Autokauf Ist der Plug-in-Hybrid das bessere Elektroauto?

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Der Fahrer ist beim Hybrid wichtiger

Wie wichtig sind der Fahrer und sein Verhalten?

Kurz gesagt: Viel wichtiger als bei einem reinen Benziner oder Diesel. Auch bei diesen Autos haben Fahrverhalten und Fahrprofil einen großen Einfluss auf den Realverbrauch. Wer ständig im innerstädtischen Stop&Go-Verkehr unterwegs ist, hat im selben Auto einen anderen Verbrauch als ein Langstreckenfahrer, der sich gleichmäßig im Bereich zwischen 100 und 120 km/h bewegt. Je nach Motorbauart und der Getriebekombination fallen die Unterschiede hier mal kleiner oder größer aus.

Das gilt auch für Plug-in-Hybride. Nur kommt hier noch ein weiterer Faktor hinzu: Der Teil-Elektroantrieb. Die meisten Plug-in Hybride verfügen über unterschiedliche Betriebsmodi:

  • Zum Beispiel einen reinen Betrieb mit Verbrennungsmotor, etwa um auf der Autobahn die Batterieladung für eine spätere Fahrt durch die Stadt aufzusparen,
  • einen Power- oder Sport-Modus, bei dem Verbrennungs- und Elektromotor möglichst kraftvoll zusammenarbeiten,
  • einen Eco-Modus, bei dem Verbrennungs- und Elektromotor möglichst energiesparend zusammenarbeiten
  • und einen reinen Elektro-Modus, bei dem der Verbrenner abgeschaltet bleibt.

Diese Modi müssen richtig genutzt werden. Wer ständig im Sport-Modus unterwegs ist, nutzt hauptsächlich den Verbrenner, die Leistung des Elektromotors wird dazu „geboostet“ – während im Eco-Modus die Leistung des Verbrennungsmotors möglichst oft durch die der E-Maschine ersetzt wird. „Um die Umweltvorteile innerorts zu nutzen, sind die Autofahrer gefragt“, sagt Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC. „Sie sollten in der Stadt im Elektromodus fahren und möglichst oft Strom nachladen.“

Die Elektro-Schocker
Nio EP9 von Next EV Quelle: Hersteller
Nio EP9 hat 1360 PS Quelle: Hersteller
2017 erzielte der Nio mit 6 Minuten 45,9 Sekunden einen neuen Nordschleifenrekord Quelle: Hersteller
Techrules Ren schafft maximal 320 km/h Quelle: Hersteller
Techrules Ren bietet einen Reichweitenverlängerer in Form einer mit Diesel getriebenen Microturbine Quelle: Hersteller
Rimac Hypercar Concept One Quelle: Hersteller
Rimac Concept One Quelle: Hersteller

Genau das ist wohl der wichtigste Punkt bei Plug-in-Hybriden: das Laden. Wenn sich der Fahrer nicht regelmäßig (im Zweifelsfall täglich) die Mühe macht, seinen Wagen an das Stromnetz anzuschließen, ist der Vorteil des Antriebskonzepts dahin. Ohne möglichst mit Ökostrom geladene Batterie wird der Wagen zu einem reinen Benziner oder Diesel, der wegen des Zusatzgewichts sogar mehr verbraucht. Während einer langen Fahrt über die Autobahn ist das kein großes Problem – denn genau das ist ja der Vorteil des Plug-in-Hybrids. Wird das Fahren mit leerer Batterie aber zum Standard, wird aus dem Technik-Konzept ein Schadstoff-Eigentor.

Was sind die Nachteile der Plug-in-Hybride?

Neben der ungewissen Nutzung des Elektroantriebs vor allem das hohe Gewicht. Die Ingenieure müssen zwei komplette Antriebsstränge im Auto unterbringen und sie auch noch sinnvoll verbinden. Das benötigt Bauraum und bringt zusätzliche Bauteile ins Auto – einige davon sind schwer, etwa die Batterie und die dafür benötigte Kühlung. Ein VW Golf GTE ist mit 1599 Kilo rund 300 Kilo schwerer als der Golf 1.4 TSI mit demselben Benzinmotor ohne Hybridtechnik.

Ist die aufwändige Technik anfälliger?

Nach aktuellen Erfahrungen nein. Hybridmodelle gelten als sehr zuverlässig. Malte Krüger, Chef der Online-Autohandelsplattform Mobile.de verweist etwa auf Erfahrungen mit dem Toyota Prius, der als besonders zuverlässig gilt. „Neben vielen weiteren Kriterien, die genauso auf Autos mit Verbrennungsmotoren zutreffen, sollten Käufer besonderes Augenmerk auf die Batterie legen. Die Batterien sind so ausgereift, dass sie deutlich über 100.000 Kilometer Laufleistung oder acht Jahre durchhalten“, sagt Krüger. „Jedoch sollte man bei Gebrauchten, die über 100.000 Kilometer auf dem Tacho haben oder über sechs Jahre alt sind, bedacht werden, dass ein teurer Batterietausch anstehen könnte.“

In einem Punkt können Plug-in Hybride aber von den Erfahrungen des Prius abweichen: Bei dem Vollhybrid läuft der Verbrenner deutlich häufiger mit als bei einem Plug-in-Hybrid. Mit einem Passat GTE ist hingegen folgendes Szenario realistisch: Sie pendeln jeden Tag 30 Kilometer zur Arbeit. Davon sind die ersten acht Kilometer Landstraße, danach 20 Kilometer Autobahn und zum Büro noch ein kurzes Stück durch die Stadt. Die acht Kilometer schaffen Sie rein elektrisch. Der Verbrenner geht erst auf der Autobahn an und muss dann vollkommen kalt gleich mit hoher Last laufen – bei dem Vollhybrid hätten Sie den Verbrenner auf der Landstraße langsam warm gefahren. Das ist im Einzelfall kein allzu großes Problem, kann den Motor aber auf Dauer stärker belasten.

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