Alternativer Antrieb Den Hybriden gehört die Zukunft

Noch immer sind Elektroautos so teuer wie selten, ihre Reichweite ist begrenzt und die Ladezeiten lang. Immer mehr Hersteller entdecken deshalb den Hybridantrieb als Königsweg zum emissionsarmen Fahren.

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Volvo V60 Plug-in-Hybrid

Der Volvo V60 Plug-in-Hybrid zählt sicher zu den technisch spektakulärsten Erscheinungen dieses Jahres: Er besitzt eine Lithium-Ionen-Batterie unter dem Kofferraumboden, die sich auch an der Steckdose aufladen lässt. Damit kann der Wagen, der ab November 2012 verkauft wird, 50 Kilometer rein elektrisch fahren. Das reicht in vielen Fällen für den Weg zur Arbeit und wieder nach Hause. Wenn nicht schaltet sich ein 215 PS Starker Dieselmotor zu.

Das Besondere an diesem Fahrzeug laut Volvo: Der Kunde erwerbe ein Fahrzeug, das auf Knopfdruck Elektroauto, Verbrenner oder Hybrid-Fahrzeug mit enormem Durchzug sein kann – je nachdem, was gerade am besten zur Verkehrssituation passt. Diese Flexibilität hat ihren Preis: Der Wagen kostet 57 000 Euro.

