Autobauer Noch mehr Opel-Mitarbeiter könnten gehen

Bei Opel kehrt keine Ruhe ein. Quelle: REUTERS

Im Rüsselsheimer Warenverteilzentrum von Opel arbeiten gut 300 Mitarbeiter. Demnächst sollen es nur noch rund 100 sein. Unterdessen kämpfen andere Opelaner gegen ihre Versetzung zu Segula.

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Eigentlich wünschen sich viele Opelaner nur eins: endlich Ruhe. Doch Opel strukturiert weiter um – als Nächstes ist das Rüsselsheimer Warenverteilzentrum an der Reihe. Noch arbeiten dort gut 300 Menschen. Doch demnächst sollen es rund 100 sein. Was mit den Mitarbeitern passiert, ist nicht endgültig ausgemacht. Die Verhandlungen laufen noch. Es sieht aber stark danach aus, dass unter anderem das alte Freiwilligenprogramm PACE erneut für die Mitarbeiter des Zentrums geöffnet wird. Über das Programm hat sich Opel bereits von mehr als 6000 Mitarbeitern getrennt. Sie gingen freiwillig – mit einer Abfindung oder unterschrieben Verträge für Vorruhestand und Altersteilzeit.

Opel wollte Informationen der WirtschaftsWoche nicht kommentieren, dass PACE erneut geöffnet werden könnte, sagte aber, dass „durch Optimierungen in der Aufstellung unserer Logistikzentren“ wesentliche Synergien erzielt würden. Und: „Künftig werden noch etwa 100 Beschäftigte in dem neuen Logistik-Center arbeiten“, bestätigte ein Sprecher. Über die genaue Ausgestaltung spreche man aber derzeit noch mit den Sozialpartnern. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber ausgeschlossen. „Wir werden aber vor allem auch auf Maßnahmen wie interne Versetzungen und auch das Insourcing von Tätigkeiten zurückgreifen“, hieß es.

Unterdessen intensiviert sich der Widerstand gegen die geplante Partnerschaft mit dem Entwicklungsdienstleister Segula Technologies. Der sollte Aufträge und Mitarbeiter von Opel übernehmen. Doch weil zu wenige Opelaner freiwillig wechseln wollten, sollen einige hundert nun zum Wechsel gezwungen werden. Eigentlich sollen in den kommenden Wochen bis zu 687 überzählige Mitarbeiter, die Opel nicht freiwillig verlassen haben, per Betriebsübergang zu Segula versetzt werden. Doch dem hat der Betriebsrat widersprochen. In einem Schreiben des Betriebsrats am Standort Dudenhofen ist von „formellen Widersprüchen“ gegen die Versetzungen die Rede.

Gibt es keine Zustimmung der Arbeitnehmer, muss Opel sich diese vor Gericht holen. Ein Antrag dazu ist bereits beim zuständigen Arbeitsgericht eingegangen. Opel will sich die fehlende Zustimmung des Betriebsrates so ersetzen lassen.

Das Verfahren hindert Opel nicht daran, die Mitarbeiter trotzdem vorläufig zu versetzen. Der Autobauer muss nicht auf eine Entscheidung des Gerichts warten – allerdings eine längere Phase rechtlicher Unklarheit in Kauf nehmen. Denn das Verfahren wird sich noch hinziehen. Vor Jahresende soll es dem Vernehmen nach keine rechtskräftige Entscheidung geben. Die Akten sind dick.

Offenbar gibt es auch Streit um die Sozialauswahl. So sollen ältere Mitarbeiter gehen, jüngere aber bleiben.

Opel sagt, man bekenne sich zu Segula: „Das Closing ist weiterhin für Ende August geplant.“ Auch Segula beteuert: „Wir starten mit rund 700 Mitarbeitern zum 1. September unser operatives Geschäft.“ Man stelle derzeit ehemalige Opel-Mitarbeiter und externe Bewerber ein.

Zum Monatswechsel sollen also die „Arbeitsverhältnisse der wechselnden Mitarbeiter von Opel auf Segula Technologies übergehen“, sagte ein Opel-Sprecher. Dem jedoch wollen nun vermehrt Opelaner widersprechen. Allein die Kanzlei Cäsar-Preller aus Wiesbaden will 35 Widersprüche gegen den Betriebsübergang für Opel-Mitarbeiter auf den Weg bringen. Das sagte Anwalt Joachim Cäsar-Preller der WirtschaftsWoche. Allein damit würden sich mindestens fünf Prozent der Opelaner gegen ihre Versetzung wehren. Sie bleiben damit vorerst bei dem Autohersteller, ihnen droht allerdings die betriebsbedingte Kündigung von Opel.

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