Android Auto Google dringt ins Auto vor und ist kaum aufzuhalten

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Googles Erfolg ist vorprogrammiert

Android ist das Betriebssystem von 2,7 Milliarden Smartphones weltweit und Google dadurch mit großem Abstand Marktführer. Mehr als eine Milliarde Menschen nutzen Google Maps, viele davon bereits im Auto als Alternative zum Navi. Der Google Assistant wird auf mehr als 100 Millionen Smartphones verwendet. Die Nutzer kennen das System also bereits. „Der Schritt ins Auto dürfte deshalb kein großer mehr sein“, sagt Unternehmensberater Seiberth.

Und das System kennt andersherum auch die Nutzer. Sei es durch das jahrelange Datensammeln über das Smartphone oder den Google Assistant, der mit jeder Frage dazulernt und mehr über den Nutzer erfährt. „Dass die Digitalkonzerne in großem Umfang die Daten der Kunden verarbeiten, ist den meisten Nutzern ohnehin klar. Für eine bessere und personalisierte Infotainment-Lösung nehmen sie das in Kauf. Ich gehe davon aus, dass das auch im Fahrzeug so sein wird“, sagt Seiberth.

Der Erfolg von Google im Auto scheint nicht aufzuhalten zu sein. BMW ist einer der wenigen Hersteller, die auf Android Auto verzichten. Stattdessen hat BMW, ähnlich wie Konkurrent Daimler, einen eigenen Sprachassistenten entwickelt, der ab 2019 auf den Zuruf „Hey BMW“ reagieren soll und ebenfalls Fahrzeugfunktionen, etwa die Temperatur, steuern soll. Zusätzlich können BMW-Fahrer auch mit der schärfsten Konkurrentin vom Google Assistant sprechen: Amazons Alexa.

Was Sie schon immer einmal von Alexa wissen wollten…

„Mit Amazons Alexa integriert BMW einen Sprachassistenten mit rund 40.000 Skills, der eine große Menge an Fähigkeiten im Bereich Shopping, Smarthome, Musik, Infotainment oder Allgemeinwissen bietet“, sagt Dieter May, Senior Vice President Digital Services und Products bei BMW.
Ganz ohne eine Kooperation mit einem der riesigen IT-Unternehmen geht es also offenbar nicht. Im direkten Vergleich liegt Google deutlich vorne: Amazon bietet als Auto-Lösung lediglich Alexa als Sprachassistenten an. Google bereits ein ganzheitliches Betriebssystem inklusive diverser eigener Apps. Der Sprachassistent ist nur ein kleiner Teil von Android Auto.

Wie wäre es mit einer gemeinsamen Initiative?

2015 kauften Daimler, BMW und VW den Kartendienst HERE, um gemeinsam beliebten Diensten wie Google Maps Paroli zu bieten. Auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt gibt es Kooperationen zwischen den deutschen Autoherstellern. Warum also nicht ein gemeinsames Betriebssystem inklusive Sprachassistenten entwickeln und Google etwas entgegensetzen?

Unternehmensberater Seiberth wundert es, dass sich die Autobauer noch nicht zusammengeschlossen haben. „An einem gemeinsamen Sprachassistenten hätten die Autohersteller sicherlich ein Interesse, weil sie so möglichst nah am Kunden bleiben würden.“ Viele Autohersteller hätten den Trend der Sprachassistenten zwar erkannt, drohen aber dennoch abgehängt zu werden, sagt Seiberth. Eine gemeinsame Initiative könnte dem entgegenwirken.

Allerdings: „Bei den Fahrzeugen verschiedener Hersteller unterscheidet sich die Elektrik- und Elektronikarchitektur stark. Deshalb ist es nicht so einfach, einen gemeinsamen Sprachassistenten über die Modelle verschiedener Hersteller zu stülpen“, erklärt Benjamin Oberkersch von Daimler und verteidigt den Alleingang des Stuttgarter Autobauers.

Der Druck auf die etablierten Hersteller wächst. Während sie bei der Entwicklung noch ganz am Anfang stehen, hat Google bereits einen riesigen Großauftrag erhalten: Die Allianz der Autobauer Renault-Nissan-Mitsubishi gab bekannt, dass ab 2021 das Infotainment-System eines jeden Neuwagens ausschließlich von Google stammen wird. Inklusive Google Maps, digitalem Sprachassistenten und vielen weiteren Android-Apps. Ein Android-Smartphone braucht der Fahrer nicht. Damit versorgt Google zukünftig Fahrzeuge serienmäßig mit der eigenen Software, die zusammen auf einen weltweiten Marktanteil von 15,6 Prozent kommen.

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