Hybrid-Autos werden erschwinglicher
Die Gefahr, in Deutschland von einem Hybridfahrzeug erfasst zu werden, ist kilometerweit entfernt, diese Modelle spielen mit einem homöopathischen Marktanteil von 0,4 Prozent bisher nur eine untergeordnete Rolle. Deutsche Hersteller bieten bislang nur Hybridmodelle an, die für den Ottonormalverbraucher in unerreichbaren Sphären liegen. Das günstigste Modell ist der Audi Q5 für knapp 54.000 Euro. Die Preisspitze markieren der Porsche Panamera und der BMW Siebener mit deutlich über 100.000 Euro. Es bedarf schon einer besonderen Form von grünem Bewusstsein, hier schwach zu werden. Doch dass es (bald) auch billiger geht, zeigt unser Marktüberblick über die kommenden neuen Hybride, die bereits in den Startlöchern stehen ... Quelle: PR
Mit dem Jetta bringen die Wolfsburger Anfang 2013 das erste deutsche Hybrid-Modell auf den Markt, das auch für den Durchschnittsverdiener erschwinglich ist. Der Jetta Hybrid dürfte preislich nur wenig über einem vergleichbaren Toyota Prius liegen und somit bei rund 27.000 Euro starten. In Kombination arbeiten unter der Haube ein 1.4-TSI-Vierzylinder mit 110 kW/ 150 PS und ein Elektromotor mit 20 kW/ 27 PS. Technisch gilt der Antrieb als Parallel-Full-Hybrid und soll nach amerikanischem Verbrauchsstandard im kombinierten Zyklus (Stadt/ Highway) 45 Meilen pro Gallone (3,78 Liter) schaffen. Dies wären umgerechnet 5,2 Liter pro 100 Kilometer. Den Wert, den Toyota für seinen Prius angibt, erreicht der Jetta damit allerdings nicht. Der Japaner kommt mit der gleichen Spritmenge noch fünf Meilen weiter ... Quelle: ampnet
Die größte Verbrauchsersparnis fährt der Jetta Hybrid - wie alle Hybride - im Stadtverkehr heraus, wo häufig beschleunigt und gebremst werden muss. „Gegenüber einem vergleichbaren konventionellen Antrieb kann dies bis zu 30 Prozent sein“, sagt VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg. Per Knopfdruck stromert der Jetta auch bis zu zwei Kilometer und mit bis zu 70 km/h rein elektrisch durch die Landschaft. Äußerlich ist der exklusiv in Weiß gehaltene Jetta Hybrid außer an den Typenschildern und seinen speziellen Leichtmetallrädern vor allem an einigen aerodynamischen Eingriffen zu erkennen. Am meisten ins Auge stechen dabei der neue Grill, dessen obere Hälfte eine Hochglanzblende bedeckt, und das erstmals auf blauen Grund geklebte Marken-Emblem. Quelle: ampnet
Auch die VW-Tochter Audi macht ernst mit öko: Nach Q5 und A6 statten die Ingolstädter nun auch ihr Oberklasse-Flaggschiff A8 mit dem bereits aus den beiden Modellen bekannten Parallelhybrid-Antrieb aus. Wie beim Q5 bringt es der 2,0-Liter-Vierzylinderbenziner auf 155 kW/211 PS und 350 Nm Drehmoment, das zwischen 1.500 und 4.200 U/min anliegt. Mit ihm zusammen an die Antriebsarbeit macht sich ein scheibenförmigen Elektromotor, der 40 kW /54 PS leistet und 210 Nm abgibt. Quelle: PR
Der Audi A8 hybrid kann bis Tempo 100 km/h rein elektrisch fahren. Gewährt der Fahrer dem elektronischen Fahren per Knopfdruck Vorrang, soll er bei kontrolliertem Gasfuß und konstantem Tempo 60 sogar bis zu drei Kilometer weit rein elektrisch fahren können. Im Handel ist der "Oberklasse-Öko" seit Mai 2012. Sein Normverbrauch beträgt weniger als 6,4 Liter pro 100 km, das sind gut drei Liter weniger als beim bisher angebotenen 4,2-Liter-Achtzylinder-Benziner. Die CO2-Emission bleibt unter 148 Gramm pro km. Quelle: PR
Während manch andere Hersteller noch vor wenigen Jahren beim Thema Diesel-Hybrid den Daumen senkten und diese Technik als zu aufwändig und als zu teuer verwarfen, hat sich Peugeot früh dazu bekannt. Lohn der Pionierarbeit: Der 3008 Hybrid4, eine Mischung aus SUV, Van und Kombi, ist das seit Herbst 2011 das weltweit erste Serienfahrzeug, das den Antrieb aus Diesel- und Elektromotor kombiniert. Wie viel Sparpotenzial hier geweckt werden konnte, zeigt der Verbrauch. "Gegenüber einem Benziner spart der Diesel rund 30 Prozent. Als Hybrid verbraucht der Antrieb noch einmal 35 Prozent weniger", verrät Chefentwickler Vincent Basso. So soll der Crossover genormt nur noch 3,8 Liter Diesel auf 100 Kilometern konsumieren, was einem CO2-Ausstoß von 99 g/km entspricht – ein für Gewicht und Größe des Autos sensationeller Wert ... Quelle: PR
Preislich beginnt der 3008-Hybrid als "Hybrid4 99g" bei 34.150 Euro. Das sind etwa 3.000 Euro mehr als für den konventionellen 3008 HDi mit 120 kW/163 PS in der Top-Ausstattung "Allure" fällig werden. Zum Serienumfang zählen unter anderem Bordcomputer, Einparkhilfe hinten, Berganfahrhilfe, Tempomat, Zweizonen-Klimaautomatik, Regensensor, ein Sport-Lederlenkrad, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und eine Audioanlage. Bei der teureren Version "Hybrid4" (36 120 Euro) kommen ein Head-up-Display, 17-Zoll-Räder und ein Navigationssystem hinzu. Ein verlockendes Angebot macht Peugeot Leasing-Kunden: Für den 3008 Hybrid4 müssen 449 Euro gezahlt werden, das sind nur 29 Euro im Monat mehr als beim klassischen Diesel. Ein Betrag, der sich über den geringeren Verbrauch schnell wieder einsparen lässt. Quelle: PR

Keine Frage: Hybridautos mit kombiniertem Elektro- und Verbrennungsantrieb liegen im Trend. Immer mehr Hersteller setzen auf das Konzept und erweitern die technischen Möglichkeiten der Hybridtechnik. Der Grund dafür ist klar: Elektroautos haben immer noch eine zu geringe Reichweite von höchstens 200 Kilometer und kosten trotzdem viel Geld: Selbst für den neuen zweisitzigen Smart sind knapp 20 000 Euro fällig plus 65 Euro Batteriemiete pro Monat fällig, der viersitzige Nissan Leaf kostet immerhin 37 000 Euro. Wer damit lange Strecken fahren will, braucht gute Nerven, eine Ladestationen auf dem Weg zur Oma oder in den Urlaub und Zeit um den Akku aufzuladen.

