Automesse in Shanghai Die Zukunft der E-Mobilität entscheidet sich in China

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Zwischen Subvention und Protektionismus

Die Unterstützung geht weit über klassische Subventionen wie Zuschüsse zum Kaufpreis und beschleunigte Zulassungsverfahren hinaus.

Ein Beispiel für das, was Heilmann als „ein ausgefeiltes System von Marktanreizen, technologischer Standardsetzung und verdecktem Protektionismus“ bezeichnet: China verfolgt einen eigenen Standard bei den Ladesäulen. Wer die Infrastruktur nutzen will, muss sich anpassen. Der heimische Hersteller entwickelt natürlich direkt für diesen Standard. Ein ausländischer Autobauer muss seine Elektroautos erst umrüsten, Teile neu entwickeln, die Software umprogrammieren.

Das sind die meistgebauten Automodelle der Welt
Platz 5: Wuling Hongguan Quelle: Herstellerfoto
Platz 4: Hyundai Elantra Quelle: Herstellerfoto
Vor allem in den USA beliebt: Hyundai Elantra Quelle: Herstellerfoto
Platz 3: VW Golf Quelle: Herstellerfoto
Platz 2: Toyota CorollaAuf Rang zwei der weltweit meistgebauten Autos landet mit dem Toyota Corolla ein ganz klassischer Pkw, dessen Modellbezeichnung man schon seit dem Jahr 1966 kennt. Mit 985.000 Einheiten lässt die Limousine die Kompaktklassen-Wettbewerber VW Golf (970.000 Einheiten) und Hyundai Elantra (875.000 Einheiten) hinter sich. Tatsächlich hat Toyota von der unteren Mittelklasse, später der Kompaktklasse, schon immer eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten abgeleitet. Quelle: Herstellerfoto
Toyota Corolla aus dem Jahr 2007 Quelle: Herstellerfoto
Platz 1: Ford F-Reihe Quelle: Herstellerfoto

Anderes Beispiel: Während in Europa noch gestritten wird, wem die im Auto erhobenen Daten gehören – dem Hersteller, Besitzer oder doch dem Fahrer? – schafft China Tatsachen. Die erhobenen Fahrprofile müssen zum einen in China gehostet werden und etwa nicht auf Servern in den USA. Zum anderen werden die Daten direkt an die Behörden übermittelt. Für die deutschen Hersteller, die ihre Kunden derzeit mit der Privatheit ihrer Daten umwerben und selbst kein Interesse haben, wertvolle technische Daten zu teilen, wäre diese Vorschrift eigentlich ein KO-Kriterium.

Nach Meinung vieler Experten werden sie sich aber anpassen müssen. „Die Größe des Marktes ist so einzigartig, dass es sich kein Autobauer erlauben kann, diesen Markt nicht zu bedienen“, sagt Unternehmensberater Schmidt. „Das gilt auch für einzelne Fahrzeugsegmente und -antriebe, denen sich ein Hersteller nicht entziehen kann.“

Quote könnte zum Problem werden

Wer in China mitspielen will, wird sich dem E-Trend bald wohl kaum noch verwehren können. Die Regierung plant ein Quotensystem, das alle Hersteller zu bestimmten Absatzquoten für Elektroautos zwingt. Ursprünglich sah der Plan drei Stufen vor: Ab Januar 2018 sollten batteriebetriebene Fahrzeuge und Hybridmodelle mindestens acht Prozent des Absatzes jedes Autobauers ausmachen - sonst drohten Strafen. Im Jahr darauf sollten es bereits zehn, ein Jahr später sogar zwölf Prozent sein.

Die Ziele hätten die deutschen Hersteller niemals so schnell erreichen können. Laut einem „Handelsblatt“-Bericht aus dem Februar will Peking nach politischen Gesprächen auf höchster Ebene Forderungen aus Deutschland entgegenkommen. Über eine Einigung auf neue Quoten ist noch nichts bekannt.

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Ein solcher Zwang wird die Elektro-Bemühungen der Hersteller weiter antreiben. Dabei haben sich die bisherigen Maßnahmen bereits positiv ausgewirkt. „Drei Faktoren erklären die große Dynamik auf dem chinesischen Markt“, sagt McKinsey-Experte Müller. „Zum einen ist China mit 75 verfügbaren E-Modellen das Land mit der größten Modellvielfalt, zum anderen wirkt eine Kombination aus direkten finanziellen Anreizen und nicht-finanziellen Vorteilen als Beschleuniger.“ Drittens baue das Land die Ladeinfrastruktur massiv aus.

Für Unternehmensberater Schmidt ist hier das Tempo der Chinesen entscheidend. „Themen wie die ausreichende Lade-Infrastruktur, freie Parkplätze oder gesonderte Fahrspuren für Elektroautos sind in China derzeit noch genauso unterentwickelt wie in Frankfurt oder Stuttgart“, sagt er. „Aber es wird mit einer viel höheren Geschwindigkeit vorangetrieben.“

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