", heißt es aus der Wolfsburger Zentrale des Autokonzerns. Und: "Wir sind der Überzeugung, dass die damals gewählte wissenschaftliche Methodik falsch war. Es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von vornherein zu verzichten."

In der Politik wird unterdessen der Ruf nach einer Aufklärung der Vorwürfe lauter. Der niedersächsische Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Bernd Althusmann (CDU) bezeichnete die Tierversuche beim Test von Dieselabgasen als "absurd und unentschuldbar". Althusmann sagte der Deutschen Presse-Agentur, er erwarte neben einer vollständigen Aufklärung und einem umfassenden Bericht an den Aufsichtsrat "harte personelle Konsequenzen" für diejenigen, die für diese Tierversuche verantwortlich seien. Das Land Niedersachsen ist VW-Großaktionär.

Auch die anderen EUGT-Partner gingen rasch auf Abstand. Daimler erklärte, man habe eine Untersuchung eingeleitet, um die Hintergründe der umstrittenen Studie aufzuklären. "Wir halten die Tierversuche in der Studie für überflüssig und abstoßend", hieß es in Stuttgart. BMW äußerte sich in einem Statement ähnlich – der Konzern führe keine Tierversuche durch und habe an der Studie nicht mitgewirkt. "Details wie Ablauf oder Umfang können wir entsprechend nicht kommentieren."

Trotz der deutlichen Distanzierungen bleiben Fragen offen. Etwa ob und was die Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt von den Experimenten wussten. Dazu wollte sich keiner äußern. In einer Stellungnahme von Daimler heißt es allerdings, alle von der EUGT beauftragten Forschungsarbeiten seien von einem Beirat aus Wissenschaftlern von "namhaften Universitäten und Forschungseinrichtungen" begleitet und geprüft worden – von der Auswahl bis zu den Ergebnisdarstellungen.

Was hat sich Volkswagen von den Versuchen versprochen?

Gute Werbung in eigener Sache: Die Tests hätten VW Forschungsergebnisse liefern können, um die eigenen – als "sauber" vermarkteten – Diesel von älteren Autos abzugrenzen. Deshalb wurde bei dem Versuch zur Gegenüberstellung ein Ford-Diesel-Truck des Modelljahres 1999 gewählt – oder anders ausgedrückt: eine ziemliche Abgas-Dreckschleuder. Doch die gewünschten Resultate brachte die Studie letztlich nicht.

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