




Lange überlegen muss Audis Finanzvorstand Axel Strotbek nicht, als er gefragt wird, wo er im laufenden Jahr Unsicherheiten für das Audi-Geschäft sieht. „In China spüren wir eine höhere Wettbewerbsintensität“, sagt Strotbek am Dienstag in Ingolstadt, und sein Kollege Luca de Meo, im Vorstand für Vertrieb und Marketing zuständig, ergänzt sogleich, man müsse in China ja nicht für immer und ewig beim Absatz zweistellig zulegen.
Im Januar und Februar hat Audi im Reich der Mitte zehn Prozent mehr Pkw verkauft als im Vorjahreszeitraum; im Februar lag das Plus allerdings nur noch bei 4,2 Prozent, was nicht nur mit den Feiertagen rund um das chinesische Neujahrsfest zu tun gehabt haben dürfte. Im vergangenen Jahr konnten die Ingolstädter den Autoabsatz in China noch um fast 18 Prozent steigern.
Zentrale Rolle für China
Mit solchen Zuwächsen dürfte es fürs erste vorbei sein. Denn die Wirtschaft im Reich der Mitte, Audis wichtigstem Wachstumsmarkt, zeigt deutliche Schwächesymptome. Offiziell heißt es, die Wirtschaft wachse um etwa sieben Prozent. Nicht wenige Experten vermuten allerdings, dass das Wirtschaftswachstum bestenfalls noch halb so hoch ist. Städte, Kreise und Provinzen, auch Staatsbetriebe, sind hoch verschuldet, die Immobilienpreise fallen; in vielen Branchen gibt es in China riesige Überkapazitäten.
China spielt in der Konzernstrategie von Audi-Chef Rupert Stadler eine zentrale Rolle. Etwa ein Drittel der 1,74 Millionen Fahrzeuge, die die Ingolstädter im vergangenen Jahr absetzen konnten, gingen an Käufer in China. Stadler hält trotz der derzeitigen Unwägbarkeiten im Reich der Mitte daran fest, dass es bei dieser Quote auch in Zukunft bleibt. Noch vor 2020, kündigt der Audi-Chef an, werde das Unternehmen die Zwei-Millionen-Marke beim Absatz knacken.
Auslandsmärkte werden für Audi wichtiger
Die Auslandsmärkte werden für Audi immer wichtiger. Im vergangenen Jahr haben die Ingolstädter erstmals im Ausland mehr Autos gebaut als in Deutschland. Der Trend dürfte sich weiter beschleunigen. Im kommenden Jahr geht beispielsweise eine neue Fabrik in Mexiko ans Netz. Dort wird Audi das SUV Q5 bauen und in alle Länder der Welt liefern.
Die Wette auf die Internationalisierung ist 2014 für die Ingolstädter aufgegangen. „Wir haben mehr geliefert als wir versprochen haben“, sagte Stadler. Im vergangenen Jahr hat Audi in Europa 763.000 Autos an den Käufer gebracht; in den USA waren es 180.000 und in China fast 580.000. Den Umsatz konnte die Volkswagen-Tochter um 7,8 Prozent auf 53,8 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis kletterte um 2,4 Prozent auf 5,15 Milliarden Euro.
Insgesamt will Audi bis 2019 24 Milliarden Euro investieren, vor allem in technische Innovationen und neue Modelle. Stadler will dafür sorgen, dass der Premium-Hersteller aus Ingolstadt auch in Zukunft ganz vorne mitspielt. Die Modellpalette will der Audi-Chef von 52 auf 60 erweitern. Viel Geld soll in die Entwicklung von Lösungen für pilotiertes Fahren und alternative Antriebe fließen.
Das laufende Jahr hat für Audi zufriedenstellend begonnen. Zwischen Anfang Januar und Ende Februar haben die Ingolstädter den Pkw-Absatz um 7,4 Prozent gesteigert. Stadler peilt ein neues Rekordjahr an. „Wir wollen auch 2015 wachsen: stärker als der Weltmarkt und mit einem Plus in alles Regionen“, sagt der Audi-Chef.