Diesen Stress erspart das Hybridfahrzeug seinen Fahrern. Und das Angebot an Hybridwagen steigt, die Preise sinken. So startet der günstigste Hybrid, der Toyota Yaris, derzeit mit einem Preis von knapp 17 000 Euro. Im Sommer bringt Hybrid-Pionier Toyota den Prius als Van mit sieben Sitzen zu Preisen ab 29 000 Euro auf den Markt.

Nach oben sind den Hybriden weder preislich noch in der Leistung kaum Grenzen gesetzt. So verfügt der BMW Active Hybrid 5 über 340 PS Systemleistung und kostet schlappe 62 900 Euro. Der Nissan M35h legt noch ein paar PS drauf, er hat 364 PS Systemleistung und kostet 56 600 Euro.

Konkurrenz für Elektroautos


Prius Plug-In-Hybrid Quelle: REUTERS

Dass jedoch Hybride nicht immer zwingend wirklich sparsam sein müssen, entlarvt das Fachblatt „Auto, Motor und Sport“ in einem Test in der aktuellen Ausgabe. Mehr als 12.000 Kilometer legten die Tester mit einem Audi A6 Hybrid, BMW Active Hybrid 5 und dem Infiniti M35h zurück. Am Ende kamen die Tester zu dem ernüchternden Fazit: „Gute Hybride kommen nach wie vor aus Japan.“ Der Grund: Nur der Infiniti sparte im Vergleichstest zu seinem Benzinbruder wirklich Treibstoff: 7,2 Liter statt 10,0 Liter auf 100 Kilometer. Audi (7,6 Liter/100 km) und BMW (8,4 Liter/100 Kilometer) verbrauchten deutlich mehr.

Der nächste Technologie-Schub steht jedoch schon bevor: Es ist der sogenannte Plug-In-Hybrid wie der Volvo, die auch an der Steckdose aufgeladen werden können und meist eine deutlich größere rein elektrische Reichweite bieten. "Er verbindet das Beste aus zwei Welten. Die richtige Lösung für die nächsten zehn Jahre", glaubt Winterkorn. Einen A3 Plug-in-Hybrid, der 50 Kilometer rein elektrisch fährt und sich an der Steckdose laden lässt, hat Audi für Ende 2013 angekündigt. Noch dieses Jahr kommt der Prius Plug-In-Hybrid für knapp 37 000 Euro auf den Markt, der eine rein elektrische Reichweite von 23 Kilometern mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde zulässt.

Immer sparsamer

Ob Benziner oder Dieselantrieb als Partner eines Elektromotors dabei die Nase vorn haben, ist noch nicht entschieden. Seit 1997 mit dem Toyota Prius der erste Hybrid auf den Markt kam und Honda 1999 mit dem Insight folgte, setzten die japanischen Vorreiter auf den Benzinmotor als Partner. Das spart zwar vor allem im Stadtverkehr wirklich Treibstoff. Auf der Autobahn jedoch, wenn nur der Benzinmotor für Vortrieb sorgt, liegt der Verbrauch um etwa zehn Prozent höher als bei einem Diesel. Doch die japanischen Hersteller glauben dennoch, dass Dieselmotor und Elektroantrieb eine zu kostspielige Verbindung sind.

Aber Hersteller wie Peugeot und Citroen, Volvo und Mercedes wollen mit ihren Dieselhybrid-Modellen das Gegenteil beweisen. Nach den Sommerferien folgt beispielsweise der Mercedes E300 BlueTec Hybrid zu Preisen ab 51 795 Euro. Der soll laut Mercedes mit einem Normverbrauch von 4,2 Litern Diesel der sparsamste Vertreter seiner Klasse sein.

Es ist offensichtlich: Mit vielen Hybridmodellen, die immer sparsamer werden und immer weitere Strecken rein elektrisch zurücklegen können, machen die Hybride den Elektroautos Konkurrenz - bevor die richtig auf dem Markt sind. Und sie treffen sie an ihren empfindlichsten Stellen: am Preis und an der Reichweite.

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