Auto-Experte Lienkamp Abwrackprämie: „Das ist keine Investition – das ist Quatsch“

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„ Es würden eher die deutschen Autobauer gefördert als die ausländischen“

Und zwar?
Grob kann man rechnen: Wenn der Automobilhersteller ein Auto verkauft, hat er Selbstkosten von 100 Prozent, die entstehen bis das Fahrzeug das Werkstor verlässt. Danach kommen Händlermarge, Mehrwertsteuer, Vertrieb, Marketing und Ähnliches oben drauf, sodass sich der Preis letztlich fast verdoppelt. Diesen Preis würde der Staat dann mit einer Kaufprämie reduzieren. Wenn der Bund aber praktisch dem Autobauer direkt für eine Investition beispielsweise 2000 Euro gibt, kann der durch die wegfallenden Downstream-Kosten indirekt dem Kunden einen Vorteil von 4000 Euro verschaffen. Damit bringt die Förderung wesentlich mehr. Aus staatlicher Sicht klingt das vielleicht weniger attraktiv, weil die Steuern verloren gehen. Aber eine direkte Förderung für den Automobilhersteller anstelle des Kunden ist günstiger.

Die Autofahrer macht man damit aber zunächst nicht glücklich.
Das ist richtig. Der Kunde hätte das Geld sicher lieber selbst in der Hand, als dass der Autobauer es bekommt. Das ist ein emotionales Thema an dieser Stelle. Aber auch nach diesem Prinzip würde letztlich der Kunde profitieren, weil er die Ladesäule womöglich geschenkt bekommt, wenn der Autobauer sie mit dem Auto mit anbietet.

Es sind aber nicht alle Autobauer gleich aktiv im E-Auto-Markt. Nicht alle Unternehmen würden gleichstark von einer solchen Förderung profitieren.
Der VW-Konzern würde garantiert profitieren, da er eine klare Elektro-Strategie hat. BMW und Daimler fahren zwar eine stärkere Plug-in-Strategie, könnten aber ebenfalls ihren Nutzen daraus ziehen. Der Vorwurf an die Plug-in-Modelle ist ja, sie würden selten bis nie geladen und somit kaum elektrisch genutzt. Ist die Möglichkeit zum Laden einfacher, könnte dieser Vorwurf ausgebremst werden. Toyota hat nicht so viel davon, weil sie mehr auf Hybrid setzen. GM, Ford, PSA und Fiat-Chrysler haben so gut wie nichts davon, weil sie keine gescheite Elektrostrategie haben. Das beinhaltet also gleich einen schönen Effekt: Es würden eher die deutschen Autobauer gefördert als die ausländischen.

Womit ein weiterer Kritikpunkt an der Kaufprämie für alle Autos ausgehebelt wäre…
Richtig. Denn bei der Abwrackprämie vor zehn Jahren zeigte sich, dass vor allem die billigen Ausländer gekauft worden sind. Autos, bei denen man sagte, das war es jetzt auch nicht, was wir brauchten.

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