Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental muss bei der Prognose für das laufende Jahr zurückrudern. Der Konzernumsatz soll nach der neuen Prognose 2018 bei rund 46 Milliarden Euro vor Wechselkurseffekten liegen, nicht mehr wie angekündigt bei 47 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis wird zudem nun bei über 9 Prozent des Umsatzes erwartet. Bisher lautete die Prognose auf mehr als 10 Prozent.
Conti schrieb die überraschende Prognosesenkung einem Bündel von Gründen zu. So liege das Erstausrüstungsgeschäft in Europa und China im Automobilgeschäft und in der Sparte Conti-Tech unter den Erwartungen. Zudem führe eine schwächere Nachfrage im Reifenbereich zu einer reduzierten Umsatzerwartung. Auch höhere Kosten im Antriebsbereich aufgrund der Umstellung auf Produkte und Systeme für Hybrid- und Elektroautos hätten eine Rolle gespielt. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer sagte während einer Telefonkonferenz mit Analysten, man habe die Komplexität bei der Produktion von Hybrid-Antrieben und der 48-Volt-Technik unterschätzt. Als Konsequenz soll der Sparkurs verschärft werden. Außerdem passt Continental seine Investitionen den geringeren Umsatzerwartungen an.
Es ist bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb weniger Monate – erst im April hatte Conti die Prognose zum Ertrag für das erste Halbjahr um 150 Millionen Euro gekappt. Bei der Halbjahresbilanz warnte das Management vor einem Durchhänger wegen des neuen Abgas-Prüfverfahrens WLTP. Damals war der Konzern aber noch von einem starken Schlussquartal ausgegangen.
Die größten deutschen Autozulieferer
Freudenberg
Auf Platz 10 schafft es 2017 der Zulieferer mit einem Unternehmensumsatz von 4,21 Milliarden Euro. Das entspricht einer Umsatzsteigerung von 40,1 Prozent zum Vorjahr. Freudenberg liegt damit international auf Platz zwei der Wachstumschampions. Mehr Wachstum konnte nur der chinesische Zulieferer Weichai Power mit 68 Prozent erzielen. Freudenberg beliefert die Automobilindustrie mit Produkten aus den Bereichen Dichtungs- und Schwingungstechnik sowie Vliesstoffe und Filtration. Das Unternehmen steckt aber auch hinter Haushaltsprodukten wie Vileda und O-Cedar.
Quelle: Berylls
Eberspächer
4,48 Milliarden Euro Umsatz machte der Automobilzulieferer 2017. Das sind 3,6 Prozent mehr als 2016. Das Wachstum verdankt Eberspächer insbesondere der steigenden globalen Nachfrage nach Abgasreinigungstechnologien. In dem Geschäftsbereich „Exhaust Technology“ konnte Eberspächer den Umsatz um 4 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro steigern.
Brose
Auf Platz 8 der größten Automobilzulieferer Deutschlands liegt Brose. Mit einem Umsatz von 6,31 Milliarden Euro bleibt das Unternehmen aus Coburg international weiterhin auf Platz 40. Brose beschäftigt derzeit 26.000 Mitarbeiter in 23 Ländern und will weiter wachsen. Brose-Chef Kurt Sauernheimer kündigte Zukäufe im Wert von 2,5 Milliarden Euro an.
Hella KG Hueck
In der Automobilsparte bündelt Hella die drei Komponenten Entwicklung, Herstellung sowie Vermarktung. Der Konzern profitierte insbesondere von der hohen Nachfrage nach Licht- und Elektronikprodukten. 2017 erreichte das Unternehmen aus Lippstadt einen Umsatz von 6,39 Milliarden Euro. Seit 2015 ist der Konzern im MDax gelistet.
Thyssen-Krupp Automotive
Mit einer Umsatzsteigerung von 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr schafft die Automobilsparte von Thyssen-Krupp 2017 den Sprung unter die 30 größten Zulieferer weltweit. Damit beträgt der Umsatz des Unternehmens 7,73 Milliarden Euro. Zu Thyssenkrupp Automotive gehören weltweit acht Standorte mit 1500 Mitarbeitern.
Schaeffler
Seit 2015 ist der Familienkonzern aus Herzogenaurach noch wenig erfolgreich an der Börse. Dem auf Präzisionstechnik spezialisierten Zulieferer steht derzeit ein großer Umbau bevor, um den Sprung ins Elektrozeitalter zu schaffen. Bisher ist das Unternehmen noch mit rund 50 Prozent vom Verbrennungsmotor abhängig. In Folge des Umbaus werden 950 Stellen wegfallen. Den Umsatz konnte Schaeffler 2017 mit 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern und erreicht mit 10,87 Milliarden Euro Umsatz den fünften Platz im Deutschland-Ranking.
