Automobilzulieferer Elektroautos bedrohen allein in Bayern 55.000 Jobs

Die Automobilindustrie muss den Anforderungen von Elektroautos gerecht werden. Quelle: dpa

Elektroautos gelten als die Zukunft der Mobilität. Viele Automobilzulieferer bringen sie jedoch in ernsthafte Schwierigkeiten: Allein in Bayern sind einer neuen Studie zufolge 55.000 Jobs in Gefahr.

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E-Mobilität ist erklärtes Ziel vieler Autohersteller. Doch der Umstieg auf Elektroautos hat vor allem für Automobilzulieferer drastische Konsequenzen, wie eine neue Studie des Münchner Ifo-Instituts zeigt. Demnach sind allein in Bayern 55.000 Stellen bei Zulieferern in Gefahr. Branchenunternehmen rechnen offenbar damit, immer weniger Komponenten zu produzieren, die in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen – vor allem, naheliegenderweise, der Antriebsstrang mit Motoren und Getriebe.

Der potentielle Entlassungsdruck hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der der weltweite Absatz von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren schrumpft. Legt man die gleichen Annahmen zugrunde wie andere existierende Studien, so wären bis 2030 etwa 15.000 bis 31.000 gut bezahlte Arbeitsplätze betroffen, rechnet das Ifo-Institut vor.

Der technologische und soziale Wandel in der Automobilindustrie könnte das Wettbewerbsumfeld im Fahrzeugbau in den nächsten zehn bis 15 Jahren gänzlich neugestalten. Eine Umfrage unter Verbrauchern zeigte kürzlich, dass schon ein Viertel der Deutschen bei gleichem Preis einen Hybrid- oder Elektroantrieb vorziehen würde. Um die komplette elektrische Produktpalette abdecken zu können, investieren deutsche Hersteller Milliardensummen.

Wenn die bayerische Autoindustrie ihre führende Stellung in der Autoindustrie verteidigen wolle, müsse sie den neuen Anforderungen gerecht werden, erklärt Studienautor Oliver Falck, Leiter des Ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.

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Der Erfolg von E-Autos hängt mit der Qualität der Batterie zusammen. Zurzeit ist die deutsche Automobilindustrie fast vollständig auf den Import von Batteriezellen aus dem Ausland angewiesen. „Wir empfehlen, die Material- und Batterieforschung zu fördern. Subventionen für die Batteriefertigung lehnen wir ab, weil mit ihnen nur wenige Arbeitsplätze und wenig Wertschöpfung gesichert werden können“, schreiben die Ifo-Experten. Um bei dem Strukturwandel mitzuhalten, müssten Beschäftigte dementsprechend qualifiziert werden.

Neben der Elektromobilität verändert auch das autonome und vernetzte Fahren die automobile Wertschöpfungskette. Es entsteht ein beträchtliches Marktpotenzial, etwa für Systeme mit Künstlicher Intelligenz, Dienstleistungen und Hardware wie Sensoren. Jedoch droht laut Ifo-Institut die Gefahr, dass branchenfremde Firmen aus den USA eine dominante Marktstellung erreichen. Schon heute haben sich die amerikanischen Chiphersteller eine Schlüsselposition im Bereich Sensorik und Prozessoren erarbeitet und sind zu starken Wettbewerbern im Bereich der Fahrtassistenzsysteme geworden.

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