Autobauer PSA und Fiat Chrysler führen Fusionsgespräche

Fiat Chrysler und PSA verhandeln über Fusion. Quelle: imago images

In der kriselnden Autobranche bahnt sich eine Hochzeit an: Fiat Chrysler und die Opel-Mutter PSA haben Gespräche über eine Fusion bestätigt. Die Absicht sei, einen weltweit führenden Konzern zu schaffen.

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Fiat Chrysler und die Opel-Mutter PSA führen Fusionsgespräche. „Es gibt laufende Diskussionen, die darauf abzielen, eine der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu schaffen“, schrieb FCA in einer kurzen Mitteilung. Gegenwärtig habe man nichts weiter hinzuzufügen, hieß es darin. Eine gleichlautende Mitteilung gab es von PSA. Eine Pressekonferenz sei zunächst nicht geplant.

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte am Dienstag, aus einem Zusammenschluss könnte ein neuer Autogigant im Wert von 50 Milliarden Dollar entstehen. Über die Gespräche hatte zuerst das „Wall Street Journal“ berichtet und später übereinstimmend der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Eine Option sei eine Fusion über einen Aktientausch, zitierte das „Wall Street Journal“ einen Insider. Peugeot-Chef Carlos Tavares würde den Konzern als Vorstandsvorsitzender führen, während FCA-Verwaltungsratsvorsitzender John Elkann dieselbe Rolle bei dem neuen Unternehmen einnehmen würde.

Die Gespräche befänden sich im Fluss und andere Möglichkeiten könnten erörtert werden. Es gebe keine Garantie, dass eine endgültige Vereinbarung erreicht werde. An der Börse sorgte die Nachricht für kräftige Kursbewegung. Die Aktien von Fiat Chrysler gingen mit einem Plus von 7,5 Prozent aus dem US-Handel. In Berufung auf einen Insider berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, Fiat Chrysler und PSA könnten schon am Donnerstag eine Vereinbarung zu einer Fusion ankündigen. Das sei allerdings vom Ergebnis der Verwaltungsratssitzung bei PSA am Mittwoch abhängig, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur. Sprecher beider Unternehmen wollten sich dazu nicht äußern.

Auch der französische Staat verfolgt die Fusionsgespräche mit „Aufmerksamkeit und Offenheit“, wie es aus Kreisen des Wirtschafts- und Finanzministeriums verlautete. Frankreich wolle bei der Neuaufstellung der Autobranche seinen Platz einnehmen. Die Haltung des französischen Staates ist insofern relevant, als dass der Staat nach früheren Unternehmensangaben über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte besitzt.

Fiat Chrysler hatte sich bereits unter dem früheren Konzernchef Sergio Marchionne immer wieder als Fusionspartner ins Gespräch gebracht, weil eine Konsolidierung der Branche unvermeidlich sei. 2015 gelang es Marchionne nicht, General Motors für eine Fusion zu erwärmen. Mit der Opel- und Peugeot-Mutter PSA hatte der italienisch-amerikanische Autobauer in diesem Jahr bereits einen Schulterschluss diskutiert. Dann legte er eine 30 Milliarden Euro schwere Offerte für den französischen PSA-Rivalen Renault vor. Doch das Vorhaben scheiterte nach kurzer Zeit, weil dem Bieter die aus seiner Sicht zu starke Einflussnahme durch die französische Regierung, die 15 Prozent an Renault hält, nicht passte. Danach ließ sich Fiat Chrysler alle Türen offen.

Auf der Frankfurter Automesse IAA im September hatte PSA-Chef Carlos Tavares die Idee eines Zusammengehens mit dem Konkurrenten allerdings als nicht notwendig zurückgewiesen. Tavares gilt in der Branche als ein harter Sanierer. Vor gut zwei Jahren hatte PSA den deutschen Traditionshersteller Opel übernommen, der unter der Führung von General Motors (GM) lange rote Zahlen geschrieben hatte. Opel wird von den Franzosen auf Effizienz getrimmt und arbeitet wieder profitabel, beschäftigt aber deutlich weniger Mitarbeiter. So wurde das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim teilweise an den Dienstleister Segula verkauft.

Die zwei Konzerne sind bereits Partner im Nutzfahrzeug-Geschäft. Analyst Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore erklärte, eine Fusion der beiden wäre wesentlich sinnvoller als ein Zusammenschluss von Fiat Chrysler und Renault.

PSA führt auch die Traditionsmarken Peugeot und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach. Autohersteller stehen unter einem riesigen Druck, denn sie müssen in autonome Autos und Elektromobilität investieren.

Der 1899 gegründete Autohersteller Fiat – eines der wichtigsten Unternehmen der italienischen Wirtschaftsgeschichte – war 2014 in der Fiat Chrysler Automobiles (FCA) aufgegangen. Die italienische Zeitung „La Repubblica“ warnte am Mittwoch, dass die französische Regierung, wie schon bei der gescheiterten Fusion mit Renault, das Projekt gefährden könnte. „In Frankreich ist die Regierung dieselbe geblieben, und sie ist Aktionärin bei Peugeot, wie sie es bei Renault war. Was hat sich geändert?“, fragte das Blatt. Möglicherweise sei die Regierung in Paris dieses Mal zurückhaltender in ihren Anforderungen.



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