
Ginge im Reich der Mitte die Nachfrage um 20 Prozent zurück, müsste VW rund 650.000 Autos pro Jahr weniger herstellen. Trotz der zahlreichen Fabriken in China wären auch rund 8000 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen, etwa durch Kurzarbeit oder durch Abbau von Arbeitszeitkonten. Das ist das Ergebnis eines Stresstests, dem das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach die deutsche Autoindustrie im Auftrag der WirtschaftsWoche unterzog. „VW verfügt über eine recht unausgewogene Marktbalance“, sagt CAM-Chef Professor Stefan Bratzel. Die Kosten eines solchen Einbruchs in China würden bei VW laut Bratzel mit bis zu vier Milliarden Euro pro Jahr zu Buche schlagen.
Der VW-Konzern setzt mit 3,7 Millionen Fahrzeugen 37 Prozent aller seiner Fahrzeuge in China ab, ein weiteres Drittel in Europa und nur sechs Prozent auf dem zweiten großen Weltmarkt, den USA. Deutlich geringer wären die Folgen einer China-Krise für Daimler und BMW. Daimler würde in China bei einem Einbruch des Marktes um 20 Prozent rund 35.000 Autos weniger in China produzieren, bei BMW wären es 60.000 Fahrzeuge weniger.





Entsprechend geringer betroffen sind davon auch die Arbeitsplätze in Deutschland. 1500 Mitarbeiter bei Daimler und bis zu 1700 Mitarbeiter bei BMW müssten sich auf Auswirkungen wie den Wegfall von Schichten bis hin zur Kurzarbeit einstellen. Auch die Kostenbelastungen wären zu verkraften. Bratzel schätzt die Kosten eines chinesischen Absatzeinbruchs für BMW auf bis zu 800 Millionen Euro, Daimler muss sich auf Kosten von höchstens 500 Millionen Euro einstellen.
Der angenommene Einbruch des Absatzes in China beruht unter anderem auf der Annahme einer platzenden Immobilienblase, in deren Folge die Nachfrage der neuen Mittelschicht des Landes nach Autos ähnlich stark zurück gehen könnte wie bei der weltweiten Finanzkrise 2008/9, als der Fahrzeugverkauf global um ein Fünftel absackte.