Audi streicht Tausende Stellen Bram Schot, der Aufräumer

Bram Schot ist noch nicht lange Chef von Audi und steht doch bereits vor der Ablösung. Seine Arbeit setzt er unbeirrt fort. Quelle: dpa

Noch-Audi-Chef Bram Schot steht vor der Ablösung. Trotzdem saniert er unbeirrt weiter, streicht jetzt 9500 Stellen – und erspart seinem Nachfolger Markus Duesmann eine Menge Ärger mit dem Betriebsrat.

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Gerüchte über Bram Schots vorzeitige Ablösung gibt es schon sehr lange. Schließlich hat VW-Konzernchef Herbert Diess bereits im Sommer 2018 seinen alten Vertrauten Markus Duesmann bei BMW abgeworben. Seitdem munkelt man, dass der den Chefposten bei Audi übernehmen soll. Allein: BMW ließ ihn bislang nicht vorzeitig ziehen.

Doch jetzt soll Duesmann im April neuer Chef von Audi werden. Und Schot verlässt das Unternehmen.

Von den Gerüchten um seine Ablösung ließ er sich dabei nicht sichtbar beeindrucken. Kürzlich sagte er der WirtschaftsWoche: „Wichtig für das Unternehmen und die Beschäftigten sind die Entscheidungen und Weichenstellungen für die Zukunft. Ich konzentriere mich darauf, Audi wettbewerbsfähig aufzustellen.“ Das Einsparziel hat er jüngst von 10 auf 15 Milliarden Euro erhöht. Ausgemacht haben will er bereits Einsparmöglichkeiten in Höhe von 10,5 Milliarden Euro, die sich bis 2022 auszahlen sollen.

Und so sanierte er bei Audi unbeirrt. Mal strich er Varianten bei den Fahrzeugen (fertig ist er damit noch nicht), mal eine Nachtschicht. Auch eine offenere Unternehmenskultur förderte er. Intern nannten sie ihn deswegen sogar schon „Captain Change“. Und manch einer munkelt, dass Schot speziell als Aufräumer installiert worden ist, nachdem sein Vorgänger Rupert Stadler plötzlich in U-Haft musste.

Ab April soll das frühere BMW-Vorstandsmitglied Markus Duesmann Chef bei Audi werden. Duesmann gilt als Hoffnungsträger und war bei BMW geschätzt. Für die großen Aufgaben wird er schon seit einiger Zeit vorbereitet.
von Martin Seiwert

Tatsächlich lässt er kaum einen Stein auf dem anderem: Jetzt sollen bis zum Jahr 2025 rund 9500 Stellen abgebaut werden, im Gegenzug sollen dafür 2000 Jobs in Bereichen wie Elektromobilität und Digitalisierung neu entstehen. Rund sechs Milliarden Euro will Audi so bis zum Jahr 2029 sparen. Gehen sollen vor allem ältere Mitarbeiter. Für sie gibt es ein neues, attraktives Vorruhestandsprogramm. Wegfallen sollen Jobs auch durch Fluktuation. Im Management findet ein prozentual gleichwertiger Abbau statt.

Seinem Nachfolger Duesmann erspart Schot mit all den Maßnahmen eine Menge Ärger mit dem Betriebsrat. Im Gegenzug muss der Neue dann aber damit klarkommen, dass die Betriebsräte auch ein paar Zusagen herausgehandelt haben. So schließt Audi betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2029 aus. Das Unternehmen verlängert damit die Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter bis Ende 2029. Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch freut sich: „Die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sind sicher. Die Verlängerung der Beschäftigungsgarantie ist ein großer Erfolg in schwierigen Zeiten“, sagt er.

Ein weiterer Sieg der Betriebsräte: Beide Werke in Deutschland, Ingolstadt und Neckarsulm, werden elektrifiziert. Zwar nicht schlagartig, doch in den zweckgebundenen Fonds sollen bis 2025 insgesamt 300 Millionen Euro fließen. So werden die notwendigen Baumaßnahmen zur Fertigung von Elektrofahrzeugen am Standort Neckarsulm abgesichert.

Und Duesmann? Kann sich dann auf die Zukunft konzentrieren – und muss Audi als Marke wieder nach vorne bringen. Schließlich hat der Premium-Autobauer als Wiege des VW-Dieselskandals stark gelitten. Beschäftigungslosigkeit droht dem Neuen nicht.

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