Audi-Betriebsrat Peter Mosch "Herr Stadler hat einen laufenden Vertrag. Punkt."

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"Zögern ist ein absolutes No-Go"

Das hört sich an, als ob ein Personalabbau geplant wäre?
Ganz klar nein. Fakt ist, es werden Tätigkeitsfelder wegfallen, dafür kommen aber neue hinzu.

Haben Sie ein Beispiel?
Wir kämpfen aktuell für eigene Batteriefertigungen in unseren Werken in Ingolstadt und Neckarsulm. Nur so kann die E-Mobilität auch zum nachhaltigen Erfolg für unsere Heimatstandorte werden. Denn eigene Batteriefertigungen sind wichtig für das nötige Know-how und bringen zusätzlich Beschäftigungspotential mit sich. Die Entscheidung dafür muss aber jetzt unmittelbar fallen, damit investiert und die eigene Fertigung eingerichtet werden kann. Es ist fünf vor zwölf. Zögern ist ein absolutes No-Go.

Wie viele Jobs sichert das?
Abhängig von der Nachfrage nach Elektroautos kann das Beschäftigungspotential einer eigenen Batteriefertigung in die Hunderte gehen. Darüber hinaus ist das Know-how immens wichtig, damit wir in dieser Technologie nachhaltig punkten können. 

Was ist mit einer eigenen Zellfertigung?
Das Monopol der Batteriezellfertigung sitzt derzeit in Asien. Und da macht unsere gesamte Automobilindustrie einen Fehler, wenn wir das nicht endlich ändern wollen. Denn die Produzenten aus Fernost fertigen eines Tages nicht nur Zellen, sondern ganze Packages. Deshalb müssen wir die Batteriezellproduktion wieder nach Deutschland holen, um nicht ganz und gar abhängig zu werden. 

Bosch hat aber gerade erst gesagt, das sei sehr teuer, man müsse 20 Milliarden Euro investieren, um einen relevanten Marktanteil zu bekommen.
In Sachen Lithium-Ionen-Batterie sehe ich das ähnlich. Doch bei den neuesten Zelltechnologien, wie beispielsweise der Feststoffbatterie, sehe ich das Potential, die Batteriezelle wieder erfolgreich in Deutschland anzusiedeln. Für einen einzelnen Automobilisten wäre das zu kostenintensiv. Als Konsortium, ähnlich dem Geodaten-Anbieter Here, wäre das aber realisierbar. Hier ist auch die Politik gefordert. Sie muss endlich aus den Puschen kommen, die Förderung der staatlichen Batteriezellforschung ankurbeln und auch vernünftige Rahmenbedingungen setzen. Eine Strompreisbremse wäre angesagt, sage ich in Richtung von Frau Merkel. 

Sprechen Sie schon mit BMW und Daimler?
Auf Seiten der Arbeitnehmer sind wir bereits in Gesprächen. Wir haben auch mit der bayerischen Regierung ausgelotet, ob Bayern ein möglicher Ort wäre, eine Zellproduktion auf den Weg zu bringen.

Und, wäre Bayern ein Standort?
Ganz klar ja.

Herr Mosch, bald ist Betriebsratswahl. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft, falls Sie wieder gewählt werden sollten?
Sicherheit im digitalen Zeitalter ausbauen. Deshalb knöpfen wir uns die Qualifizierung der Beschäftigten weiter vor. Wir müssen die Menschen beim Wandel noch stärker mitnehmen und sie quasi „fit for future“ machen. Darüber hinaus sind wir Betriebsräte Treiber beim Thema Unternehmenskultur. Und da lassen wir nicht locker.

Hier müssen Sie konkreter werden. Wie sollte eine Kultur aussehen? Bei Daimler etwa legen die Vorstände die Krawatten ab.
Eins ist klar: Top-down Kultur war gestern. Ich glaube, wir haben mit Wendelin Göbel einen Personalvorstand gefunden, der das ähnlich sieht. Und das ist wichtig, nur so kann uns der Spagat zwischen Top-down und Bottom-up gemeinsam gelingen. Dieses Prinzip muss letztendlich Maßstäbe für die gesamte Wirtschaft setzen – gerade in Zeiten der digitalen Transformation. Da bringt es wenig, sich plakativ die Krawatte abzureißen, in verbeulte Jeans zu schlüpfen und alle machen es auf Kommando nach. Kultur muss authentisch gelebt werden, egal ob barfuß oder Lackschuh.

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