




Die Entwicklung neuer Antriebstechnologien, innovativer Mobilitätsdienstleistungen und vernetzter Fahrzeuge hat nach Ansicht führender Automobilexperten vorerst untergeordnete Bedeutung für die Branche. Ebenso wenig erwarten diese in den nächsten fünf Jahren umwälzende Änderungen in den Geschäftsmodellen. Die beherrschenden Themen bis 2020 bleiben nach Ansicht der Fachleute das Wachstum in den Schwellenländern und die Optimierung des Verbrennungsmotors. Das hat eine weltweite KPMG-Umfrage unter 200 Führungskräften von Herstellern, Zulieferern, Händlern, Finanz- und Mobilitätsdienstleistern ergeben, die im Vorfeld der Detroit Motor Show veröffentlicht wurde.
Wachstum kommt vor Innovationen
Ganz oben auf der Agenda der kommenden zehn Jahre steht für 56 Prozent der Branchenexperten das Wachstum in den Schwellenländern. Große Bedeutung misst jeweils die Hälfte der Befragten auch der Optimierung des Verbrennungsmotors sowie einer zunehmenden Verwendung von Plattformen und Standardmodulen bei. Strategische Innovationen wie Mobilitätsdienstleistungen, vernetzte und selbstfahrende Fahrzeuge spielen dagegen nach Ansicht der wenigsten bis 2025 eine wichtige Rolle für die Geschäftsstrategie.
Größte ausländische Autohersteller in China
BMW - 326.000 verkaufte Fahrzeuge
China gehört für die Münchener zu den wichtigsten Märkten der Welt. Und BMW dringt in die Top Ten vor: Im Vorjahresvergleich legt der Absatz um beachtliche 40 Prozent zu. Auf den Plätzen folgen Suzuki, Daimler und Mazda.
Ford - 427.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Amerikaner machen Boden gut, was sie ebenfalls dem Inselstreit zu verdanken haben. Im Vorjahresvergleich bleibt ein sattes Plus von 31 Prozent.
(Anm. d. Red.: Erfasst wurden nur Pkw-Verkäufe)
Peugeot-Citroën - 442.000 verkaufte Fahrzeuge
Während der Heimatmarkt schwächelt, können die Franzosen in Fernost ihre Verkäufe ausbauen. Der Absatz legt um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Kia - 512.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Koreaner können auch im Nachbarland ihren Erfolgskurs fortsetzen. Mit einem Wachstum von 18 Prozent gehören sie mittlerweile zu den erfolgreichen Volumenherstellern in China.
Honda - 603.000 verkaufte Fahrzeuge
Honda muss ebenfalls Einbußen hinnehmen - wie die anderen japanischen Hersteller in China ebenfalls. Im Vorjahresvergleich steht ein Minus von drei Prozent.
Toyota - 841.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Japaner müssen sich mit Rang fünf begnügen, vor allem im September hatte es einen herben Rückschlag der Verkaufszahlen auf gerade einmal 50.000 Stück gegeben. Im Gesamtjahr bleibt ein Absatzminus von fünf Prozent.
(Anm. d. Red.: Angabe laut Reuters)
Hyundai - 847.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Koreaner verdrängen Toyota auf Rang fünf und sind indirekter Nutznießer des Inselstreits. Die Hyundai-Verkäufe legten 2012 um zwölf Prozent zu.
Nissan - 1,18 Millionen verkaufte Fahrzeuge
Der Streit um eine Inselgruppe zwischen China und Japan hat die Absatzzahlen der Japaner deutlich in die Knie gedrückt. Im Gesamtjahr gab es für Nissan ein Minus von fünf Prozent.
Volkswagen - 2,81 Millionen verkaufte Fahrzeuge
Die Wolfsburger können das größte Wachstum der Massenhersteller in der Volksrepublik vorweisen. Gegenüber dem Vorjahr haben die Volkswagen-Verkäufe um 24 Prozent zugelegt.
General Motors - 2,84 Millionen verkaufte Fahrzeuge
Die Amerikaner verteidigen hauchdünn die Spitzenposition in China. Im Jahresvergleich hat GM um elf Prozent zugelegt.
