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Abtritt des Opel-Chefs Unter der Mammutaufgabe begraben

Karl-Friedrich Stracke wollte bei Opel jeden Stein umdrehen, um die Traditionsmarke wiederzubeleben. Einer der Steine war wohl eine Nummer zu groß.

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Karl-Friedrich Stracke im neuen Opel Mokka auf dem Autosalon im Genf - der Konzernlenker gab am Donnerstag seinen Rücktritt bekannt. Quelle: dapd

Vergangenes Wochenende besuchte Karl-Friedrich Stracke, 56, Chef des Autokonzerns Opel, zusammen mit seiner Frau Gaby das Konzert von Markenbotschafterin Katie Melua im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Andächtig lauschte er dort den Balladen der britischen Sängerin, die aus ihrem neuen Album „Secret symphony“ unter anderem den Titel „Forgetting all my troubles“ zum Besten gab. Vielleicht hat Stracke da schon daran gedacht, die Brocken hinzuschmeißen.

Strackes wichtigste Karrierestationen bei Opel

Vielleicht fasste er den Entschluss auch erst im Laufe der Woche nach einer Sitzung mit Aufsichtsratschef Stephen Girsky und einer Diskussion über die Fortschritte des Sanierungskonzepts, das der Opel-Chef Ende Mai vorgestellt hatte. Das Ziel war es, den angeschlagenen Autobauer mit einem klaren Wachstumsplan sanieren. "Damit haben wir eine gesunde Grundlage, mit der wir neu durchstarten werden," sagte Stracke vor einigen Wochen in einem Interview mit der "Bild-Zeitung".

Statt Werkschließungen und Entlassungen setze der Konzern auf eine Modelloffensive und Kostenreduktion. "Wir schärfen unsere Marke, setzen auf Export, nutzen clevere Allianzen und verschlanken unsere Produktion. Kurzum: Wir drehen in unserem 150. Jubiläumsjahr jeden noch so kleinen Stein um."

Einer der Steine war wohl eine Nummer zu groß und hat Stracke beim Drehen unter sich begraben: Am Donnerstagnachmittag trat Stracke als Chef von Opel und Präsident von General Motors Europe zurück, Knall auf Fall. Bis geklärt ist, wer die heikle Aufgabe übernimmt, wird Girsky nun selbst das Ruder übernehmen. Als potentielle Nachfolger gelten laut mehreren Medienberichten Thomas Sedran, derzeit Strategie-Manager im Opel-Vorstand, sowie der amtierende Opel-Produktionsvorstand Peter Thom.

Kaum einen Schritt vorangekommen

Zum Abschied gab es noch ein paar warme Worte: „Karl-Friedrich Stracke arbeitete unermüdlich und unter großem Druck, um dieses Geschäft zu stabilisieren.“, ließ GM-Chef Dan Akerson die Öffentlichkeit wissen. Das hört sich besser an als „er mühte sich redlich, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen.“ Denn Opel ist seit Strackes Amtsantritt im April 2011 kaum einen Schritt vorangekommen bei dem Bemühen um eine Stabilisierung des Europa-Geschäfts, die Talfahrt hält unvermindert an.

Der Marktanteil von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall auf dem Heimatmarkt ist unter sieben Prozent gefallen, die Halbjahresbilanz tiefrot. Kein Wunder, dass der amerikanische Mutterkonzern General Motors Stracke drängte, eng mit dem Allianzpartner PSA Peugeot Citroën zusammenzuarbeiten – auch wenn es den Franzosen derzeit nicht besser geht als Opel. Entwicklungskompetenzen sollten abgezogen werden, die Verantwortung für die Kleinwagen zu PSA verlagert werden. Möglicherweise ist Stracke darüber der Kragen geplatzt. Er soll jetzt zum Trost „Sonderaufgaben“ für GM übernehmen. „Nobody Knows You When You're Down And Out“, sang Melua in Berlin. Stracke kann jetzt mitsingen.

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