Autobauer Handelskonflikt könnte BMW 2019 halbe Milliarde Euro kosten

Handelskonflikt könnte BMW 2019 halbe Milliarde Euro kosten Quelle: REUTERS

Die Einfuhrzölle auf US-Produkte nach China sind für BMW kritisch. Der Handelsstreit könnte dem Münchner Autohersteller teuer zu stehen kommen.

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Der Handelskonflikt zwischen den USA und China wird teuer für BMW. „Die Einfuhrzölle auf US-Produkte nach China sind für uns kritisch, weil wir viele X-Modelle aus den USA nach China exportieren. Nach unseren Berechnungen kostet uns das 2018 einen Betrag von etwas unter 300 Millionen Euro“, sagte BMW-Finanzchef Nicolas Peter der Branchenzeitung „Automobilwoche“ laut einer Vorabmeldung von Freitag. „Wenn die Zölle 2019 bestehen bleiben, könnte das einen Gesamtjahreseffekt von einer halben Milliarde Euro bedeuten.“ BMW baut in den USA Geländewagen der X-Reihe, von denen 2017 mehr als 70 Prozent exportiert wurden. Wichtigstes Ziel war China. Von Spartanburg aus gingen im vergangenen Jahr gut 100.000 Fahrzeuge in den größten Automarkt der Welt.

Weil besonders der X3 bei chinesischen Kunden beliebt ist, baut BMW das Geländewagenmodell inzwischen auch vor Ort. Die Münchner produzieren in China gemeinsam mit ihrem einheimischen Partner Brilliance, künftig übernehmen sie mit einem auf 75 Prozent aufgestockten Anteil am Joint Venture die Führungsrolle. Am Donnerstag kündigten BMW und Brilliance an, ein drittes Pkw-Werk hochzuziehen und die Kapazität in den beiden bestehenden Werken auszuweiten. Der elektrische iX3 soll künftig auch aus China exportiert werden.

Der Handelskonflikt hinterließ zuletzt auch Spuren auf dem Automarkt der Volksrepublik. Im September ging der Absatz den dritten Monat in Folge zurück und fiel um 11,6 Prozent auf knapp 2,4 Millionen Fahrzeuge. In den ersten neun Monaten stiegen die Verkaufszahlen im größten Pkw-Markt der Welt um 1,5 Prozent auf 20,5 Millionen Autos.

Ende einer Siegesstrecke – BMW muss erstmals in einer Dekade seine Gewinnprognose zurückziehen. Schuld sind Zölle, Standards – und ein wenig das eigene Management.

BMW verbuchte zuletzt in China weitere Zuwächse. Weltweit ging der Absatz des Konzerns im September um 0,8 Prozent zurück auf 237.781 Fahrzeuge. Als Grund nannten die Münchner am Freitag „eine intensive Wettbewerbssituation in Europa“. Die Umstellung auf strengere Abgasprüfregeln nach dem WLTP-Standard hatte in den vergangenen Monaten die Preiskämpfe in der ohnehin wettbewerbsintensiven Industrie befeuert. Bei den Konkurrenten Audi und Mercedes sackten die Absatzzahlen im September ab. Der Mehr-Marken-Konzern VW verkaufte im vergangenen Monat weltweit 827.700 Fahrzeuge - das sind 18,1 Prozent weniger als vor Jahresfrist. In Westeuropa lief ein Minus von 41,5 Prozent auf. „Wie erwartet konnten wir durch die WLTP-Umstellung im September deutlich weniger Fahrzeuge ausliefern“, sagte Konzern-Vertriebschef Christian Dahlheim. „Auch im Oktober werden wir in Europa noch Auswirkungen sehen, für November und Dezember rechnen wir in dieser Region wieder mit stärkeren Monaten.“

Die Marke BMW legte im September beim Absatz minimal zu (0,8 Prozent). Die Münchner hatten anders als viele Rivalen frühzeitig auf WLTP umgestellt, konnten sich aber den Turbulenzen in der Autobranche nicht entziehen. Finanzvorstand Peter bekräftigte gegenüber der „Automobilwoche“, sein Haus werde die Preisschlacht nicht mitmachen. „Wir beteiligen uns nicht daran.“ BMW hatte wegen der Rabattschlachten kürzlich die Gewinnprognose für 2018 nach unten geschraubt. Zudem wird die Fertigung in Europa gedrosselt. „Wir reduzieren die Produktion im unteren fünfstelligen Bereich, nehmen also Volumen heraus“, sagte Peter.

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