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Automobilbranche Neue Absatzmärkte sind wichtiger als Innovationen

Was Innovationen angeht, ist die Automobilbranche kein Vorreiter. Statt neue Technologien zu entwickeln, versuchen die Autobauer, Altes zu optimieren. Und natürlich: Die alte Technik in neuen Ländern zu verkaufen.

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Was das Autojahr 2015 zu bieten hat
Audi A4Frühestens im November kommt die neue Generation des Audi A4 auf den Markt. Dann dürfte das Mittelklasse-Modell aber gleichzeitig als Limousine und Kombi zu den Händlern rollen. Das Design dürfte zwar deutlich dynamischer ausfallen als bei dem etwas biederen aktuellen Modell, aber natürlich nicht ganz an die progressiven Linien der "Prologue"-Studie des neuen Chefdesigners Marc Lichte heranreichen. Bei der Technik greift der A4 auf die Baukasten-Module zurück, die bereits aus dem VW Passat bekannt sind – zum Beispiel den 2.0 TDI mit 240 PS. Im Innenraum wird sich der Audi aber deutlich von der VW-Limousine unterscheiden, unter anderem mit dem aus dem TT bekannten Virtual Cockpit. Eine umweltfreundliche Plug-in-Variante wird es frühestens 2016 geben. Quelle: Audi
BMW 2er CabrioPünktlich zum Frühjahr steht der offene 2er bei den BMW-Händlern – die einzige echte Neuheit bei BMW in diesem Jahr. Von den erfolgreichen SUVs X5 und X6 gibt es lediglich überarbeitete Versionen, zudem erhält der 3er im Sommer eine Modellpflege. Das 2er Cabrio löst den offenen 1er ab und legt – wie bereits das Coupé – bei den Abmessungen ordentlich zu: In der Länge um 72 mm, die Breite um 26 mm und der Radstand um 30 mm. Los geht es beim Einstiegsmodell 220i bei 35.500 Euro, das Topmodell ist der 326 PS starke M235i für mindestens 48.900 Euro. Mit dem 220d ist auch ein Diesel im Cabrio erhältlich. Quelle: BMW
Clubman von MiniDer Clubman mit seinem ungewöhnlichen Türkonzept hat sich 2014 verabschiedet, weil es von der neuen Generation des Mini einen regülären Fünftürer gibt. Dennoch könnte der Name Clubman dem Mini-Prospekt erhalten bleiben: Das Clubman Concept könnte als eine Art Lifestyle-Kombi den nutzwertigsten Ableger der Mini-Baureihe bilden. Entschieden ist allerdings noch nichts. Quelle: Mini
Discovery Sport von Land RoverDer Freelander ist in Rente, ab dem 28. Februar ist der Discovery Sport das neue Einstiegsmodell bei Land Rover. Bei einem flüchtigen Blick auf die Front ist die Gefahr groß, den Discovery Sport mit dem Range Rover Evoque zu verwechseln. Kein Wunder, schließlich teilt sich das Einstiegsmodell einen Großteil der Technik mit dem Erfolgsmodell Evoque. Bei der Ausrichtung unterscheiden sich die beiden Brüder allerdings: Der Evoque gibt mit seinem abfallenden Dach das dynamische Lifestyle-SUV, der Discovery Sport soll mit einem großen Kofferraum und bis zu sieben Sitzen mehr Nutzwert bieten – zudem ist er über 1.000 Euro günstiger als der Evoque. Quelle: Land Rover
Edge von FordDie „One Ford“-Strategie – ein Modell für alle Weltmärkte – beschert Europa im nächsten Jahr nicht nur erstmals in der 50-jährigen Geschichte der Baureihe den Mustang, sondern auch der Edge wird über den großen Teich zu uns kommen. In den USA zählt der Edge mit seinen 4,81 Metern Länge als mittelgroßes SUV, hierzulande wird er die Crossover-Palette über dem Kuga nach oben abrunden. Trotz „One Ford“ gibt es aber lokale Zugeständnisse: In Europa gibt es den Edge auch mit Diesel. Die SUV-Freunde müssen sich allerdings bis zum Jahresende gedulden, Sportwagenfans werden bereits früher belohnt: Der Mustang steht ab September den den Ford-Händlern. Quelle: Ford
Ferrari FXX KWem der 963 PS starke LaFerrari zu soft war, der könnte 2015 auf seine Kosten kommen. Allerdings nur auf der Rennstrecke, denn der radikale Hybrid-Sportwagen FXX K hat keine Straßenzulassung. Das "K" stet für KERS, so hieß bis 2013 das Energierückgewinnungssystem in der Formel 1. Wer den 1.050 PS starken Über-LaFerrari kauft, wird aber keine Rennen damit fahren: Jeder Kunde wird zum Testfahrer und absolviert mit seinem roten Geschoss ein zwei Jahre dauerndes Erprobungs- und Entwicklungsprogramm für den Hybrid-Antriebsstrang. Wer einen neuen Ferrari auf der Straße fahren will, der muss sich bis Herbst gedulden: Dann stellt Ferrari, vermutlich auf der IAA, den Nachfolger des 458 Italia vor – ein Turbomotor statt des V8-Saugers des 458 ist wahrscheinlich. Quelle: Ferrari
GLE von MercedesMercedes ordnet 2015 sein SUV-Programm neu. Den Anfang macht das GLE Coupé als direkter Konkurrent zum BMW X6. Was ein GLE ist? So heißt künftig die ML-Klasse. Das SUV-Coupé erhält ab Sommer als erstes Modell die neue Bezeichnung, im September wird mit einem ausführlichen Facelift aus dem gewohnten ML der GLE. Gleichzeitig wird aus dem überarbeiteten GLK der GLC. Später nennt Mercedes den GL dann noch in GLS um. Die Logik dahinter: Jeder Mercedes SUV heißt künftig GL, gekoppelt mit einem Buchstaben, um die Zugehörigkeit zum jeweiligen Modell zu zeigen (GLA zur A-Klasse, GLC zur C-Klasse, GLE zur E-Klasse, GLS zur S-Klasse). Ähnliches gilt auch für die Roadster mit dem Kürzel SL, deshalb wird der SLK künftig als SLC verkauft. Einzige Ausnahme: Nur der große SL darf als Klassiker im Modellprogramm seinen Namen behalten. Quelle: Daimler

