Wenn aber die Kunden sich bereits online über ihr neues Auto informieren und offenbar immer stärker dazu bereit sind, es auch noch im Internet zu kaufen – verlieren Sie nicht den Kontakt zum Konsumenten?
Natürlich ist das eine große Herausforderung für den Autohandel. Eine Antwort darauf besteht für uns darin, dass wir nicht einfach nur hoffen, dass die Kunden schon irgendwie den Weg zu uns finden. Stattdessen gehen wir immer öfter dorthin, wo sie ohnehin unterwegs sind.
Wie soll das funktionieren, für Autopaläste fehlt doch der Platz in den Innenstädten?
Der Trend geht ganz klar in Richtung kleinerer Flächen, City Rooms, praktisch Wohnzimmer, in denen zufälligerweise auch ein paar Autos stehen. Höchstens sechs bis acht Fahrzeuge, je nach Marke, das reicht, und alles andere wird visuell mit Hilfe von Bildschirmen dargestellt. Wir werden zwar keines unserer großen Häuser schließen, solange sie sich rechnen. Aber wenn wir neu bauen müssen, setzen wir auf kleinere Ladenformate. In Lüneburg beispielsweise planen wir gerade ein Innenstadt-Lokal für Mini. Und in wenigen Tagen eröffnen wir bei Hannover einen kleinen Laden für BMW.
Das meiste Geld verdienen Sie aber doch in der Werkstatt – rechnen Sie mit schrumpfenden Erlösen?
Das stimmt – im Autohandel wird mit Reparaturen, Gebrauchtwagen und Neuwagen Geld verdient, in dieser Reihenfolge. Die Rendite im Handwerk ist am besten, sie steht aber auch stark unter Druck. Wir wissen alle: Wenn wir mal mehr Elektro-Anteil haben – und das wird in acht bis zehn Jahren soweit sein – dann sinkt auch die Reparaturrate.
Dazu kommen die autonom fahrenden Autos, die im besten Falle weniger Unfälle produzieren, und einen Ölwechsel brauchen die E-Autos auch nicht mehr – da drohen weitere Umsatzeinbußen.
Wir fangen das etwa dadurch auf, dass wir Reparaturen und Leistungen in die Werkstatt zurückholen, die der Autohandel eine Zeitlang weggegeben hat. Lange Zeit hat der Autohandel etwa keine Reifen mehr verkauft. Das machen wir mittlerweile wieder. Auch Windschutzscheiben reparieren wir wieder selbst. Oder wenn Ihr Wagen einen Kratzer hat, muss nicht mehr die ganze Tür neu lackiert werden, sondern das wird für 80 Euro über unser „smart repair“ weggemacht. Das sind alles Dinge die wir uns zurückholen. So halten wir die Werkstatt am Leben. Und das autonome Fahren, das kann ich gar nicht abwarten, denn es wird zusätzliche Mobilität bringe, gesundheitlich Angeschlagene, Sehbehinderte, Alte und Junge werden zusätzlich transportiert und das höchstwahrscheinlich individuell, also mit mehr Mobilität, nicht weniger.
Aber auf Dauer wird das nicht reichen, oder?
Wir machen uns nichts vor: mit zunehmender Elektromobilität sinkt der Werkstattumsatz. Deshalb werden unsere Werkstätten in Zukunft sicher schrumpfen. Das machen wir aber nicht von heute auf morgen. Das ist ein langwieriger Prozess, bei dem Mitarbeiter rauswachsen können, also in Rente gehen. Wir haben damit bereits Erfahrung: Früher bestand ein Drittel der Werkstattmannschaft aus Karosserieleuten. Heute ist der Anteil auf höchstens zehn Prozent geschrumpft. Durch die vielen Assistenzsysteme passieren einfach viel weniger Unfälle. Beim Einparken piept und fiept es ja mittlerweile in einer Tour.
Wie der Dieselskandal den Autohändlern schadet, lesen Sie in der großen WirtschaftsWoche-Geschichte.