Dazu dient ein Strauß einzelner Maßnahmen. So sollen die Mitarbeiter Arbeitszeitkonten aufbauen, auf denen bis zu 300 Arbeitsstunden angesammelt werden können. Bricht die Nachfrage ein, soll die Produktion durch Werksurlaube, Vier-Tage-Wochen, Kurzarbeit oder mehr Freizeit durch Entgeltverzicht eingeschränkt werden. Nur wenn es nicht anders geht, soll die Zahl der Leiharbeiter erhöht werden können. "Damit können wir fast die gesamten möglichen Schwankungen bis 2018 abdecken", sagt Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch.
Selbst wenn es in den nächsten Jahren zu schwersten Konjunkturkrisen kommt, würde BMW mit dem neuen Personalmodell erst im Verlauf des Jahres 2017 in die roten Zahlen rutschen. In diesem Fall müssten bis Ende 2018 dennoch nur einige Hundert Stellen gestrichen werden.
Davon profitieren nicht nur die Leiharbeiter, die nun echte BMWler werden sollen. Die damit einhergehende Flexibilisierung erspart auch dem Unternehmen Geld. Würde der Konzern weiter auf Leiharbeiter setzen wie bisher, könnten dies nach Berechnungen des Betriebsrats in den kommenden sechs Jahren zusätzliche Personalkosten von bis zu 1,4 Milliarden Euro verursachen. "Das Modell", sagt Betriebsrat Schoch, "ist eine Win-win-Situation."
Zeitarbeit im Urlaub und der Pause
Es wird Zeitarbeit bei BMW auch künftig geben, aber nicht mehr wie bisher nach dem Gießkannenprinzip. Statt der heute 12.000 Leiharbeiter werden wohl nur noch rund 6000 regelmäßig eingesetzt. Weitere könnten dazukommen, aber nur, wenn keine regulären Mitarbeiter verdrängt werden – und vor allem nur dann, wenn die Betriebsräte der betroffenen Werke zustimmen. So sollen etwa Leiharbeiter künftig am Band stehen, wenn die anderen Beschäftigten Pause machen oder Urlaub haben. Eine halbe Stunde Pause pro Schicht entspricht fünf Stunden pro Woche. Wird die Zeit durchgearbeitet, könnte BMW in einem Werk zum Beispiel 15.000 zusätzliche Motoren pro Jahr herstellen.
Springen Leiharbeiter künftig gezielt in Urlaubszeiten ein, könnte dadurch ihr Anteil zwar auf über 30 Prozent klettern, auf das Jahr gerechnet, wären es aber nur drei Prozent. Einfach haben es sich die Erfinder des Modells im BMW-Konzernbetriebsrat nicht gemacht. Ihnen war klar: Mit ideologiegetriebenen Forderungen oder über den Daumen gepeilten Zahlen würden sie die Firmenspitze kaum überzeugen können. Im Februar begannen erste Gespräche: "Beide Seiten, Betriebsrat und Unternehmen, hatten von Anfang an das gleiche Ziel“, betont Betriebsratschef Schoch. "Wir wollten ein Modell finden, mit dem wir auch langfristig schwere Krisen überleben könnten, ohne dass wir in großem Umfang Personal abbauen müssen und tief in die roten Zahlen geraten."