Mahle
Das Stuttgarter Unternehmen besteht aus vier Geschäftsbereichen: Motorsysteme und -komponenten, Filtration und Motorperipherie, Geschäftsbereich Thermomanagement, Geschäftsbereich Aftermarket und Division Mechatronik. 2017 machte der Autozulieferer insgesamt 12,78 Milliarden Euro Umsatz (2016: 12, 32 Milliarden).
ZF Friedrichshafen
Auf den vierten Platz schafft es ein deutsches Unternehmen: ZF Friedrichshafen verzeichnet einen Jahresumsatz von 33,53 Milliarden Euro und steigt danke eines Wachstums von 3,6 Prozent um einen Platz auf. 1915 gründete die Zeppelin-GmbH zusammen mit einer Zahnräderfabrik das Unternehmen am Bodensee gegründet mit dem Ziel, Zahnräder nach einer neuen Technologie herzustellen.
Continental
Auch der zweitplatzierte kann seine Vorjahresplatzierung halten. Der 1871 gegründete Konzern entwickelte sich von einem reinen Reifenhersteller zu einem der führenden Automobilzulieferer weltweit: 235.000 Mitarbeiter arbeiten an 400 Standorten in 61 Ländern, seit 2012 wird Conti im Dax gehandelt. Mit einer Beteiligung der Schaeffler Holding in Höhe von 46 Prozent ist Continental ein Schwesterunternehmen der Schaeffler AG. 44,01 Milliarden Euro Umsatz verzeichnete das Unternehmer im 2017 und damit 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bosch
1886 in Stuttgart gegründet, ist Bosch zu einem multinationalen Unternehmen mit 450 Tochtergesellschaften gewachsen. Neben Gebrauchsgütern und Industrietechnik ist Bosch 2004 in den Bereichen Automobilelektronik und -mechatronik erstmals zum weltgrößten Automobilzulieferer gewachsen. 2012 fielen die Deutschen kurzzeitig hinter Denso und Continental Automotive auf den dritten Platz zurück, konnten aber drei Jahre später ihre Spitzenposition zurückgewinnen. Dank eines Wachstums von 7,8 Prozent und einem Jahresumsatz von 47,38 Milliarden Euro bleibt Bosch auch in diesem Jahr auf dem ersten Platz. 2017 war die Automobilsparte für 61 Prozent des gesamten Konzernumsatzes des Unternehmens verantwortlich.
Anleger ergriffen nach der erneuten Senkung der Jahresziele panikartig die Flucht. Die Aktien brachen binnen weniger Minuten um bis zu 11,3 Prozent ein, der Handel wurde bei hohen Umsätzen mehrfach angehalten. Mit 164,35 Euro fielen die Papiere auf den tiefsten Stand seit 21 Monaten und waren mit Abstand größter Verlierer im Leitindex Dax.
Händler hielten den herben Absturz für gerechtfertigt. „Viele Anleger waren noch zu optimistisch, vor allem weil das Management zuletzt keine Signale für eine weitere Prognosesenkung geliefert hatte“, sagte ein Händler in Frankfurt. Continental hatte bereits bei der Halbjahresbilanz vor einem Durchhänger wegen neuer Abgasprüfverfahren gewarnt. Damals war der Konzern aber noch von einem starken Schlussquartal ausgegangen. Bei der Veröffentlichung des Zwischenberichts Anfang August hatte der Vorstand seinen Ausblick noch bekräftigt, den man trotz des Konzernumbaus einfahren wolle.
Zu dem Zeitpunkt hoffte das Management offenbar noch auf einen Schlussspurt zum Jahresende, um die Ziele erreichen zu können. Warum sich die Aussichten nun binnen kurzer Zeit deutlich eingetrübt haben, blieb zunächst unklar. Ein Sprecher sagte, die Zahlen aus Juli und August hätten das Unternehmen dazu bewogen, den Ausblick zu senken.
Conti hatte im Juli entschieden, sich unter dem Dach einer Holding in drei Unternehmensbereiche zu gliedern: Rubber, Automotive und Powertrain. Die größte Veränderung ist die Herauslösung und ein Teilbörsengang der Antriebssparte Powertrain, der schon Mitte nächsten Jahres kommen könnte. Trotz der Prognosesenkung bekräftigte Conti seine Börsenpläne für die Antriebssparte. "Wir halten an den Plänen für einen Börsengang fest", sagte ein Sprecher am Mittwoch.