




Die IG Metall hat dem Sanierungsplan von Opel zugestimmt, der die Schließung des Bochumer Fahrzeugwerks vorsieht. Der geschäftsführende Vorstand der Gewerkschaft votierte am Mittwoch in Frankfurt für den mit der Opel-Mutter General Motors ausgehandelten Tarifvertrag. Diesen hatten zuvor - bis auf Bochum - alle Opel-Standorte akzeptiert. Gewerkschaftschef Berthold Huber nannte die Vereinbarung die "bestmögliche Lösung unter den gegebenen Bedingungen".
GM hatte nach der Ablehnung durch Bochum angekündigt, die Autofabrik im Ruhrgebiet mit 3200 Beschäftigten bereits Ende 2014 zu schließen - zwei Jahre früher als im Tarifvertrag in Aussicht gestellt. Die Vereinbarung gilt nach dem Nein von Bochum nur für die anderen Opel-Werke.
Kritik vom Betriebsrat
Zuvor hatte der Betriebsratsvorsitzende des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, die Strategie der IG Metall bei den Verhandlungen über den Sanierungsplan für den angeschlagenen Autobauer kritisiert. „Ich hätte mir gewünscht, die Gewerkschaft wäre mit einem eigenen Konzept in die Gespräche gegangen“, sagte er. Ob mit der angedrohten Schließung des Bochumer Werks andere Opel-Standorte dauerhaft gesichert werden könnten, müsse sich erst zeigen.
So stand es 2014 um Opel
Im Detail wird über neue Modelle, Motoren und Märkte, die Fertigung markenfremder Modelle wie Chevrolets in Opel-Werken sowie über Einsparungen gesprochen. Doch generell geht es um die Frage, wie der kriselnde Hersteller mehr Autos verkaufen, Beschäftigung sichern und wieder Geld verdienen kann Das Management will Produktionskosten senken, aber auch am Personal sparen. Im September 2014 wurden betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 (und damit zwei Jahre länger als bisher festgelegt) ausgeschlossen werden. Betriebsrat und Gewerkschaft fordern Zusagen zu Standorten und Beschäftigung über 2016 hinaus. (Quelle: dpa)
Das Management hatte angeboten, das Werk Bochum nicht, wie ursprünglich angestrebt, Anfang 2015, sondern erst mit dem Auslaufen der Zafira-Produktion zwei Jahre später zu schließen. Damit gewinnt der Standort Zeit. Die Hoffnung auf eine bessere Marktentwicklung bleibt erhalten. Schäfer-Klug zeigte sich am Dienstag im Gespräch mit der dpa zuversichtlich: „Ich sehe nicht, dass Opel plant, sich komplett aus Bochum zurückziehen. Aber wie die konkrete Zukunft der Standorte in Deutschland und insbesondere in Bochum aussieht, werden wir gemeinsam in den Verhandlungen klären.“
Bei den Verhandlungen geht es auch um freiwillige Abfindungsprogramme und Vorruhestandsregelungen. So soll nach und nach sozialverträglich Beschäftigung abgebaut werden. Aktuell hat Opel nach Betriebsratsangaben noch etwa 38.000 Beschäftigte - nach der jüngsten Sanierung Ende 2010 waren es noch 40.000.
Zunächst verzichten die Mitarbeiter erneut auf Lohn. Von November an wird die jüngste Metall-Tariferhöhung von 4,3 Prozent erneut gestundet. Falls es eine Einigung über die Zukunft der deutschen Opel-Werke gebe, könnten die erneut gestundeten Millionen auch „in einer Gesamtkonzeption aufgehen“, sagt der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel. Wie das aussehen könnte, ist unklar. Kommt keine Einigung zustande, zahlt Opel das gestundete Geld nachträglich aus.
Offiziell scheuen alle Beteiligten davor zurück, einen Termin zu nennen. Schließlich waren die ehrgeizigen Erwartungen der Arbeitnehmervertreter zuletzt enttäuscht worden. Dem Vernehmen nach soll aber in einigen Wochen ein Ergebnis stehen.
Glaubt man dem Unternehmen, wird die Zusammenarbeit mit Peugeot-Citroën keine Jobs bei Opel kosten. Selbst wenn die Partner eines Tages Autos nicht nur gemeinsam entwickeln sondern auch bauen sollten, dürfe das nicht auf Kosten des anderen gehen, betont GM-Vize und GM-Europachef Steve Girsky: Keine Seite werde ihre Probleme zulasten der anderen lösen. Bei Opel könnten zudem schon 2016 Chevrolets vom Band laufen, um die Überkapazitäten zu senken.
Zwar wollen GM und PSA zunächst vier Fahrzeugplattformen gemeinsam entwickeln. Weder Betriebsrat noch Unternehmen sehen aber Jobs im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum gefährdet. Vielmehr könnten die freigesetzten Kapazitäten genutzt werden, um wie versprochen die Entwicklung neuer Modelle voranzubringen.
Opel schreibt seit Jahren Verluste. Jetzt leidet der Hersteller zudem unter der aktuellen Absatzkrise in Europa. Im zweiten Quartal schrieb GM in seinem Europageschäft einen Verlust von 361 Millionen Dollar (294 Mio Euro). Das Ergebnis des dritten Quartals legt GM an diesem Mittwoch (31. Oktober) vor.
Die Bochumer Belegschaft hatte als einzige der fünf Opel-Standorte in Deutschland den Sanierungsplan abgelehnt. Mit dem zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmen erarbeiteten Tarifvertrag sollte das Aus für die Fahrzeugproduktion in Bochum um zwei Jahre auf Ende 2016 verschoben werden. Jetzt will die Firmenleitung die Produktion Ende 2014 auslaufen lassen. Bis dahin gilt noch ein Kündigungsschutz.
Einenkel warf Gewerkschaft und Gesamtbetriebsrat erneut vor, die Verhandlungen mit dem Management über die Köpfe der Bochumer Belegschaft und ihrer Vertreter hinweg geführt zu haben. „Es wurde so gut wie nie mit uns geredet.“ Er habe nur fertige Ergebnisse präsentiert bekommen. „Solidarität stelle ich mit anders vor.“ In der IG Metall gebe es jetzt „einigen Klärungsbedarf“.
Opel hatte nach dem Nein in Bochum weitere Gespräche über die Zukunft des Werks abgelehnt. Nach Einenkels Worten gibt es derzeit keinen Kontakt zwischen dem Bochumer Betriebsrat und dem Management. Der Bochumer Betriebsrat sei jederzeit zu Gesprächen bereit. „Es darf aber nicht die Vorbedingung geben, dass wir erst der Abwicklung des Werks zustimmen müssen, um dann darüber reden zu dürfen, wer ein bisschen länger bleiben darf.“