




Das Thermometer zeigt 28 Grad Fahrenheit – zwei Grad Celcius unter Null, doch in den Messehallen bringen die Scheinwerfer das Autoblech zum Glühen. Die North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit, Michigan, hat ihre Tore geöffnet.
Die Schau in Detroit markiert traditionell den Auftakt des Autojahres in den USA. 2015 hat man allerdings den Eindruck, die Hersteller haben ihr Pulver bereits auf der Consumer Eletronics Show in Las Vegas verschossen. Audi ließ seinen A7 autonom aus dem Silicon Valley ins Casino-El-Dorado fahren, Daimler-Chef Dieter Zetsche brachte die selbstfahrende Konzeptstudie F015 mit und tönte: „Wir werden sicher schon in den nächsten Jahren auch mit höheren Geschwindigkeiten auf Strecken wie Autobahnen autonom unterwegs sein“.
Der futuristische Wagen mit weißen, zueinander ausgerichteten Schalensitzen im extralangen Fond ist jetzt ebenfalls in Detroit zu sehen. Schon im nächsten Jahrzehnt, so Zetsche, sehe er solche Fahrzeuge auf der Straße.





Daimler, aber auch die anderen deutschen Autobauer haben sich viel vorgenommen – auf dem amerikanischen Markt stehen die Chancen besonders gut, einiges davon rasch umzusetzen. Die Absatzaussichten sind hervorragend - besonders im Segment der SUV und Pick Ups, die allein im letzten Jahr 53 Prozent aller Autokäufe in den USA ausmachten. Daimler reist daher mit vier neuen oder runderneuerten SUV-Modelle nach Detroit - allen voran das erstmals gezeigte GLE Coupé, mit dem die Stuttgarter BMWs X6 Konkurrenz machen wollen. Zum Auftakt steigt Mercedes am US-Markt mit den hochpotenten AMG-Versionen GLE 63 und GLE 450 ein. Damit entspricht der Autobauer dem Wunsch der US-Händler, die in den über 500 PS starken Varianten das ertragsreichste Geschäft wittern. Audi zeigt die zweite Generation seines Fünf-Meter-SUVs Q7, BMW die überarbeiteten 560-PS-SUVs X5 M und X6 M.
Ja, in den USA liebe man nicht nur das Steak etwas größer, scherzt der Daimler-Chef. "Für einer Amerikaner ist es erstrebenswert ein großes Auto zu fahren", sagt Zetsche. Man müsse die Unterschiede zu Europa bedenken - riesige Entfernungen, die es zu überwinden gilt, ein abseits der Metropolen wenig ausgeprägtes öffentliches Verkehrswesen, aber auch größere Familien, mit mehr Platzbedarf. Kurz: viele gute Gründe für ein neues, möglichst großes Auto.
Premium-Markt in den USA erholt sich
BMW: 249.113 Fahrzeuge
Mercedes: 225.009 Fahrzeuge
Audi: 87.760 Fahrzeuge
Porsche: 26.035 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 587.917 Fahrzeuge
US-Markt: 13.245.718 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 4,4 Prozent
Quelle: CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen
BMW: 196.502 Fahrzeuge
Mercedes: 190.538 Fahrzeuge
Audi: 82.716 Fahrzeuge
Porsche: 19.696 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 489.452 Fahrzeuge
US-Markt: 10.431.509 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 4,7 Prozent
BMW: 220.113 Fahrzeuge
Mercedes: 224.944 Fahrzeuge
Audi: 101.629 Fahrzeuge
Porsche: 25.320 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 572.006 Fahrzeuge
US-Markt: 11.589.844 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 4,9 Prozent
BMW: 247.907 Fahrzeuge
Mercedes: 261.769 Fahrzeuge
Audi: 117.561 Fahrzeuge
Porsche: 29.023 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 656.260 Fahrzeuge
US-Markt: 12.778.885 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,1 Prozent
BMW: 281.460 Fahrzeuge
Mercedes: 295.013 Fahrzeuge
Audi: 139.310 Fahrzeuge
Porsche: 35.043 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 750.826 Fahrzeuge
US-Markt: 14.493.092 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,2 Prozent
BMW: 309.280 Fahrzeuge
Mercedes: 334.344 Fahrzeuge
Audi: 158.061 Fahrzeuge
Porsche: 42.323 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 844.008 Fahrzeuge
US-Markt: 15.582.136 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,4 Prozent
BMW: 339.738 Fahrzeuge
Mercedes: 356.136 Fahrzeuge
Audi: 182.011 Fahrzeuge
Porsche: 47.007 Fahrzeuge
Deutsche Premiumhersteller total: 924.892 Fahrzeuge
US-Markt: 16.531.070 Fahrzeuge
Martkanteil der deutschen Premiumhersteller: 5,6 Prozent
Damit stellen die USA gemeinsam mit China den wachstumsstärksten Automarkt der Welt. Das CAR Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen geht davon aus, dass in diesem Jahr 48 Prozent aller Neuwagenkäufe von chinesischen oder amerikanischen Kunden ausgehen. "Schon 2016“, prognostiziert CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer, „wird der US-Automarkt mit einem neuen absoluten Verkaufsrekord von 17,45 Millionen Neuwagen abschließen.“ Das Horrorjahr 2009, in dem General Motors und Chrysler als Folge der Finanzkrise und des komplett zusammengebrochenen Automarktes Insolvenz anmelden mussten, wirkt wie ein böser Traum, aus dem alle endlich wieder erwacht sind. Jetzt es ist es Zeit für den neuen american dream der Autoindustrie.
Das Wachstum des amerikanischen Automarkts wird von mehreren Faktoren getrieben:
Dank Fracking – der Gewinnung von Brennstoff aus Schiefergas – sind Benzin und Diesel in den USA mittelfristig günstig zu haben
Die US-Bevölkerung wächst und sie ist verhältnismäßig jung und autoaffin
Innovationen aus dem Software- und IT-Sektor sorgen für ein hohes Tempo in Forschung und Entwicklung
Die USA stehen dem Autonomen Fahren weniger kritisch gegenüber als Deutschland und Europa





Obwohl mit Bosch, Continental und ZF mit dem eben übernommenem US-Konzern TRW drei der weltweit führenden Zulieferer im Schlüsselbereich Vernetzung aus Deutschland stammen und ihre Technologien vorrangig bei den Premiumherstellern Einsatz finden, besteht die Gefahr, dass die deutsche Autoindustrie hier ins Hintertreffen gerät.