Audi-Marketing-Vorstand Voggenreiter "Vorsprung durch Technik bleibt"

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"Kein Interesse an einem Preiswettbewerb"

In die Rabattschlacht ist Audi nicht eingestiegen?
Ich habe klar gesagt, dass wir nicht Volumen um jeden Preis machen müssen. 2014 hatten wir uns einen Rekord-Vorsprung erarbeitet und lagen deutlicher als je zuvor vor unseren Wettbewerbern. Diese Position der Stärke erlaubt uns, flexibel und unternehmerisch vernünftig mit Marktschwankungen umzugehen. An einem Preiswettbewerb auf Kosten unserer Händler haben wir kein Interesse.   

Haben Sie dadurch Marktanteile eingebüßt? Der November brachte beim Absatz immerhin ein Minus von sechs Prozent.
Das hängt auch an der Messlatte des Vorjahres: Ende 2014 hatten wir die A3 Limousine als zusätzliches lokales Modell nach China gebracht und ein extrem starkes viertes Quartal verbucht. Für das Gesamtjahr, das mit seiner Volatilität im Markt sicher ein besonderes war, fiel das Minus mit etwa 1 Prozent deutlich niedriger aus.

Wird 2016 erneut ein „besonderes Jahr“, das sie mit angezogener Bremse angehen?
Nein, der chinesische Markt hat sich Ende 2015 deutlich stabilisiert und seine Schwächephase überwunden. Wir bei Audi sind wieder bei einem Absatz von rund 50.000 Fahrzeugen im Monat – und damit wieder auf Zielflughöhe.

Sind die goldenen Zeiten in China für die deutschen Anbieter von Premiumfahrzeugen vorbei?
Die Platinzeiten mit hoch zweistelligen Wachstumsraten sind vorbei. Bei einem Gesamtmarkt von 19 Millionen Autos sind Zuwächse um 30 oder 40 Prozent nicht mehr realistisch. Aber golden sind die Perspektiven noch immer, auch bei einstelligem Marktwachstum. China ist ein sehr solider Wachstumsmarkt – mit jeder Menge Potenzial für die Marke Audi.

Obwohl die Umweltbelastungen durch den Verkehr in China steigen und in den Großstädten wegen der Smoggefahr Fahrverbote erlassen werden?
Ich habe selbst sieben Jahre in Peking gelebt und begrüße es, dass sich die chinesische Regierung verstärkt Umweltfragen widmet. Es wird darauf ankommen, dies ganzheitlich über alle Industriezweige voranzutreiben. Im Automobilmarkt forciert das die Nachfrage nach fortschrittlichen Effizienztechnologien und alternativen Antrieben.  

Die lange Liste der Offenbarung
VW Passat US-Version, Modelljahrgang 2016 Quelle: PR
Betroffen: Seat Ibiza (falsche Werte bei CO2-Zertifizierung angegeben) Quelle: PR
Auch bei den Benzinern gibt es Probleme, und zwar mit dem CO2 Quelle: PR
Betroffen? Skoda-Modelle online prüfen. Quelle: PR
Skoda Yeti Quelle: PR
Weltweit sind bei Skoda rund 1,2 Millionen Fahrzeuge von der Abgas-Thematik betroffen. Quelle: PR
Skoda Octavia Quelle: PR

Wird die Dieselaffäre die Energiewende in der Autoindustrie hin zum Elektroantrieb beschleunigen?
Die Bedingungen in den Märkten sind weltweit sehr unterschiedlich. In Europa haben wir einen Dieselanteil von heute bis zu 80 Prozent.

Da könnte er ja unter dem Eindruck der Diskussion um die Emissionen ja sinken.
Das glaube ich nicht. Die Stärken des Diesel liegen auf der Hand: niedriger Kraftstoffverbrauch, günstige Betriebskosten und enorme Durchzugskraft. In den USA ist der Diesel traditionell weniger populär. Aber die Dieselfahrer, die ich dort gesprochen habe, sind überzeugte Verfechter der Technologie und wollen nicht darauf verzichten. Also: Die Zeit des Dieselmotors ist nicht vorbei, zumal er sich – ebenso wie der Elektroantrieb - noch weiter entwickeln wird.

Schauen wir noch einmal auf die Marktentwicklung. In Deutschland hat Audi im Wettbewerb mit Mercedes und BMW 2015 deutlich an Boden verloren. Haben Sie deshalb die Verkaufsförderung intensiviert?
Audi ist in Deutschland Marktführer unter den Premiumherstellern im Pkw-Segment. Die Frage stellt sich also nicht.

Der Vorstandschef einer Leasinggesellschaft sagte mir, Audi fördere massiv den Absatz einiger Modelle. Den A6 beispielsweise könne er deshalb aktuell schon für eine Leasingrate von 299 Euro im Monat anbieten.
Das Angebot und die Kalkulation dahinter kenne ich nicht. Für uns steht fest, dass wir bei unserer Strategie der langfristigen Preisstabilität bleiben. Auch unsere Händler in Deutschland müssen als selbständige Unternehmer kaufmännisch wirtschaften. Ihre Profitabilität hat sich 2015 sehr erfreulich entwickelt. Das funktioniert nur mit einem gesunden Geschäft, zu dem auch Instrumente wie die Fünf-Jahres-Garantie für Gebrauchtwagen zählen. Im Fall der Fahrzeuge, die von der Dieselthematik betroffen sind, war das ein ganz entscheidender Faktor.

Inwiefern?
Um Verunsicherung im Markt zu vermeiden, haben wir betroffene Gebrauchtwagen kostenlos mit der Fünf-Jahres-Garantie ausgestattet. Das wirkt sich natürlich positiv auf die Restwerte in Deutschland aus – sie sind nach heutigem Stand stabil und nicht durch die Abgasthematik beeinträchtigt. Das ist ein superwichtiges Signal.

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