Automobilindustrie Wie Hersteller mit Minis endlich Geld verdienen wollen

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Ein Vorbild für die Branche

Auf diese Neuwagen gibt es am meisten Rabatt
Sonderaktionen der Hersteller, Eigenzulassungen und Händler-Rabatte führten dazu, dass sich immer weniger Privatkunden einen Neuwagen zum regulären Preis kaufen, teilte das CAR-Institut an der Uni Duisburg-Essen mit. „Der Automarkt in Deutschland bleibt Rabatt-getrieben. Privatkunden kaufen immer mehr Tageszulassungen“, sagte CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer. Während sich Autokäufer freuen können, verdirbt die Rabattschlacht die Margen der Hersteller. Zuerst hatte das Magazin „Focus“ über die Studie berichtet. Internetvermittler hätten im November für die Top 30 Modelle Preisnachlässe von durchschnittlich 20,9 Prozent gewährt, beinahe jede dritte Zulassung (31,8 Prozent) gehe auf das Konto von Autoherstellern und -händlern. Insgesamt sei der Rabatt-Index des CAR-Instituts auf das höchste November-Niveau seit mehr als fünf Jahren gestiegen. Das sei mit Blick auf das Jahr 2015 eine Enttäuschung, betonte Dudenhöffer: „Die hohen Rabatte sind ein Zeichen dafür, dass auch in den kommenden Monaten mit schwacher Autokonjunktur in Deutschland gerechnet werden muss.“ Auf diese zehn Autos gab es 2014 im März die höchsten Rabatte: Quelle: dpa
Platz 10: Mazda 2Bei der Vario-Finanzierung sparen Kunden sich 3655 Euro. Bei einem Listenpreis von 12.390 Euro entspricht das einem Nachlass von 29,5 Prozent. Quelle: dapd
Platz 9: Nissan MicraDer Kleinwagen von Nissan kostet eigentlich 11.4000 Euro. Wer die Rabatte der "City Cars Angebote" nutzt, spart sich allerdings 3492 Euro. Das sind immerhin 30,6 Prozent. Quelle: AP
Platz 8: Renault Clio"Relax Finanzierung" heißt die aktuelle Rabattaktion bei Renault, bei der der Hersteller dem Käufer des Clio einen Rabatt von 31,6 Prozent auf den Listenpreis von 12.800 Euro gewährt. Käufer sparen damit 4042 Euro. Vier Jahre Garantie (Wartung und Mobilität) sind inklusive. Quelle: PR Renault
Platz 7: Chevrolet CaptivaAuch ein SUV-Modell hat es in die Top Ten geschafft. Der Captiva der US-Marke kostet eigentlich 25.690 Euro - mit dem Aktionspreis gibt es 32,4 Prozent Rabatt, also 8330 Euro Nachlass, aber nur bis zum 31. März 2014. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Platz 6: Chevrolet OrlandoDas Crossover-Modell nimmt ebenfalls an der "Günstig wie noch nie"-Aktion teil. 34,2 Prozent Preisnachlass gibt es auf 19.990 Euro. Käufer haben dabei also 6842 Euro gespart. Auch hier gilt: Die Aktion läuft noch bis Ende März. Quelle: REUTERS
Platz 5: Nissan NoteBeim Nissan Note lassen sich 4845 Euro einsparen. Listenpreis 13.990 Euro, mit der Sonderaktion "City Cars Angebote" gibt es 34,6 Prozent Nachlass. Quelle: REUTERS

Was TPCA für PSA und Toyota oder die NSF für VW ist, nennt sich bei BMW die UKL („Untere Klasse“) – die Plattformstrategie zur Kostensenkung bei Kleinwagen. Der trendige Mini der britischen Konzerntochter gilt zwar als Ikone des Segments, erfüllt aber trotz eines Verkaufs von über 300 000 Fahrzeugen jährlich noch immer nicht die Renditeerwartungen der Zentrale in München. Deshalb wird der neue Mini künftig sowohl eine frontgetriebene Plattform wie auch die Motoren mit den Einstiegsmodellen von BMW, der nächsten 1er-Baureihe und dem neuen 2er Active Tourer, teilen.

Dafür ist der Mini in anderer Beziehung längst Vorbild für die Branche: Durch geschicktes Marketing wurde der Kleinwagen als Lifestyleprodukt mit Premiumcharakter in einer höheren Preisklasse positioniert. Wer mag, kann das Auto zudem mit zahlreichen teuren Extras auf die eigenen Wünsche zuschneiden lassen. Mit diesem sogenannten Customizing kommt das Geschäftsmodell erst so richtig in Fahrt: „Die ersten 10 000 Euro bringen nur eine operative Marge von fünf Prozent – darüber wird die Gewinnspanne zweistellig“, sagt Autoanalyst Stürmer.

Opel wird deshalb bei seinem Szeneflitzer Adam noch mal nachlegen und Kunden mit sieben neuen Farbkombinationen und Dachdekoren ködern. Auch der neue Fiat 500, der neue Ford Fiesta und der Toyota Aygo verfolgen diese Strategie.

Toyota bietet den Käufern sogar die Möglichkeit, Karosserie-Elemente und Dekor-Details später gegen kleines Geld auszutauschen. Pate stand der Smart der ersten Generation. Dort hat man von der Idee inzwischen wieder Abstand genommen – zu viel Aufwand, zu wenig Ertrag.

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