
„Es ist grundsätzlich klar, dass wir uns verbessern müssen“, sagte ein Opel-Sprecher in Rüsselsheim. Mit den Betriebsräten der einzelnen Standorte in Europa werde über Strategien gesprochen, um Opel profitabel zu machen. Dabei sei „klar, dass es auch um Werke und Produktion geht“. Im Stammwerk in Hessen werden derzeit die Bänder tageweise angehalten, weil die Nachfrage stockt. Die GM-Tochter Opel steht unter Druck, da wegen der Rezession in Südeuropa kaum noch neue Autos verkauft werden. Zu konkreten Maßnahmen, um die Kosten zu senken, sowie über den Zeitplan für die Gespräche wollte sich Opel nicht äußern.
Flexible Arbeitszeiten
Einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zufolge will die Opel-Spitze der Belegschaft erneut das Weihnachtsgeld kürzen und Wochenendzuschläge abschaffen. Zudem sollen die Mitarbeiter erneut auf vereinbarte Tariferhöhungen verzichten. Die Arbeitszeiten sollen weiter flexibilisiert werden. Dadurch wolle die Opel-Führung die bereits in der zurückliegenden Sanierung bis 2014 vereinbarten Einsparungen von jährlich 265 Millionen Euro auch weiterhin aufbringen.
Drohende Schließung
Laut einem Bericht des "Handelsblattes" kann es in naher Zukunft zur Schließung zweier Opel-Werke in Europa kommen. Besonders gefährdet soll der Standort Bochum sein und auch das britische Werk Ellesmere Port sei im Gespräch. Allerdings weist der Bericht auch darauf hin, dass die Opel-Mutter GM sich für ein rasches Aus für eine Fertigungsstätte selbst die Hände gebunden hat. General Motors habe sich nämlich im Rahmen der letzten Sanierung verpflichtet, bis Ende 2014 keine betriebsbedingten Kündigungen und Werksschließungen vorzunehmen - woran sich Opel-Boss Stracke auch halten wolle, obwohl GM-Manager den Vertrag inzwischen für einen Fehler halten.





Opel erwägt momentan zudem, die Produktion des Kompaktwagens Astra aus dem Stammwerk in Rüsselsheim ins polnische Gleiwitz zu verlegen, um dort die eine bessere Auslastung zu erreichen. An allen Standorten strebe das Management darüber hinaus eine Dreischicht an, um die Kosten im Griff zu halten. Dabei solle es künftig leichter fallen, eine etwaige dritte Schicht wieder zu streichen. Die FAZ berief sich auf eine Präsentation von Produktionschef Peter Thom vor Betriebsräten.
Bis zu einem Viertel der Belegschaft soll dem Bericht zufolge künftig aus Leiharbeitern bestehen können. Bei Auftragsspitzen wären sogar bis zu 30 Prozent möglich. Im punkto Lohn solle BMW als Vorbild dienen. Beschäftigte in Dienstleistungsbereichen würden dann nach einem eigenen, niedrigeren Tarif bezahlt. Bei der Produktion wolle sich Opel an Fordorientieren, der Komponenten von externen Anbietern fertigen lässt. Dazu sagte der Opel-Sprecher, es sei nicht außergewöhnlich, sich Vorgehensweisen bei Wettbewerbern abzuschauen.
BMW als Vorbild

Während die Gespräche mit den Arbeitnehmern über Einsparungen laufen, wollen Peugeot und der amerikanische Opel-Mutterkonzern General Motors bis Jahresende erste gemeinsame Projekte zum Laufen bringen. Dies ist Teil der jüngst angekündigten Allianz. Dazu schicken beide Konzerne je fünf hochrangige Vertreter in einen Ausschuss, der die Projekte lenken sowie weitere Kooperationspotenziale prüfen soll. Auf GM-Seite gehören Strategiechef Stephen Girsky, Finanzchef Dan Ammann und Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke dem Gremium an. GM will sich im Zuge einer Kapitalerhöhung bei Peugeot mit sieben Prozent an dem französischen Konzern beteiligen.





Der US-Weltmarktführer will seine Tochter Opel mit der Allianz in die Gewinnzone zurückführen. Dafür soll der Einkauf zusammengelegt und Plattformen sowie Technologien gemeinsam genutzt werden, um die Kosten zu senken. Das erste gemeinsam entwickelte Fahrzeug soll 2016 auf den Markt kommen. Bis dahin müssen die beiden Partner ihre Kosten auf eigene Faust zurückschrauben. Peugeot hat bereits den Abbau von bis zu 6000 Stellen in Europa angekündigt.
Produktion bleibt in Australien
Australien erkaufte sich unterdessen mit hohen Subventionen an die Opel-Mutter General Motors (GM) den Erhalt der Autoproduktion. Das Land zahlt 219 Millionen Euro an den größten Autohersteller der Welt, der im Gegenzug für zehn Jahre den Bestand seiner beiden Werke in Australien garantiert, wie die Regierung in Canberra mitteilte. GM kündigte daraufhin Investitionen in Höhe von umgerechnet 760 Millionen Euro an.
Premierministerin Julia Gillard sagte, GM habe die Schließung der Werke mit 12.000 Arbeitsplätzen erwogen. Der australische GM-Ableger Holden setzte 2010 rund 132.000 Autos im australischen Markt ab, der insgesamt rund eine Million Fahrzeuge ausmacht. Die Opel-Schwestermarke leidet unter dem starken australischen Dollar und scharfer Konkurrenz etwa von Toyota.