ADAC Machtkampf im Autofahrerclub

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Beschwichtigungen aus München

Doch selbst wenn Markl im Verwaltungsrat eine Mehrheit für die Gründung der GmbH bekommt: Abweichler sind damit nicht gezwungen, sich als Gesellschafter zu beteiligen oder einen Dienstleistungsvertrag mit ihr abzuschließen. Statt gemeinsamer Organisation gibt es somit nur Stückwerk. Dass Markl die GmbH dennoch durchsetzen will, liegt laut Kritikern daran, dass er ohne Gesichtsverlust kaum noch davon abrücken kann und sich wenigstens noch einen PR-Erfolg sichern will. In der jüngsten Verwaltungsratssitzung Anfang August versuchte Markl, die Mitglieder auf seine Pläne einzuschwören. Das Protokoll der Sitzung vermerkt: „Herr Dr. Markl macht noch einmal deutlich, dass das ADAC-Präsidium erwartet, dass die Compliance-Organisation nach dem gefassten Verbindlichkeitsbeschluss von allen Regionalclubs mitgetragen wird.“

So sehr Markl bislang die Bedeutung des Aufbaus eines Compliance-Systems betont hat, so sehr bemüht sich sein Umfeld nun, die Bedeutung der Abstimmung herunterzuspielen. „Das Große und Ganze ist wichtig“, sagt einer seiner Gefolgsleute, „da sind alle an Bord, auch wenn es in Einzelheiten unterschiedliche Meinungen gibt.“ Und ohnehin sei Compliance ja nur ein Punkt von vielen in der Agenda von Markls „Reform für Vertrauen“.

Zentrale vs. Regionalclubs ist nur eine Front im ADAC-Machtkampf

Viel wichtiger sei die Umsetzung des Drei-Säulen-Modells: An die Seite des Vereins ADAC e.V. soll künftig eine gemeinnützige ADAC-Stiftung treten. Diese soll auch Anteile an der Wirtschaftstochter BuW bekommen. Diese, die dritte Säule, soll zudem von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Doch auch hier drohen noch hitzige Debatten mit den Regionalclubs.

Von einem „Machtkampf“ sprechen hinter vorgehaltener Hand selbst Markl-Getreue. Zentrale versus Regionalclubs sei dabei nur eine Front. Die zweite Konfliktlinie verlaufe zwischen den hauptamtlichen Mitarbeitern und den Ehrenamtlern, die im ADAC das Sagen haben. Sowohl das Präsidium der bundesweiten Dachorganisation wie auch die Vorstände der Regionalclubs sind ehrenamtlich besetzt. Einige Ehrenamtler sehen die Umwandlung der Wirtschaftstochter in eine AG kritisch, weil Aktionäre einer AG weniger direkte Kontrolle und Einfluss auf das Unternehmen haben haben als Gesellschafter einer GmbH.

Vorwürfe gegen den Präsidenten selbst

Zudem kommt Markl mitten in der Diskussion über die Compliance GmbH noch an einer anderen Front unter Druck. Auch sein Umgang mit Compliance in eigener Sache wirft Fragen auf. Nach Informationen der WirtschaftsWoche gingen bis August auch Beschwerden gegen den Präsidenten selbst beim ADAC ein. Es geht um Markls Verhalten in der Delegiertenkonferenz bei der ADAC-Hauptversammlung im Mai. Doch diesen Beschwerden geht der ADAC bislang nicht nach, eine Untersuchung gegen den Präsidenten wurde nicht eingeleitet.

Ein Tippgeber wirft Markl vor, seinen damaligen Schatzmeister Klaus-Peter Reimer gedeckt zu haben, als der die Delegierten irreführend informiert habe. Gegen Reimer hatten die Kassenprüfer in seinem Heimat-Regionalclub Westfalen Vorwürfe wegen finanzieller Ungereimtheiten erhoben, dort war Reimer parallel zu seinem Schatzmeisteramt in der Zentrale auch Regionalclubvorsitzender. Hauptsächlich ging es um zwei Bauprojekte im Volumen von zusammen 14 bis 15 Millionen Euro, bei denen die Architektenaufträge ohne Ausschreibung an einen Jugendfreund von Reimer vergeben worden waren. Zudem kritisierten die Prüfer den Kauf und die Nutzung eines Mercedes-600-Oldtimers. Auch den Einkauf von Pokalen für Motorsportveranstaltungen bei der Firma eines anderen Vorstandsmitglieds rügten sie – hier gab es ebenfalls keine Ausschreibung.

Markl beauftragte die Kanzlei Freshfields mit der Untersuchung der Vorwürfe. Laut Tonprotokoll der Hauptversammlung teilte Reimer den Delegierten dann mit: „Diese Untersuchung von der Firma Freshfields ist abgeschlossen.“ An den Mercedes habe Freshfields „sofort einen grünen Haken drangemacht und zu dem Bereich Pokale ebenfalls einen grünen Haken.“ Das Bauprojekt sei gestoppt und ein Wirtschaftsgutachten vorgelegt worden. „Daraufhin hat auch Freshfields gesagt, das ist für uns logisch, wenn ihr mit den Bauträgern und Architekten nochmal redet.“ Sein Fazit hier: „Deswegen können wir auch da den Haken machen. Das werden wir machen.“

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