Autobauer BMW-Chef Zipse wirbt für E-Fuels – und lässt nicht nach bei Wasserstoff

BMW-Motoren seien bereits jetzt auf E-Fuels vorbereitet, warb BMW-Chef Oliver Zipse bei der Jahreskonferenz für den Autobauer. Quelle: imago images

Der Münchner Autobauer plädiert für Technologieoffenheit, um sich nicht in Abhängigkeiten zu begeben. Noch vor 2030 soll jeder zweite verkaufte BMW elektrisch fahren, manche womöglich sogar mit Wasserstoff. 

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Nach Porsche wirbt auch BMW unvermindert für E-Fuels. Die synthetisch hergestellten Kraftstoffe seien „die einzige Möglichkeit“, auch im Fahrzeugbestand Beiträge zum Klimaschutz zu leisten, sagte BMW-Chef Oliver Zipse auf der Jahrespressekonferenz des Münchner Autobauers. BMW unterstützt den Vorstoß von Bundesverkehrsminister Volker Wissing, dem in der EU geplanten Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035 nicht zuzustimmen. BMW-Motoren seien bereits jetzt auf E-Fuels vorbereitet, sagte Zipse.

Wenn die E-Fuels zugelassen würden, müsste dies nach Meinung des BMW-Chefs nicht nur für den Bestand, sondern auch für Neuwagen gelten. Nur auf batterieelektrische Fahrzeuge zu setzen, schaffe gefährliche Abhängigkeiten und bringe fürs Klima wenig. „Vielfalt schafft Resilienz. Wir fahren den Ansatz der Technologieoffenheit seit ein paar Jahren.“ Damit unterschreite BMW den von der EU erlaubten Kohlendioxidausstoß seiner Flotte um fast 18 Prozent. „Das gelingt durch den Mix aus vollelektrischen Fahrzeugen und Verbrennungsmotoren“, betonte Zipse.

„Neue Klasse“ kommt 2025

Die Münchner haben den Absatz batteriebetriebener Fahrzeuge 2022 auf knapp 216.000 verdoppelt und damit stärker als die meisten europäischen Konkurrenten gesteigert. Im Januar und Februar 2023 wurden abermals mehr als doppelt so viele Elektroautos verkauft wie im Vorjahr, vor allem in China stieg die Nachfrage kräftig. Dort hatte BMW Ende 2022 die elektrische Luxuslimousine i7 am Markt eingeführt.

Für das gesamte Jahr peilt Zipse ein Wachstum der E-Auto-Verkäufe im Umfang eines hohen zweistelligen Prozentsatzes an. 2023 sollen die elektrischen Fahrzeuge 15 Prozent des gesamten BMW-Absatzes erreichen. 2024 soll mindestens jeder fünfte Neuwagen vollelektrisch sein, 2025 jeder vierte und 2026 jeder dritte. Noch vor 2030 soll jeder zweite verkaufte BMW elektrisch fahren.

Ab 2025 sollen die Fahrzeuge einer komplett neuen Plattform für Schub sorgen, die BMW „Neue Klasse“ nennt. Binnen 24 Monaten will BMW mindestens sechs Modelle dieser Baureihe auf den Markt bringen, darunter auch volumenstarke Fahrzeuge im 3er-Segment. 

Damit werden die vollelektrischen Fahrzeuge für die Münchner in den nächsten Jahren zum wichtigsten Wachstumsmotor. Insgesamt rechnet BMW für 2023 nur mit leicht höheren Fahrzeugauslieferungen, also einem Plus von bis zu fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 2,4 Millionen Fahrzeugen. Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft soll wieder die langfristige Zielbandbreite von 8 bis 10 Prozent erreichen, nach 8,6 Prozent im Vorjahr.

Wasserstoffautos kommen in Serie

Zugleich investiert BMW weiter in die Wasserstofftechnologie. Zipse stellte ein Serienangebot für die zweite Hälfte des Jahrzehnts in Aussicht. „Für uns ergänzen wasserstoff-elektrische Fahrzeuge die E-Mobilität auf sinnvolle Weise, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung.“ Die Frage sei allerdings, wie rasch eine Wasserstoff-Infrastruktur verfügbar sein werde. „Das wird in erster Linie durch den Schwerlastverkehr auf den Autobahnen getrieben“, sagte Entwicklungsvorstand Frank Weber. Erst später kämen Pkw. Bislang stehen in Deutschland rund 100 Wasserstoff-Tankstellen, die zumeist aber auf Wasserstoff-Lastwagen ausgerichtet sind. 

Während BMW für die Marke BMW noch lange parallel auf Verbrenner und E-Autos setzt, wollen die Münchner unter der Marke Mini ab 2030 nur noch Elektromodelle anbieten. Derzeit baut BMW die Mini-Produktion in China immer weiter aus, über ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Autobauer Great Wall. Dort werden zwei vollelektrische Modelle gefertigt. Die Münchner wollen aber auch am Mini-Werk im britischen Oxford festhalten. Dort würden heute schon vollelektrische Minis gebaut, „und wir bereiten auch die Fertigung zukünftiger Generationen dort vor“, sagte Zipse. Derzeit führe BMW Gespräche mit der britischen Regierung über Fördermöglichkeiten.

Zu schaffen machen dem Autobauer in diesem Jahr weiterhin steigende Preise. In der Prognose sei eine Materialkostensteigerung von 2,4 Milliarden Euro verarbeitet, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. Rückenwind bei den Margen sieht er dadurch, dass in den lukrativen oberen Segmenten neue Modelle auf den Markt gebracht wurden und weitere Fahrzeuge dazukämen. Die Verkaufspreise für seine Neuwagen will BMW stabil halten.

Zinsen belasten das Leasinggeschäft

Der weltweite Anstieg der Zinsen drückt zudem auf das wichtige Leasinggeschäft: Finanzchef Peter zufolge sind vier von zehn verkauften Autos über die hauseigenen Finanzdienstleister finanziert. Der Auftragsbestand in Europa sei noch sehr stark, die neuen Orders schwächten sich jedoch leicht ab, erklärte der Finanzvorstand. In den USA sei der Markt weiterhin „sehr solide“, und die Kaufanreize, die BMW geben müsse, seien auf sehr niedrigem Niveau.

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