Die Entwicklung neuer Antriebstechnologien, innovativer Mobilitätsdienstleistungen und vernetzter Fahrzeuge hat nach Ansicht führender Automobilexperten vorerst untergeordnete Bedeutung für die Branche. Ebenso wenig erwarten diese in den nächsten fünf Jahren umwälzende Änderungen in den Geschäftsmodellen. Die beherrschenden Themen bis 2020 bleiben nach Ansicht der Fachleute das Wachstum in den Schwellenländern und die Optimierung des Verbrennungsmotors. Das hat eine weltweite KPMG-Umfrage unter 200 Führungskräften von Herstellern, Zulieferern, Händlern, Finanz- und Mobilitätsdienstleistern ergeben, die im Vorfeld der Detroit Motor Show veröffentlicht wurde.

Wachstum kommt vor Innovationen

Ganz oben auf der Agenda der kommenden zehn Jahre steht für 56 Prozent der Branchenexperten das Wachstum in den Schwellenländern. Große Bedeutung misst jeweils die Hälfte der Befragten auch der Optimierung des Verbrennungsmotors sowie einer zunehmenden Verwendung von Plattformen und Standardmodulen bei. Strategische Innovationen wie Mobilitätsdienstleistungen, vernetzte und selbstfahrende Fahrzeuge spielen dagegen nach Ansicht der wenigsten bis 2025 eine wichtige Rolle für die Geschäftsstrategie.

