Angst um Zukunft Ford Saarlouis: Produktion kommt vorübergehend zum Erliegen

Quelle: imago images

Der Betriebsrat des Ford-Werkes in Saarlouis hat vom Unternehmen beantragte Kurzarbeit abgelehnt. Es gebe den Verdacht, dass Ford eine Priorisierung bei der Verteilung der Bauteile vornehme – zum Nachteil der deutschen Standorte.

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Der Betriebsrat des Ford-Werkes in Saarlouis hat vom Unternehmen beantragte Kurzarbeit abgelehnt. Die Geschäftsleitung habe einen Antrag auf Kurzarbeit für Juli gestellt, betroffen sei die Frühschicht der Produktion sowie die Spätschicht, heißt es in einer Mitarbeiterinformation, die der WirtschaftsWoche vorliegt. „Der Betriebsrat hat diesen Antrag in seiner heutigen Sitzung abgelehnt“, heißt es weiter.

Unabhängig davon, dass die eingereichten Unterlagen unvollständig erschienen und nicht aussagekräftig seien, „scheint die Aufteilung an verfügbaren Halbleitern in den europäischen Werken von Ford nicht gleichmäßig zu sein“, schreiben die Betriebsräte. 

Der Presse habe man entnommen, dass Ford seinen Händlern in Deutschland empfohlen habe, beim Verkauf verstärkt auf die Modelle Puma und Kuga zu setzen und „weg von den früheren Brot und Butter Autos Fiesta und Focus zu gehen.“ Die Händler seien dazu Anfang Juni nochmals in einer internen Veranstaltung aufgefordert worden. „Das verstärkt noch mehr den Verdacht, dass Ford eine Priorisierung bei der Verteilung der Bauteile vornimmt, zum Nachteil der deutschen Standorte“, meint der Betriebsrat.

Diese Strategie des Unternehmens könne dazu führen, dass „mehr Kurzarbeit für die Modelle Focus und Fiesta hervorgerufen“ werde, da ja „absichtlich für diese Modelle beim Händler eine Kaufzurückhaltung“ hervorgerufen werde, zugunsten der Modelle Puma und Kuga. „Die Bundesagentur für Arbeit und die Politik müssen dringend dieses Vorgehen von Ford prüfen und genaustens hinterfragen“, schreibt der Betriebsrat.

Dies gelte auch für „bereits in der Vergangenheit gewährtes Kurzarbeitergeld“ für Ford. „Es scheint so, als ob Ford seine margenstarken Fahrzeuge in anderen Produktionsstätten bevorzugt. Das kann Ford ja tun. Gleichzeitig jedoch für die Ungleichverteilung die deutschen Sozialkassen zu nutzen, ist bedenklich“, schreibt der Betriebsrat.

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Das Ford-Werk in Saarlouis baut überdies seit Freitag kaum mehr Autos – ohne einen Streik. „Seit Freitag werden deutlich weniger Autos im Werk Saarlouis gebaut. Die Mitarbeiter haben einen enormen Informationsbedarf und stehen Schlange vor den Büros der Betriebsräte“, bestätigte Betriebsratschef Markus Thal der WirtschaftsWoche. Denn die Mitarbeiter hätten Angst um ihre Zukunft. Er will nun um den Erhalt des Standortes und für so viele Arbeitsplätze wie möglich kämpfen.

Ford sagte auf Anfrage unserer Redaktion, man äußere sich „grundsätzlich nicht zu intern an die Mitarbeiter*innen gerichtete Kommunikation“. Dies gelte „auch für interne Schreiben des Betriebsrats“.

Lesen Sie auch: Nachdem bekannt wurde, dass das Ford-Werk in Saarlouis womöglich vor der Schließung steht, äußert sich der lokale Betriebsratschef Markus Thal: „Das ist die komplette Verantwortungslosigkeit gegenüber den Menschen“.

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