Siebert rechnet damit, dass etliche von ihnen pleite gehen werden, sollte die Regierung tatsächlich Ernst machen mit der neuen Politik. Ein Reinigungsprozess wäre auch notwendig: Über hundert Hersteller tummeln sich auf dem Markt. Kaum einem ist es gelungen, eine gute Marke aufzubauen. Zudem investieren die chinesischen Hersteller zu wenig in Forschung und Entwicklung. Die Folge: Der Marktanteil einheimischer Hersteller liegt nur noch bei rund zehn Prozent. Ausländische Konzerne haben den Markt unter sich aufgeteilt. Platzhirsch ist der US-Konzern General Motors mit seinen Joint-Venture Partner SAIC.
Die Dominanz der ausländischen Hersteller schmeckt der Regierung nicht. Staatlich lancierte Rückrufaktionen internationaler Automarken wie im vergangenen März nehmen in letzter Zeit zu. Damals wurden im staatlichen Fernsehen CCTV mehrere deutsche Autohersteller an den Pranger gestellt. Volkswagen hatte Probleme mit seiner Kupplung, Daimler, Audi und BMW wurde beschuldigt, gesundheitsschädliche Dämmstoffe in ihren Innenräumen zu verwenden. Die bittere Wahrheit scheinen die Funktionäre nicht sehen zu wollen. "Die Strategie der chinesischen Regierung, einen inländischen Champion aufzubauen, ist gescheitert", so das Urteil von Jochen Siebert.
Das beste Symbol für Reichtum
Deshalb dürften GM, Ford, VW & Co. auch in den nächsten Jahren auf der Gewinnerseite stehen. Ein eigener Wagen ist noch immer das beste Symbol, um den neuen Reichtum nach außen zu zeigen und immer mehr Chinesen gelingt der Sprung in die Mittelklasse. Schafft die Regierung es in den nächsten Jahren, seinen Bürgern mehr finanzielle Sicherheit zu geben, in dem es die Kranken- und Rentenversicherungssysteme ausbaut, wird sich auch die hohe Sparquote der Chinesen verringern. Das Geld kann in den Konsum fließen.
Nur die japanischen Autobauer Toyota, Mazda und Honda glänzen auf dem benachbarten Festland nicht so sehr wie ihre Konkurrenten aus dem Westen. Im letzten Jahr eskalierte der Streit zwischen China und Japan um eine unbewohnte Inselgruppe im Pazifik. Es kam zu zahlreichen Boykottaufrufen gegen japanische Produkte. Der Streit schwelt noch immer. Doch der Nationalismus der Chinesen ist nicht der Hauptgrund für die schwachen Absatzzahlen, meint Jochen Siebert von JSC: "Die japanischen Autobauer wollen ihr Engagement diversifizieren und keine weiteren Kapazitäten aufbauen."
Goldgräberstimmung in Südostasien
Während Volkswagen mittlerweile 30 Prozent seiner Umsätze in China macht, sind die Japaner schon Marktführer in der nächsten Boomregion Asiens: der Freihandelszone ASEAN (Association of Southeast Asian Nations). Ihr gehören zehn Nationen - Thailand, Indonesien, Malaysia, Vietnam, Singapur, Kambodscha, Brunei, Laos, Singapur und die Philippinen. Zusammengenommen ein Markt von mehr als 600 Millionen potenziellen Käufern. Schon 2015 soll die Wirtschaftsgemeinschaft verwirklicht sein. Bilaterale Freihandelsabkommen bestehen mit China, Japan, Südkorea, Indien, Australien und Neuseeland. Die Unternehmensberater von Frost & Sullivan sprechen von einem Markt "mit gewaltigen Möglichkeiten für die Automobilindustrie."