Größte ausländische Autohersteller in China

Auch was die Kriterien für einen Autokauf angeht, ist die Meinung der Experten traditionell geprägt. So geht die Mehrheit der Befragten davon aus, dass Kraftstoffverbrauch (67 Prozent), Sicherheit (53 Prozent) und Komfort (52 Prozent) in den kommenden fünf Jahren maßgeblich für eine Kaufentscheidung sein werden. Die Vernetzung eines Fahrzeugs, Telematikdienste und alternative Antriebe dagegen spielen bis 2020 beim Autokauf nur nach Meinung weniger Fachleute eine wichtige Rolle.

"Die Branche steht von zwei Seiten mächtig unter Druck: Zum einen erlassen Regierungen immer strengere Klimaschutzauflagen, sodass die Hersteller viel Geld in die Optimierung der Verbrennungsmotoren und die Entwicklung neuer Antriebstechnologien stecken müssen. Auf der anderen Seite werden die Kunden immer technikaffiner und verlangen beim Thema Mobilität immer mehr innovative Dienstleistungen und Angebote rund ums vernetzte Auto", sagt Dieter Becker, Global Head of Automotive bei KPMG.

Etablierte Hersteller werden an der Spitze bleiben

Ungeachtet des Aufkommens von Branchenneulingen wie Google oder Apple im Zuge neuartiger Mobilitätslösungen dürfte die globale Automobilwelt vorerst nicht auf den Kopf gestellt werden. Umwälzende Änderungen in den Geschäftsmodellen werden nicht erwartet. Die überwiegende Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass die etablierten Hersteller auch in den kommenden zehn Jahren die Branche dominieren werden und dass die Kundenbeziehung zumindest bis 2020 vorwiegend über die Hersteller läuft.

Die Zulieferer dürften den Atem der neuen Wettbewerber aus der Technologie- und Telekommunikationsbranche noch am ehesten im Nacken spüren. Diesen dürfte im Zuge der Entwicklung neuer Mobilitätsdienstleistungen eine immer wichtigere Rolle zukommen.

Umstritten ist unter den Fachleuten die Frage, welche Technologie in den kommenden fünf Jahren die größte Nachfrage erfahren dürfte. Fast gleichauf liegen hier nach Einschätzung der Branchenexperten Plug-in-Hybridfahrzeuge, Batterie- und Brennstoffzellenbetriebene Autos. Plug-in-Hybridfahrzeugen werden immer noch die besten Chancen eingeräumt, sich als Technologie bis 2020 durchzusetzen - allerdings ist hier die Zustimmungsrate seit 2013 von 36 auf 30 Prozent gesunken. Auf den Batterieantrieb setzen 29 Prozent der Befragten. Bei Wasserstoffzellen-Fahrzeugen ist die Quote in den vergangenen zwei Jahren am stärksten gestiegen: von 17 auf 27 Prozent.

Durchbruch selbstfahrender Autos und von Elektromobilität lässt auf sich warten

Auch wenn es bereits erste erfolgreiche Pilotprojekte im Bereich selbstfahrender Autos gibt, wird deren Durchbruch nach Überzeugung der meisten Fachleute aus Europa, Nordamerika und China noch mindestens 20 Jahre auf sich warten lassen. Optimistischer sind die Erwartungen in Japan und Korea ("10-20 Jahre").

Ähnlich verhalten schätzen die Befragten die Zukunft von Elektroautos ein - zumindest in Westeuropa und China. In Westeuropa rechnen 68 Prozent und in China sogar 92 Prozent der Experten für das Jahr 2025 bei den Neuzulassungen mit einem Anteil von maximal 15 Prozent. Ganz anders urteilen die Automobilfachleute in Nordamerika: hier gehen wiederum 60 Prozent davon aus, dass mindestens 16-20 Prozent der Neuzulassungen in zehn Jahren auf Elektrofahrzeuge entfallen werden.

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