
Auf dem Weg raus aus der Stadt sind noch die Hände, Füße und der Verstand des Menschen gefordert. Es gilt, den Blinker zu setzen, die Signale der Ampelanlagen zu beachten und den Anweisungen des Navigationsrechners zu folgen.
Doch kaum ist der Freeway in die Sierra Nevada erreicht, kann sich der Fahrer zurücklehnen, nach einem Druck auf einen kleinen blauen Knopf am Lenkrad die Hände vom Lenkrad nehmen und seine Füße ausstrecken und die Augen schließen - jetzt übernimmt der Computer im Kofferraum als „ultimate Driver“ die volle Kontrolle über die silberne Limousine. Er beschleunigt den 5er-BMW auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 Meilen (128 km/h), hält auf der vierspurigen Piste souverän den Sicherheitsabstand zu vorausfahrenden Autos.
Der Fahrer, der zum Passagier geworden ist, kann sich derweil in aller Ruhe anderen Dingen widmen: Seine Mails checken, für den Abend einen Tisch für zwei in einem Restaurant ordern oder eine Videokonferenz mit den Kollegen im Büro schalten. Nur ein Nickerchen dürfte er nicht halten - dies lässt der Gesetzgeber (noch) nicht zu. „Der schreibt vor, dass der Mensch innerhalb von fünf Sekunden wieder die volle Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen kann“, erläutert nach der Rückkehr von der Testfahrt BMW-Technikvorstand Klaus Fröhlich.
Das ist aber auch schon der einzige Schönheitsfehler. Vor drei Jahren wurden vollautonom fahrende Autos auf der Computermesse CES in Las Vegas noch als Vision vorgestellt. Inzwischen ist die Vision der Realität auf atemberaubende Weise näher gekommen - schneller jedenfalls, als den Taxifahrern nicht nur in Las Vegas recht sein kann.
Autonome Autos werden den Straßenverkehr revolutionieren
In diesen Tagen präsentieren in der Spielerstadt nicht nur BMW, sondern auch Daimler, Audi, Volkswagen, Ford und Toyota sowie die Autozulieferer Bosch, Schaeffler und Delphi Prototypen von vollvernetzten Autos, die zumindest außerhalb des städtisches Gewusels mit Hilfe zahlreicher Sensoren und einer geballten Ladung künstlicher Intelligenz selbständig fahren.
Es ist beileibe kein Glückspiel, sondern das Ergebnis intensiver Forschungsarbeit und großer technologischer Sprünge, auch einer intensiven Zusammenarbeit der Autoindustrie mit der IT-Branche: Radar-, Lidar- und Ultraschallsensoren wurden leistungsfähiger, kleiner und billiger, die Informationen über Straßenverläufe und -zustände immer präziser. Und neue Prozessoren und Computerprogramme erlauben es, Tausende von Detailinformationen blitzschnell auszuwerten und in Echtzeit anzuwenden.





Nicht nur BMW-Technikvorstand Fröhlich ist deshalb ganz zuversichtlich, schon in vier Jahren ein Auto in den Handel bringen zu können, das nicht nur auf Schnellstraßen und in der Stadt „hochautomatisch“ fahren könnte - sofern und wo immer dies der Gesetzgeber erlaubt.
Das Autonome Fahren, so viel steht schon heute fest, wird die Rolle des Autos als Teil des Internets der Dinge neu definieren und für die Fahrzeughersteller, ihre Zulieferer und Dienstleister viele neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, ja wahrscheinlich sogar den Straßenverkehr insgesamt revolutionieren.
Die Highlights der CES 2017
Samsung erneuert seine Smartphone-Mittelklasse. Im Gegensatz zu den Top-Modellen der S-Reihe gibt es bei den A-Modellen leichte Abstriche beim Chip, Display und Kamera. Für die meisten Nutzer reicht das aber dennoch völlig aus. Verkaufsstart ist im Februar.
Ebenfalls auf die Mittelklasse zielt das HTC X10. Der Nachfolger des X9 dürfte vor allem mit einem kolportierten Preis von 290 Dollar punkten.
Asus erneuert sein Chomebook – das sind Netbooks auf Basis des Google-Betriebssystems chromeOS. Viel ist noch nicht bekannt, spekuliert wird über ein 12,5-Zoll-HD-Display und (ähnlich der Macbooks) nur noch USB-C-Anschlüsse.
Beyerdynamic verspricht neue In-Ear-Kopfhörer der Spitzenklasse. Allerdings wohl auch zu einem Spitzenpreis von rund 1000 Dollar.
Auf der CES geht es nicht nur um autonome Autos und Smartphones. Samsung zeigt eine gewöhnungsbedürftige Kombination aus Waschmaschine und Wäschetrockner, bei der zwei Programme gleichzeitig laufen können. Soll Zeit und Energie sparen.
GoXtreme zeigt mit der Sphere WVR20 eine 4K-fähige Virtual-Reality-Kamera. Und dem Vernehmen nach auch eine VR-Brille.
LG treibt das Prinzip der drahtlosen Lautsprecher auf die Spitze: Der PJ9 schwebt dank starker Magnete einige Zentimeter über der Basisstation frei im Raum. Damit ist er sicher ein Hingucker auf der CES. Aber auch ein Klangwunder?
Virtual Reality ist einer der Trends auf der CES. Neben der Oculus Rift gehört die HTC Vive zu den verbreitetsten VR-Brillen. Gerüchten zufolge steht auf der CES die Premiere der zweiten Generation an, die ohne Kabel auskommen soll.
Blackberry hat angekündigt, keine eigenen Smartphones mehr herstellen zu wollen. Das letzte "echte" Blackberry-Gerät könnte auf der CES vorgestellt werden.
Etablierte Autohersteller wie BMW, Daimler, Audi und Volkswagen, auch dies zeichnet sich immer deutlicher ab, stehen dabei nicht in Konkurrenz zu IT- und Internet-Unternehmen aus dem kalifornischen Silicon Valley oder dem israelischen "Silicon Wadi", sondern kommen sich als Technologiepartner immer näher. Über Kooperationen sind sie inzwischen vielfach vernetzt und haben sie sich mit ihrem Know-how gegenseitig befruchtet.