Einmal pro Quartal erstellen die Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young ein Ranking der größten Autokonzerne nach Absatz. Wie die Autohersteller in China abgeschnitten haben. (Daten: Gesamtjahr 2012)
Auch was die Kriterien für einen Autokauf angeht, ist die Meinung der Experten traditionell geprägt. So geht die Mehrheit der Befragten davon aus, dass Kraftstoffverbrauch (67 Prozent), Sicherheit (53 Prozent) und Komfort (52 Prozent) in den kommenden fünf Jahren maßgeblich für eine Kaufentscheidung sein werden. Die Vernetzung eines Fahrzeugs, Telematikdienste und alternative Antriebe dagegen spielen bis 2020 beim Autokauf nur nach Meinung weniger Fachleute eine wichtige Rolle.
"Die Branche steht von zwei Seiten mächtig unter Druck: Zum einen erlassen Regierungen immer strengere Klimaschutzauflagen, sodass die Hersteller viel Geld in die Optimierung der Verbrennungsmotoren und die Entwicklung neuer Antriebstechnologien stecken müssen. Auf der anderen Seite werden die Kunden immer technikaffiner und verlangen beim Thema Mobilität immer mehr innovative Dienstleistungen und Angebote rund ums vernetzte Auto", sagt Dieter Becker, Global Head of Automotive bei KPMG.
Etablierte Hersteller werden an der Spitze bleiben
Ungeachtet des Aufkommens von Branchenneulingen wie Google oder Apple im Zuge neuartiger Mobilitätslösungen dürfte die globale Automobilwelt vorerst nicht auf den Kopf gestellt werden. Umwälzende Änderungen in den Geschäftsmodellen werden nicht erwartet. Die überwiegende Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass die etablierten Hersteller auch in den kommenden zehn Jahren die Branche dominieren werden und dass die Kundenbeziehung zumindest bis 2020 vorwiegend über die Hersteller läuft.
Die Zulieferer dürften den Atem der neuen Wettbewerber aus der Technologie- und Telekommunikationsbranche noch am ehesten im Nacken spüren. Diesen dürfte im Zuge der Entwicklung neuer Mobilitätsdienstleistungen eine immer wichtigere Rolle zukommen.
Umstritten ist unter den Fachleuten die Frage, welche Technologie in den kommenden fünf Jahren die größte Nachfrage erfahren dürfte. Fast gleichauf liegen hier nach Einschätzung der Branchenexperten Plug-in-Hybridfahrzeuge, Batterie- und Brennstoffzellenbetriebene Autos. Plug-in-Hybridfahrzeugen werden immer noch die besten Chancen eingeräumt, sich als Technologie bis 2020 durchzusetzen - allerdings ist hier die Zustimmungsrate seit 2013 von 36 auf 30 Prozent gesunken. Auf den Batterieantrieb setzen 29 Prozent der Befragten. Bei Wasserstoffzellen-Fahrzeugen ist die Quote in den vergangenen zwei Jahren am stärksten gestiegen: von 17 auf 27 Prozent.
Durchbruch selbstfahrender Autos und von Elektromobilität lässt auf sich warten
Auch wenn es bereits erste erfolgreiche Pilotprojekte im Bereich selbstfahrender Autos gibt, wird deren Durchbruch nach Überzeugung der meisten Fachleute aus Europa, Nordamerika und China noch mindestens 20 Jahre auf sich warten lassen. Optimistischer sind die Erwartungen in Japan und Korea ("10-20 Jahre").
Ähnlich verhalten schätzen die Befragten die Zukunft von Elektroautos ein - zumindest in Westeuropa und China. In Westeuropa rechnen 68 Prozent und in China sogar 92 Prozent der Experten für das Jahr 2025 bei den Neuzulassungen mit einem Anteil von maximal 15 Prozent. Ganz anders urteilen die Automobilfachleute in Nordamerika: hier gehen wiederum 60 Prozent davon aus, dass mindestens 16-20 Prozent der Neuzulassungen in zehn Jahren auf Elektrofahrzeuge entfallen werden.