




Zehn Jahre sind in der Autowelt eine kleine Ewigkeit. Audi selbst kann ein Lied davon singen: 1990 brachten die Ingolstädter den S2 auf den Markt. Das Sportcoupé begründete den Wandel: Weg vom Häkeldeckchen-Image der 80er Jahre, hin zu einer Marke mit sportlichen und luxuriösen Autos. Bis Ende des Jahrzehnts war Audi neben BMW und Mercedes als deutscher Premium-Hersteller etabliert.
2005 rollte der Audi Q7 zu den Händlern, das erste SUV der Ingolstädter. Mit einer Außenlänge von mehr als fünf Metern und bis zu sieben Sitzen im Inneren zielte der Q7 auf den Heimatmarkt der SUV, die Vereinigten Staaten. Doch nicht nur in den USA verkaufte sich der große Gelände-Audi gut, auch hierzulande setzte der SUV-Boom ein. Mehr als eine halbe Million Q7 hat Audi seitdem verkauft. Hinzu kommen unzählige Exemplare der kleineren Q5 und Q3. Fast jeder dritte Audi ist heute ein SUV.
Zehn Jahre nach dem ersten Q7 steht jetzt die zweite Generation vor dem Start – und soll den Siegeszug der SUV fortführen. Im vergangenen Jahr hat Audi einen Rekordgewinn von 5,15 Milliarden Euro erzielt – und erwirtschaftet damit 40 Prozent des Volkswagen-Konzerngewinns. Dabei machen die Audi-Autos nur 16 Prozent des Konzernabsatzes aus.
SUV bringen Audi Geld
Einen entscheidenden Anteil an diesen Zahlen haben die SUV. Sie tragen „positiv zur Erlösstruktur bei“, wie es Audi-Chef Rupert Stadler am Rande der Präsentation des Q7 in dieser Woche etwas umständlich ausdrückt. Sprich: Mit jedem verkauften SUV verdient Audi mehr Geld als etwa mit einem Kombi. „Zum höheren Grundpreis geben Q5-Käufer etwa doppelt so viel für Extras aus wie ein A4-Kunde“, sagt Stadler. Im Juni kommt der neue Q7 für mindestens 60.900 Euro in den Handel – ohne die gewinnträchtigen Sonderausstattungen.
Auch wenn man es dem Q7 nicht unbedingt ansieht – beim Design unterscheidet er sich nur unwesentlich von seinem Vorgänger –, ist er dennoch ein Hoffnungsträger für Audi. Und das gleich in zweierlei Hinsicht: Er ist das erste Fahrzeug, das auf der zweiten Generation des Modularen Längsbaukastens (MLB) aufbaut und soll zudem „die zweite SUV-Welle“ (O-Ton Stadler) anführen.
Die Vorteile der neuen Technik-Plattform sind schnell zusammengefasst: Gegenüber dem Vorgänger ist der neue Q7 325 Kilogramm leichter und bis zu 28 Prozent sparsamer, die effizienteste Diesel-Version soll nur noch 5,5 Liter im Normtest verbrauchen. Zudem soll er bei gleichen Außenmaßen deutlich mehr Platz im Innenraum bieten.





Über den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg des MLB-Pioniers wird aber eine andere Kennziffer entscheiden, wie Autoexperte Stefan Bratzel weiß. „Wie groß die Skaleneffekte und Margen wirklich sind, wird sich erst in einigen Jahren zeigen, wenn weitere MLB-Modelle auf dem Markt sind und die Produktion in mehreren Werken angelaufen ist“, sagt der Direktor des Center of Automotive Management (CAM) aus Bergisch Gladbach.
Zur Erinnerung: Die Einführung des Modularen Querbaukastens (MQB) bei Volkswagen lief alles andere als rund. Über Monate mussten immer wieder die Bänder angehalten werden, der Konzern brachte die Probleme erst spät in den Griff, die Verzögerungen kosteten Millionen. Produktionsvorstand Michael Macht musste gehen.
Premium-Markt in den USA erholt sich
BMW: 249.113 Fahrzeuge
Mercedes: 225.009 Fahrzeuge
Audi: 87.760 Fahrzeuge
Porsche: 26.035 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 587.917 Fahrzeuge
US-Markt: 13.245.718 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 4,4 Prozent
Quelle: CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen
BMW: 196.502 Fahrzeuge
Mercedes: 190.538 Fahrzeuge
Audi: 82.716 Fahrzeuge
Porsche: 19.696 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 489.452 Fahrzeuge
US-Markt: 10.431.509 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 4,7 Prozent
BMW: 220.113 Fahrzeuge
Mercedes: 224.944 Fahrzeuge
Audi: 101.629 Fahrzeuge
Porsche: 25.320 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 572.006 Fahrzeuge
US-Markt: 11.589.844 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 4,9 Prozent
BMW: 247.907 Fahrzeuge
Mercedes: 261.769 Fahrzeuge
Audi: 117.561 Fahrzeuge
Porsche: 29.023 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 656.260 Fahrzeuge
US-Markt: 12.778.885 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,1 Prozent
BMW: 281.460 Fahrzeuge
Mercedes: 295.013 Fahrzeuge
Audi: 139.310 Fahrzeuge
Porsche: 35.043 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 750.826 Fahrzeuge
US-Markt: 14.493.092 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,2 Prozent
BMW: 309.280 Fahrzeuge
Mercedes: 334.344 Fahrzeuge
Audi: 158.061 Fahrzeuge
Porsche: 42.323 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 844.008 Fahrzeuge
US-Markt: 15.582.136 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,4 Prozent
BMW: 339.738 Fahrzeuge
Mercedes: 356.136 Fahrzeuge
Audi: 182.011 Fahrzeuge
Porsche: 47.007 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 924.892 Fahrzeuge
US-Markt: 16.531.070 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,6 Prozent
Derartige Anlaufschwierigkeiten erwartet Stadler beim zweiten Längsbaukasten nicht. Die Produktion des Q7 in Bratislava, wo der Audi neben den Brüdern VW Touareg, Porsche Cayenne (nur die Karosserie) und künftig dem Bentley Bentayga vom Band läuft, sei ohne Probleme angelaufen. „Bis ein weiteres SUV aus dem Konzernverbund auf der MLB-Basis gebaut wird, dauert es noch rund anderthalb Jahre“, sagt Stadler „Wir können uns also auf ein Produkt konzentrieren und haben genug Zeit, die Prozesse zu kontrollieren.“ Später startet MLB-Produktion in Ingolstadt und Neckarsulm, zum Beispiel für die A6-Baureihe. „Auch das ist mit zwei Werken beherrschbar“, so Stadler.