Asiens Südosten lockt 600 Millionen potenzielle neue Kunden

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Japaner sind den deutsche um Jahre voraus


Stau auf Jakartas Straßen. In der indonesischen Metropole gibt es weder U-Bahn och S-Bahn. Wer es sich leisten kann, kauft ein Auto. 2012 stieg die Zahl der neuzugelassenen Fahrzeuge um 25 Prozent. Quelle: REUTERS

Deutsche Hersteller unterhalten dagegen in Indonesien weder eigene Motoren- noch Karosseriewerke. BMW und Mercedes importieren ihre Fahrzeuge in Teilen nach Indonesien und lassen sie vor Ort nur zusammenbauen. Bis die verkauften Stückzahlen die magische Grenze von 100.000 nicht erreichen, wird sich das auch nicht ändern. So lange bleibt das Completly-Knocked-Down-Verfahren (CKD), wie Hersteller das Zusammensetzen der Einzelteile im Land nennen, die kostengünstigste Alternative für die importierten Premiumautos.

Ganz anders sieht es aber bei den preisgünstigen Massenherstellern aus. Hier sind die relevanten Stückzahlen für eine Produktion vor Ort längst erreicht. Die Japaner haben deshalb weitere Expansionen angekündigt. 1,4 Milliarden US-Dollar wollen sie in den nächsten drei Jahren im Land investieren. Vor zwei Wochen gab Toyota bekannt, 2016 ein neues Werk in Indonesien zu eröffnen. Kapazität: weit über 200.000 Fahrzeuge. Nissan und Honda planen ebenfalls ihre Kapazitäten aufzustocken - auf 180.000 bzw. 250.000 Fahrzeuge. General Motors will ein Werk bauen und sogar der französische Autokonzern PSA denkt dem Vernehmen nach über eine eigene Fabrik in Indonesien nach.

Und wo bleiben die Deutschen?

"Es wird sicher schwer für die deutschen Hersteller diesen Vorsprung aufzuholen", sagt AHK-Hauptgeschäftsführer Rönnfeld, "für Volkswagen war und ist ASEAN bisher ein weitgehend weißer Fleck auf deren Produktionslandkarte".

Den Wolfsburgern ist das Potenzial des Marktes nicht gänzlich entgangen. 2009 ging VW eine Partnerschaft mit Indomobil ein. Seither werden in Jakarta zwar Fahrzeuge montiert, aber eben nicht gefertigt. Ähnliches gilt für Malaysia, wo VW mit Partner DRB-Hicom seit drei Jahren teilzerlegte Fahrzeuge zusammensetzt.

Erst jetzt beginnen die Volkswagen-Manager den Markt systematisch zu bearbeiten. Die ASEAN-Region soll im Rahmen der Strategie 2018 eine wichtige Rolle spielen. So planen die Wolfsburger sowohl in Indonesien als auch Thailand den Aufbau von Produktionskapazitäten - zunächst für die Fertigung von 50.000 Fahrzeugen in Indonesien. Mittel- bis langfristig soll zwischen vier- und fünfhunderttausend Autos vor Ort gebaut werden. Die Angebotspalette soll wachsen. Volkswagen ist mit VW, Skoda, Audi und Volkswagen Nutzfahrzeuge im Markt.

Die Expansion zieht die deutsche Zulieferindustrie an. Bosch und SchaefflerConti bereiten den Auf- und Ausbau regionaler Produktionskapazitäten vor. "Viele weitere sind in der Vorbereitungsphase", weiß Rönnfeld, der die Unternehmen vor Ort berät und unterstützt.

Die Aufholjagd hat begonnen. Doch Volkswagen muss Gas geben, um gegen die jetzt schon hervorragend aufgestellten japanischen Konzerne anzukommen. Sie sind den deutschen Wettbewerbern um Jahre voraus - haben ein vielfaches der Kapazitäten aufgebaut, die Volkswagen jetzt erst installiert. Die Marken sind etabliert, Vertriebsstrukturen längst optimiert und die Prozesse mit einer ganzen Armada von Zuliefererbetrieben abgestimmt.

Jan Rönnfeld von der AHK Indonesien glaubt, dass der Einstieg in den Markt trotzdem gelingen kann: "Der indonesische Automobilmarkt wächst jährlich um 20 bis 30 Prozent. Und in einem wachsenden Markt ist es leichter möglich Marktanteile zu gewinnen, als in einem reinen Marktverdrängungsprozess."

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